Ein Teenager + ein Kunstprojekt + ein Fußball = Drama

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(Adventskalender 2021, Türchen 1)

„Guten Tag, hier ist Schulleiter Webber spreche ich mit Dylans Vater Mr. Tomlinson?", werde ich gefragt, als ich das Telefonat annehme. Es ist kurz nach eins an einem Freitag, mit anderen Worten, das Studio ist proppenvoll. Lautlos seufze ich und deute meiner Kollegin Sarah, dass ich für einen Moment in die kleine Mitarbeiterküche verschwinden muss. Es ist mehr als nur unpassend, dass Dylans Schulleiter mich gerade jetzt anruft, aber ich kann ihn schlecht wegdrücken oder ihm sagen, dass ich gerade arbeiten muss.

„Guten Tag, Mr. Webber. Ja, hier ist Dylans Vater", antworte ich ihm und drücke Daumen und Zeigefinger gegen meine Nasenwurzel. „Sehr gut. Sie können sich sicherlich denken, dass ich nicht anrufe, weil es erfreuliche Nachrichten gibt." – „Nein, davon bin ich allerdings nicht ausgegangen", gebe ich zu und schließe für einen Moment die Augen. „Was hat der Junge angestellt?", möchte ich dann wissen und versuche die Kopfschmerzen, die schon seit einigen Tagen hinter meinen Augen sitzen, zu ignorieren. „Er hat sich geprügelt, mal wieder, allerdings ist dieses Mal die Kunstausstellung zu Weihnachten der sechsten Klasse daran zu Bruch gegangen." Schöne Scheiße. „Daher bitte ich sie, ihn so schnell es geht aus dem Sekretariat abzuholen."

Mir ist durchaus bewusst, dass Teenager-Jungs nicht immer einfach sind, immerhin musste ich selbst durch diese Phase, aber ich habe mich nie geprügelt oder irgendetwas kaputt gehauen. Ich bin mir zwar sicher, dass diese Phase wieder vorbeigehen wird, aber das bedeutet nicht, dass ich sie gutheiße - und ebenso wenig tut Louis es. Anzurufen und zu fragen, ob er unseren Sohn nicht abholen könnte, brauche ich nicht. Er steckt bis zum Hals in Arbeit, da bald die eine Dokumentation über ihn in den Kinos erscheinen wird. Er verlässt das Haus morgens als Erster und kehrt spät abends, meistens nach dem Essen erst, wieder zurück. Ich sehe ihn kaum noch.

Dass ich ihn unterstütze, steht außer Frage, aber das ändert leider nichts daran, dass es unfassbar anstrengend ist, den Haushalt ganz allein zu schmeißen, gleichzeitig zu versuchen, einen Teenager zu erziehen und noch dazu ein Fotostudio zu leiten. Seit Tagen schon, bin ich erkältet und meine Kopfschmerzen sind nur aushaltbar, weil die Pharmaindustrie Ibuprofen verkauft. Ich kann jetzt nicht ausfallen, nicht, bis Louis nicht wieder mehr Zeit hat. Das wird frühstens in drei Wochen geschehen und so lange werde ich durchhalten, das weiß ich. Dass Dylan mir aber genau jetzt in den Rücken fallen muss, indem er derart Mist baut, kann ich überhaupt gar nicht gebrauchen.

„Ich mache mich sofort auf den Weg." Was bleibt mir auch anderes übrig?

„Du musst los?", fragt Sarah mich, als ich aufgelegt habe und meine Sachen hole. „Ich muss Dylan abholen", erwidere ich missmutig. „Tut mir leid." Sie winkt ab. „Schon gut, geh ruhig, ich schaffe das schon und viele Termine hatte ich heute sowieso nicht mehr, deine kann ich übernehmen." – „Du bist ein Engel", antworte ich ihr und verschwinde aus der Tür.

Ich brauche durch den Stadtverkehr Londons eine gute halbe Stunde, bis ich endlich den Wagen vor Dylans Schule parken kann. Bevor ich aussteige, atme ich tief durch und schließe die Augen erneut. Was würde ich jetzt dafür tun, mich eine oder zwei Stunden in mein dunkles Schlafzimmer in mein Bett zu legen. Mein Schädel dröhnt vor sich hin und meine Erkältung wird auch nicht besser. Wenn es nicht schon eine Grippe ist. Es hilft ja nichts. Ich steige aus und gehe zum Sekretariat.

„Da bist du ja endlich!", schnauzt mein Sohn mich an und ich seufze, antworte ihm aber nicht. Ich habe keine Lust, mich jetzt mit ihm zu streiten. „Hallo, ich bin hier, um meinen Sohn abzuholen", sage ich zu dem Sekretär. „Guten Tag, Mr. Tomlinson. Ich sage Mr. Webber Bescheid, dass sie hier sind." Er verlässt den Raum.

„Das ist so unnötig! Ich kann doch nichts dafür, dass die diese hässlichen Papp-Teile direkt in den Flur stellen!", regt Dylan sich lautstark auf. „Und ich habe Mika nur geschlagen, weil er angefangen hat!" Sicher. „So wie letztes Mal?", möchte ich von ihm wissen und er nickt wild. „Genau! Der Vollidiot merkt einfach nicht, dass er gegen mich sowieso verlieren wird!" – „Dylan", ermahne ich ihn, aber er verdreht die Augen. „Er ist aber ein Vollidiot!"

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