Borderline Persönlichkeitsstörung

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TRIGGERWARNUNG!

Im folgenden werden Themen wie Borderline und Selbstverletzendes Verhalten thematisiert. Solltest du psychisch instabil sein oder dich von diesen Themen angegriffen fühlen, ist dies vielleicht nicht der richtige Text für dich.

Eine der vielen psychischen Krankheiten die es gibt ist die Borderline Persönlichkeitsstörung. Wenn man das hört, denken die meisten sofort an Ritzen und Selbstverletzung. Dabei ist Borderline eine Krankheit mit unfassbar vielen Facetten. Nur wissen das die meisten nicht. Aber Menschen, die darunter leiden, müssen so viel durchmachen. Borderline ist eine Krankheit, die sich in jeder Alltagssituation bemerkbar macht und dich in allem auf eine Art und Weise einschränkt, beeinflusst und beeinträchtigt. Menschen mit Borderline sind aber auch unfassbar stark, denn sie kommen mit allen Aspekten irgendwie klar. Und das braucht sehr viel Stärke. Unter Borderline verstehen die meisten nur, dass man sich auf irgendeine Art und Weise verletzt, aber sehen wir uns das Krankheitsbild und die Symtomatik mal etwas genauer an.

Im Internet bekommt man zuerst einmal eine kleine Definition, die da lautet: "Das Borderline-Syndrom ist eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung gekennzeichnet von Impulsivität und Instabilität. Es ist die Unfähigkeit innere gefühlsmäßige Zustände zu kontrollieren. Diese Spannungszustände werden als unerträglich empfunden."

Auf selbiger Website sind auch ein paar interessante Zahlen zum Borderline-Syndrom aufgeführt. In Deutschland leben rund 1,6 Millionen Menschen mit dieser Krankheit. 80.000 davon sind Jugendliche. Zwischen 80.000 und 160.000 dieser Menschen mit Borderline begehen irgendwann Suizid. Die erwähnte Selbstverletzung ist bei Borderline zwar in gewisser Weise typisch, aber die Rate des Selbstverletzenden Verhaltens ist dennoch geringer, als die meisten denken. Nur etwa 1,1 Millionen bis 1,2 Millionen Menschen verletzen sich selbst.

Aber schauen wir jetzt mal ein wenig genauer auf die Symtomatik, beziehungsweise auf Merkmale des Krankheitsbildes. Im Großen und Ganzen kann man zwischen zwei Arten von Borderline-Typen unterscheiden, dem "Impulsiven Typus" und dem "Borderline Typus". Die Diagnose der Borderline Persönlichkeitsstörung wird über Merkmale gestellt. Einige dieser Merkmale sind Neigungen zu Streitereien und Konflikten, Neigungen zu Wut oder Gewaltausbrüchen und Unfähigkeit, das explosive Verhalten zu kontrollieren, Unsicherheiten im Selbstbild und der eigenen Identität, anhaltende Gefühle der Leere.

Mit diesen Merkmalen treten Verhaltensweisen auf, die viele mit Argumenten abschmettern und nicht ernst nehmen. Viele Menschen leiden unter den Symtomen und der Krankheit, ohne dass sie wissen, worum es sich handelt. Wenn du unter Borderline leidest, plagen dich unfassbare Stimmungsschwankungen. Aber Stimmungsschwankungen der schlimmsten Art. In der einen Sekunde könntest du vor Freude an die Decke springen, in der nächsten Sekunde nur noch alleine sein und weinen. Das Sprichwort "Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt" passt hier ziemlich gut. Du kommst mit deinen Gefühlen nicht mehr klar, weißt nicht mehr, wie du damit umgehen sollst oder kannst. Zeitgleich hast du ein unglaublich großes Gespür für die Emotionen anderer. Du kannst in deinen Mitmenschen lesen wie in einem Buch. Emotionen können nicht mehr gut vor dir versteckt werden, du spürst den Schmerz von anderen fast so deutlich wie deinen eigenen. Deine Gefühle nehmen an Intensität zu. Du spürst alles viel deutlicher und sehr viel heftiger als du es normalerweise tun würdest. Wut nimmt unsagbare Ausmaße an. Es braucht nur eine Kleinigkeit, ein falsches Wort, eine falsche Handlung, ein umgefallenes Glas oder etwas in dieser Art und deine Gefühle gehen mit dir durch. Deine Wut überwältigt dich, obwohl es gar keinen richtigen Grund gibt um wütend zu sein. Aber du bist wütend und könntest alles kurz und klein schlagen. Diese Wut kann sich gegen alles und jeden richten. Gegen Personen, gegen Gegenstände aber auch gegen dich selbst. In den meisten Fällen richtet sie sich gegen dich selbst. Neben deinen intensiven Gefühlen plagen dich aber auch Langeweile und das Gefühl der Leere. Du fühlst dich alleine, einsam. Aber genau diese Gefühle machen dich fertig. Sie plagen dich auf eine Art und Weise, die dich denken lässt, dass du auf dieser Welt vollständig alleine bist. Du kannst inmitten einer Gruppe aus Menschen stehen, Menschen, die du liebst und schätzt, aber du kannst dich komplett alleine fühlen. Dieses Alleinsein, diese Einsamkeit, sie lassen dich denken, dass dein Leben vorbei ist. Du wirst aber auch impulsiv. Deine Gefühle nehmen stark zu, werden intensiver, dadurch denkst du auf der einen Seite viel mehr über Dinge nach, aber es passiert auch das genaue Gegenteil. Du triffst Entscheidungen aus einem Impuls heraus. Denkst nicht an die Folgen oder Konsequenzen. In diesem einen Moment erscheint es dir richtig. Aber, manchmal, spürst du schon Sekunden später die Folgen deiner Entscheidung. Du machst dir zwar keine Gedanken um die Folgen, aber wenn sie eintreten fühlst du dich umso schlimmer. Für dich gibt es nur noch Schwarz-Weiß Denken. Entweder ist alles in bester Ordnung, oder alles ist schlecht, wertlos. Dazwischen gibt es für dich nichts mehr. Sobald eine Kleinigkeit schief läuft, wirkt es für dich, als würde alles schief laufen. Deine Gefühle überfluten dich. Du kannst nicht mehr klar denken und auf einmal fallen alle Aspekte zusammen und stürzen auf einmal über dich hinein. Du zweifelst. An dir, an deinen Leistungen, an allen anderen in deiner Umgebung, du zweifelst einfach an allem. Nichts ergibt mehr Sinn und deine Gedanken fangen an zu kreisen. Du fängst an, jede getroffene Entscheidung anzuzweifeln und zu hinterfragen. Alles fängt an sich zu drehen, du kannst nicht mehr klar denken und alles stürzt über dir zusammen. Deine Gefühle überwältigen dich. Und mit jedem Gedankengang, in dem du zweifelst, zweifelst du auch mehr an dir selbst. Und mit diesen Zweifeln an dir kommt irgendwann auch der Selbsthass. Du hasst dich für jede Entscheidung, die du getroffen hast, für alles, was du je getan hast. Für alles, was du bist. Und deine Gedanken kreisen immer und immer weiter. In deinem Kopf herrscht das absolute Chaos. Und dieses Chaos wird immer schlimmer und schlimmer. Von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag. Du kannst es nicht mehr abschalten und nicht stoppen. Und mit jedem dieser Zweifel kommt die Angst, nicht gut genug zu sein. Du siehst diese Fehler an dir und denkst, dass diese Fehler jeder sieht. Obwohl diese Fehler gar nicht da sind und eigentlich nur in deinem Kopf existieren. Aber für dich sind sie da, für dich gibt es sie wirklich. Und dadurch kommen Ängste in dir hoch. Nicht nur die Angst, nicht gut genug zu sein, du hast Angst, dass du verlassen wirst. Du denkst, dass du für niemanden mehr zu gebrauchen bist und dass dich deswegen jeder alleine lässt. Und du hast unfassbar große Angst davor verlassen zu werden. Allein der Gedanke ist für dich unerträglich. Gleichzeitig machst du dich von Personen abhängig. Du denkst, dass du gewisse Personen in deinem Leben brauchst und du fühlst dich noch einsamer, wenn diese Person nicht bei dir ist. Du machst deine Laune und dein Glück von dieser Person abhängig. Und du würdest alles für sie tun, nur um sie nicht zu verlieren. Intensive Beziehungen wird es von Psychologen genannt. Diese Beziehungen oder, besser gesagt, diese Gefühle, kannst du nicht nur Menschen gegenüber empfinden. Du kannst sie auch auf Tiere oder sogar Gegenstände projizieren. Aber die Empfindungen sind unfassbar intensiv. Alles wird unbeschreiblich intensiv. Auch diese Dinge gehören zum Krankheitsbild des Borderline-Syndroms. Um deiner Angst verlassen zu werden irgendwie entgegen zu wirken versuchst du alles, damit du und andere mit dir zufrieden sind. All das und mehr führt zu einer inneren Spannung, einem inneren Druck, dem du nicht entkommen kannst, den du nicht mildern kannst. Du versuchst alles. Versuchst, dich abzulenken um irgendwie wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

Und um genau das zu erreichen, fangen viele Borderliner an, sich selbst zu verletzen. Hier kommt das typische Ritzen oder Schneiden ins Spiel, das viele als Borderline bezeichnen oder kennen. Dabei ist dies nur ein kleiner Teil dieser Krankheit. Aber dennoch ein Teil, der sehr viel Unheil anrichten kann. Dieser Teil ist eine Art Flucht. Aber zu diesem Teil gehört nicht nur das Schneiden. Natürlich sind Klingen oder Messer eine beliebte Art, sich zu verletzen. Aber es gibt auch andere Methoden, Verbrennungen, Kratzen, Schlagen, Beißen aber auch Fingernägelkauen gehören dazu. Aber auch der Konsum von toxischen Substanzen, Alkohol, Nikotin und Drogen, gehört dazu. Menschen, die so fühlen, wie es ein Boderliner tut, würden alles dafür tun, um sich etwas Klarheit zu verschaffen. Und oft ist es die Selbstverletzung, die genau das erreichen kann. Für einen Moment kann man den Kopf ausschalten, für einen Moment ist dieser Druck, diese ganze Spannung wie weggeblasen. Es fühlt sich unglaublich gut an. Dieser Moment, in dem du die Klinge ansetzt, sie durch deine Haut ziehst und du das Blut laufen siehst.. In diesem Moment fällt jede Spannung von dir ab. Du fühlst dich gut, gelöst, befreit. Das Blut laufen zu sehen bringt dir inneren Frieden. Der Schmerz, und mag er auch nur von kurzer Dauer sein, gibt dir das Gefühl lebendig zu sein. Du fühlst etwas und kannst genau zuordnen, was du fühlst. Dein Kopf konzentriert sich nur auf diese eine Empfindung, nicht auf hunderte wie normalerweise. Diese Momente, in denen du an nichts anderes als den Schmerz denkst, sie machen süchtig. Diese ständige innere Unruhe ist schlimm, schlimmer, als man es mit Worten beschreiben kann. Wenn man eine Methode gefunden hat, um diese innere Spannung, der Druck und die Unruhe zu beseitigen, auch wenn es nur Methoden mit kurzer Erfolgsquote sind, fängt man an, diese zu lieben. Man fängt an, dieses Gefühl der Befreitheit und der Lösgelöstheit zu lieben. Es ist so viel einfacher als das normale Chaos. Man tut alles, um sich in diesem Zustand wieder zu finden. Die Handlungen, die dazu führen, wiederholt man, man sucht andere Wege um diese Leere und Ruhe zu finden. Es muss auch nicht immer Selbstverletzen sein. Auch gefährliche Handlungen können diese Gefühle hervorrufen. Aber egal, mit welcher Methode man diese Gefühle hervorruft, sie können süchtig machen. Besser gesagt, nicht die Handlungen selbst, sondern das Gefühl danach. Es ist unfassbar befreiend, dieses Chaos im Inneren zum Schweigen zu bringen. Man will dieses Gefühl immer. Am besten als Dauerzustand. Aber dies ist nicht möglich. Das altbekannte Chaos bricht immer wieder über dich hinein. Aber um ihm zu entgehen würdest du alles machen. Und genau das ist das Tückische an diesem Teil des Krankheitsbildes des Boderline-Syndroms.

Borderline.. Wie man sieht, eine Krankheit mit sehr vielen Facetten. Und auch, wenn dies ein tiefer Einblick in diese Krankheit ist, gehört noch so unfassbar viel mehr dazu. Aber alle Teile aufzuzählen würde Wochen, wenn nicht sogar Monate, dauern. Zumal jeder Mensch andere Symtome, andere Verhaltensweisen zeigen kann. Meistens sind die Anzeichen die selben, Menschen zeigen die selben Merkmale dieser Krankheit, dennoch kann sie jeder Mensch anders äußern. Denn jeder Mensch ist anders und nichts ist immer gleich, nichts geschieht auf die gleiche Weise zweimal. Abschließend noch ein kleiner Tipp: Haltet die Augen offen, nicht verschlossen, und behaltet immer im Kopf, dass Menschen euch nur das sehen lassen, was sie euch sehen lassen wollen. Man sieht nie alles, nicht jeden Aspekt, nie die ganze Geschichte. Denkt daran, bevor ihr urteilt.

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