Sunless

Kapitel 2

Ich kaue auf meine Lippen herum, während ich meine Programme und Ordner wieder richte. Meine Verunsicherung steigt weiter, je mehr ich wieder öffnen muss. Der Leutnant hat definitiv nach etwas Spezifischem gesucht. Nur das was, ist mir nicht erkennbar, wenn keiner der Daten fehlt. Auch beim genaueren Betrachten der Files wird alles weiterhin unschlüssiger.

Suchte er nach Video- und Bildmaterial? Eine Audiodatei? Welche von den vielen Datenquellen könnten wichtig für das Militär sein? Musste er eines meiner Programme kopieren?

Frustriert reibe ich mit den Fingern an meinen Schläfen. All das Suchen und Rätseln verursacht Kopfschmerzen. Pochend breitet sich der Schmerz über die Stirnfläche hinweg aus. Ich lehne mich nach vorn und vergrabe mein Gesicht in meine Handflächen. Ein tiefes Seufzen entfährt mir über die Nasenlöcher, ehe ich mich aufrichte und mit dem Kopf schüttele. „Später!", ermahne ich mich und logge mich wieder in meine Kommunikations-Anlage ein.

„Hoshino Yoko wieder im Dienst", melde ich mich gezwungen ruhig. Zunächst passiert nichts, dann pingt mich die Militärstation an. Eine Frau bittet mich, mit einer Gruppe auf der Oberfläche Kontakt aufzunehmen, da sie den Kontakt mit ihnen verloren haben. Sofort nehme ich mir der Sache an und drehe danach am Knopf, rechts von mir, und wechsele so die Frequenz. Bevor ich das Signal aussende und mich über das Mikrofon beuge, räuspere ich kurz. „Hoshino an Delta. Bitte kommen."

Statt der Stille folgt ein statisches Rauschen und ich warte noch einen Moment, ehe ich mich erneut melde. „Hoshino an Delta. Bitte kommen." Noch immer war nichts außer dem Rauschen zu vernehmen. Ich drehe am Knopf, um sicherzugehen, dass ich auf der richtigen Frequenz hinaussende. „Hoshino an Delta. Bitte kommen." Das Rauschen wandelt sich in Kratzen und ich vernehme ein kurzes Räuspern, dann wieder nichts. „Delta?" Es blieb still. Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wangen und ziehe mir eines der Ordner hervor mit der Liste der Soldaten, die an den heutigen -Missionen dabei sind. Scharf sauge ich die Luft an, als ich die Namen lese.

Das kann nur ein schlechter Scherz sein.

„Hoshino an Delta. Bitte kommen!", versuche ich es erneut, während ich etwas am Knopf drehe. Das statische Rauschen treibt mich fast in den Wahnsinn. „Bitte, einer von euch Dreien. Antwortet!", rufe ich ins Mikrofon.

„Yoko! YOKO!"

Ich halte inne. Endlich höre ich eine weibliche Stimme. Erleichtert und besorgt atme ich auf. „Kimiko! Bist du das?" – „Ja... Ja! Wir brauchen dringend Unterstützung! Katsu ist verletzt und Ryus Anzug ist defekt. Bitte schicke jemand hoch!" Die Verbindung bleibt nicht lange offen und bald verliert sich die Stimme meiner Cousine im statischen Rauschen. Bevor ich das Signal gänzlich verliere, lade ich mir die ungefähren Koordinaten herunter und leite sie unserer Militärstation weiter.

Wutentbrannt melde ich mich dann ab und stürme ins Wohnzimmer, wo ich meine Turnschuhe schnappe. Mein Atem verläuft ungleichmäßig, während ich die Tür nach Draußen öffne und nun auch meine Schlüssel von der Kommode nehme und in die Hosentasche packe. Die Schuhe ziehe ich während meinem humpelnden Weg nach Vorn an. Ich hatte etwas Schwierigkeiten, mein Gleichgewicht zu halten. Ruckartig lasse ich meine Augen über die Namens- und Nummernschilder der Türen wandern, bis ich endlich beim Militär bin. Eine Wache davor begrüße ich mit einem Nicken und stürme hinein. „Eh- Hey!", höre ich ihn rufen und weiche seinem Griff aus. Connors blonde Haare kommen mir in den Blick und ich laufe auf ihn zu. Kurz bevor ich ihm zu nahe bin, halte ich inne. Fast außer Atem hebe ich meinen Zeigefinger und richte diesen auf ihn.

„Du und ich. Reden. Sofort!", stammele ich hervor, bevor die Wut mir die Kehle zuschnürt. Er tritt näher und hebt beruhigend die Hände. „Wir wollten heute Abend reden, Yoko...", erwiderte er leise. „AH!", mache ich und schüttele kräftig den Kopf. „Sofort!", hauche ich und blinzele mehrmals, um die ansteigenden Tränen zu unterdrücken. Endlich scheint er zu begreifen, wie ernst mir die Lage ist und nickt dann zustimmend.