Kapitel 17 - Wanda

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Nach der blendend hellen Sonne draußen ist unsere Höhle stockfinster. Ich bleibe direkt am Eingang stehen und warte blinzelnd, bis sich meine Augen angepasst haben.

„WANDA!", brüllen meine Brüder jedoch, ehe ich kaum mehr als grobe Schemen ausmachen kann. Ich höre ihre hastigen Schritte und kaum habe ich die Arme ausgebreitet, als sie sich auch schon auf mich werfen und mich fast von den Füßen reißen.

„Du bist wieder da!", ruft Will lauthals und hüpft an mir hoch, bis er auf meiner Hüfte sitzt und seine kleinen Arme um meinen Hals schlingen kann. Jack ist so aufgeregt, dass er sich halb in einen Fuchs verwandelt hat und mein Bein umklammert, während sein Schweif hin und her wackelt.

„Hallo Zwerge", lache ich und lasse mich auf den Boden fallen, um meine Brüder richtig zu umarmen. „Ich habe euch auch vermisst, ihr kleinen Chaoten."

Jack klammert sich nun ebenfalls an meinen Hals und ich röchle kurz nach Luft, ehe Jack von meinem Hals ablässt, um dafür meinen Brustkorb einzuschnüren. Atmen ist so immer noch schwierig, aber nicht mehr unmöglich, wie wenn sie mir beide den Hals zudrücken.

„Jungs, lasst auch was für uns andere übrig", höre ich meine Mutter sagen und als ich aufblicke steht sie direkt vor mir. Meine Augen haben sich endlich so angepasst, dass ich ihr breites Lächeln und die vereinzelten Freudentränen sehen kann, die sie mit dem Handrücken abwischt.

Meine Brüder grummeln widerwillig und rücken ein wenig zur Seite, um Platz für Mama zu machen. Sie lacht leicht, ehe sie auf die Knie sinkt und ihre Arme irgendwie um meine Schultern schlingt.

„Hallo, meine Große", sagt sie über Wills blonde Löckchen hinweg und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich bin so froh dich wieder zu sehen."

„Ich freue mich auch", erwidere ich glücklich und schmiege meine Wange an ihre, während ich die Zwerge fester an mich drücke, sodass ich mit den Händen Mamas Schultern berühren und tätscheln kann.

In mir geht eine kleine Sonne auf und ich bin mir sicher, dass ich vor Glück einfach zerplatzen werde.

Papa lacht amüsiert irgendwo hinter mir. „Ich verstehe eure Freude ja, aber ihr seid ein wenig im Weg", merkt er an und hält Mama eine Hand hin. Sie strahlt ihn an und zieht ihn zu uns herunter, anstatt sich von ihm hochziehen zu lassen.

Er macht ein halb überraschtes, halb lachendes Geräusch, ehe er mir einen Kuss auf die Haare gibt und die kleinen Hände meiner Brüder auf meinem Rücken drückt. „Ich dachte, ich hätte eine Möwe vorgeschickt", beginnt er gespielt unschuldig, auch wenn sich davon niemand täuschen lässt.

Mama holt überrascht Luft und lässt uns los. „Stimmt, ich habe ja einen Kuchen überm Feuer!", ruft sie und eilt in die Kochecke.

„Hach", macht Amber, für die jetzt genug Platz ist, um ebenfalls vollständig einzutreten und den falschen Moosvorhang über den Eingang zu ziehen. Sie fängt einen Satz an, der zweifelsohne einen Witz über den Überschwung meiner Begrüßung beinhaltet, ehe meine Brüder begreifen, dass sie da ist.

Sie lösen sich in Windeseile von mir und werfen sich dafür auf Amber, die unter ihrem Gewicht prompt zusammenklappt und auf ihrem Hintern landet, während Will und Jack sich um den Platz in ihrem Schoß streiten.

„Amber, du bist auch da", brabbelt Jack aufgeregt los und zieht an ihrem Zopf. „Du warst schon so lange nicht mehr hier, wir haben dich vermisst."

„Hast du gemerkt, dass ich gewachsen bin?", brabbelt Will weiter und wackelt aufgeregt in ihrem Arm hin und her, den sie um ihn gelegt hat. „Schau mal, ich bin mindestens eine ganze Hand größer, seitdem du das letzte Mal hier warst."

Gabe Der Götter - Die VerfluchtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt