-April 2008-

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•Taehyungs Sicht•
8 years old

Unruhig auf meinem Sitz hin und her gerutscht, senkte ich schlussendlich den Kopf. Ich duckte ihn leicht, wobei ich mir die Arme schützend um meinen Hals legte.

Ich hörte lautes Gelächter. Dabei spürte ich noch immer, wie mir die kleinen Papierkügelchen zugeworfen wurden. Sie waren zum Teil verklebt und nass, sodass sie entweder an meiner Kleidung, meinen Haaren oder an meinem Tisch fest blieben. Jedes Mal, wenn ich nach Hause ging und anfing mich umzuziehen, entdeckte ich Papierstückchen, die mich bis in die Dusche begleiteten. Meine Mutter wurde bei jedem Mal wütend, weil sie dachte, ich nahm sie absichtlich nicht ab oder beabsichtigte unsere Wohnung zu verdrecken.

Dabei war das nie meine Schuld gewesen. Ich konnte nichts dafür, dass meine Mitschülerinnen mich hänselten. Sie bewarfen mich regelmäßig mit Papierstückchen, bezeichneten mich als einen „Müllsack", schubsten mich bei jeder Gelegenheit, schlugen mich oder spuckten mich an.

Ich blieb keinen Tag verschont, seit ich in die erste Klasse ging.

An manchen Tagen hielt ich es aus, während es an anderen Tagen furchtbar für mich war. Manchmal könnte ich los heulen, weil mir danach war, aber ich wollte mir nicht wieder anhören, dass ich es anders machen sollte. Ich hatte keine Lust auf Kommentare, wie...

„Du bist doch kein Junge!"

„Jungs weinen nicht!"

„Bist du etwa ein Mädchen?"

„Heulsuse!"

„Heul doch, heul doch!"

„Eine runde Mitleid!"

Ich hasste es. Ich verabscheute solche Kommentare und noch viel mehr konnte ich die Menschen nicht leiden, die mir das antaten.

Aber so war das nun mal. Mit meinen acht Jahren konnte ich sowieso nicht viel anstellen. Ich war noch ein kleiner Junge, der körperlich weder dazu imstande war etwas zutun, noch die Kraft dazu besaß.

Petzen wollte ich auch nicht... Ich hatte Angst, dass das meine Situation nur schlimmer machen würde.

Somit ließ ich es zu. Ich ließ all die Sticheleien zu. Ich sah darüber hinweg, dass über mich gelacht wurde, jeder das sah, aber nichts unternommen wurde.

Ich ließ es stumm über mich geschehen.

Zwei Jahre lang.

Geduldig die Augen geschlossen, wartete ich darauf, dass es endlich zur Stunde klingelte, damit der Albtraum ein Ende nahm. Jede Pause fühlte sich für mich wie eine Qual an, genauso wie jeder Schultag.

Ich hatte oft versucht mich krank zu stellen, damit meine Mutter mich nicht in die Schule schickte. Nur scheiterte ich regelmäßig daran, weshalb ich es irgendwann dabei beließ.

Den Kopf wieder leicht gehoben, nahm ich wahr, wie es auf einmal zu klingeln begann. Endlich richtete ich meinen Körper auf, da das das Zeichen für die Erlösung kam. Die Stunde würde beginnen, was bedeutete, dass meine Mitschülerinnen aufhören würden auf mir rum zu hacken.

Mein Blick schweifte zur Klassentür, aus der einige meiner Klassenkameradinnen aus der Pause kamen. Sie waren teilweise außer Atem gewesen, da sie lustige Spiele auf dem Schulhof spielten, zu denen ich nie eingeladen wurde.

Vielleicht wollte ich das aber auch nicht.

Den Kopf wieder gesenkt, um auf meinen Tisch zu sehen, erkannte ich all die feuchten Papierstückchen. Ich atmete leise aus, als ich diese einzeln mit den Fingern umfasste, um sie vom Tisch zu kratzen. Ich legte sie mir in die Hand, damit ich mich erheben konnte und den fremden Dreck im Mülleimer entsorgte.

One day... FF, Kim Taehyung (V)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt