Ich saß oben auf dem Wangshu Inn Dach und sah zu, wie die Sonne langsam unterging. Ich genoss die letzten Sonnenstrahlen, bevor ich meine Taschenuhr rausholte. Es war halb acht. Ich sah mich nochmals um, um Gefahren auszuschließen. Ich fand jedoch noch ein Hilichurl Lager im Osten. Ich seufzte, nahm mein Speer und sprang runter in Richtung Osten.
Ich sprang von einem Stein runter ins Wasser, welches ich noch halb durchqueren konnte, da es nicht so tief war. Es war kalt diese Nacht und das Wasser machte es nicht gerade einfacher. Ich fror leicht, als der kalte Wind meine Haut streifte, welche nicht bedeckt war. Ich verdrängte das Gefühl, denn ich kannte schlimmeres als das. Ich stoppte abrupt. Jemand sagte meinen Namen. Ohne drüber nachzudenken teleportierte ich mich zu der Person. Angekommen, sah ich ein kleines Mädchen, welches ich kannte, da sie von Wangshu Inn kam. Sie kauerte vor den Steinen und weinte. Vor ihr waren Hilichurls Und ein Mitachurl. Bei diesem Anblick biss ich meine Zähne zusammen und beschwörte meinen Speer. Ich zögerte nicht lange und sprang direkt auf die Gruppe hinzu, um diese mit meinem Speer wegzuschlagen. Die Hilichurls kannten mich alle und sie zögerten auch nicht lange, um mich anzugreifen. Ich jedoch, war ein geschickter Kämpfer. Ich hatte keine Angst vor ihnen, schließlich musste ich jeden Tag Tausende von ihnen töten, um die Bewohner von Liyue zu schützen. Dies war mein Vertrag mit Zhongli und ich gehorchte ihm, da er mir ein neues Leben gab. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich sah, wie der Mitachurl seine Axt hoch hob, um diese auf mich einzuschlagen. Ich holte meine Maske raus uns setzte sie auf. Die Maske gab mir Macht und Schutz, sowie Schmerz. Ich spürte wie die Energie durch mich floß. Ich keuchte auf, krallte meine Hand in meine Kleidung, bis die dunkle Aura um mir auftauchte. Ich parierte den Schlag von dem Mitachurl und nutzte meine Anemo Energie, welche die Feinde durchspießte und besiegte.
Nun stand ich da. Blutverschmiert und von Leichen umgeben. Ich atmete schwer und sah meine Hand an, welche zitterte. Der Schmerz hörte nicht auf. Ich nahm meinen Speer vom Boden und sah zu dem Mädchen, doch sie war schon verschwunden. Ich sah zu Boden und seufzte. Verständlich, keiner möchte einem Monster dabei zusehen, wie es jemanden tötet. Ich war dennoch froh, dass sie in Sicherheit war. Ich schaute mich um und befand mich im Osten von Wangshu Inn. Wenigstens sind jetzt keine Gefahren mehr da für die Bewohner. Als sich meine Maske auflöste, ging erneut ein Schmerz durch mich. Ich zuckte zusammen und ging zu Knie. Ich zitterte am ganzen Körper. Der Schmerz war schlimmer geworden als sonst und ich spürte schnell, dass etwas nicht mit mir stimmte. Als ich darüber nachdachte, kamen plötzlich Bilder vor meinen Augen. Bilder davon, wie einst meine Yaksha Freunde sich umbrachten. Ich spürte nichts weiteres als Schmerz. Ich hielt meine Brust und weinte, bis ich nicht mehr aufnahmefähig war.
Ich spürte den Schmerz von 2000 Jahren kämpfen auf mir und die karmische Schuld, welche mich langsam zerfraß. Jahrelange Agonie kam in mir hoch. Plötzlich sah ich ein Licht vor mir aufleuchten. Ich blickte hoch und sah Zhongli, welcher mich besorgt ansah. Ich blickte beschämt zu Boden und lauschte, als er anfing zu Reden:
"Xiao, du hast übertrieben. Du solltest deine sparsamen Kräfte für dich bewahren, sonst wird dich deine karmische Schuld entgültig fesseln. Hast du mich gehört, mein Junge?"
Ich nickte stumm. Mein Meister hatte Recht, ich hätte meine Kraft nicht nutzen sollen. Ich schämte mich sehr, da ich Zhongli bewunderte, doch nun musste er erneut den Yaksha retten, welchem er einst ein neues Leben schenkte. Ich war erbärmlich.
"Ich gab dir diese Kraft, um deine Fehler wieder gut zu machen, doch ich gab sie dir nicht, damit du dich selbst aussetzt."
Ich wischte meine Tränen vom Gesicht. Wann war das letzte Mal, dass ich geweint hatte? War der Schmerz wirklich so schlimm? Ich spürte wie Zhonglis Arme mich zwingten aufzustehen. Ich bemühte mich, doch wackelte leicht. Ich war so armselig. Zhongli hielt mich fest.
Ich konnte ihm nicht in die Augen schauen. Ich konnte nie jemanden tief in die Augen schauen. Ich konnte die Emotionen der Menschen nicht verstehen. Tief in inneren ist mein Meister kein Mensch, wodurch seine Emotionen viel mehr für mich bedeuteten, als die der Sterblichen und das konnte ich mir in diesem Zustand nicht antun.
"Wir sollten zunächst deine Wunden heilen." Sagte er. Ich konnte aus seiner Stimme hören, dass er besorgt war und ich seufzte nur.
Wir teleportierten uns zu seinem "Haus". Angekommen sah ich Ganyu, wie sie ein Buch liest. Sie blickte auf und mir reichte nur ein kurzer Augenkontakt, um wieder wegzusehen. Ich knurrte leicht. Ich spürte ihre Angst um mich, doch sie sagte nichts. "Ganyu könntest du bitte Xiao auf das Bett legen. Ich werde eben ein paar Kräuter holen gehen von Madame Ping." Ich seufzte wieder, als ich Madame Pings Namen hörte. Die alte Dame wird nicht erfreut sein, wenn sie hört, dass der allmächtige Gott Heilkräuter für seine Adepten brauchte. Ganyu kam auf mich zu und hielt mich fest. Zhongli ging aus dem Haus. Sie führte mich zum Bett und ich legte mich auf dieses.
Ich konnte sie nicht ansehen. Die einzige Qilin, welche ich kannte, musste ihre eigenen verletzten Mentor ansehen, welcher ihr das Kämpfen lehrte. Ich schämte mich sehr, da ich mich so schwach vor ihr zeigen musste. Sie sah mir das an und wollte gerade anfangen zu reden, doch ich unterbrach sie. "Du sollst dir keine Sorgen um mich machen." Sagte ich fast schon genervt. Ich bereute es direkt geredet zu haben. Wieso muss ausgerechnet alles aus meinem Mund unfreundlich klingen? Vor allem ihr gegenüber. Ein Adept, über welchen ich die Verantwortung bekommen habe und auch noch respektiere. Sie allein hätte es nie verdient auch nur irgendwelche unfreundlichen Aussagen hören zu müssen. Ich fühlte mich wie ein Idiot.
Sie sah mir an, dass ich mir wieder zu viele Gedanken machte und nahm meine Hand, um diese kurz zu drücken. Ich sah zu ihr und sie lächelte mich leicht an. "Adepten passen aufeinander auf." Sagte sie sanft. Das ist die Ganyu, die ich kenne. Sie war immer stets freundlich zu allen und bereute es nicht. Ihre Mimik und Gestik erinnerte mich sehr an die der Menschen. Es erinnerte mich besonders an den Reisenden namens Aether. Er war aus einer anderen Welt und suchte seine Schwester. Er war immer freundlich zu mir, doch ich habe es nie verstanden. "Deine Mimik und Gestik. Du erinnerst mich an den Reisenden" sagte ich und sah wie sie erneut lächelte. "Ich hatte viel Kontakt mit ihm und er ist wirklich ein guter Mensch.". Ich nickte bestätigend.
Die Tür öffnete sich und Zhongli kam leicht erschöpft rein. Ich konnte an seinem Blick sehen, dass er etwas mit Madame Pings Gespräche zu kämpfen hatte. Er hielt eine Schale Kräuter in der Hand und gab diese Ganyu. Er nickte kurz zu ihr und ging wieder nach draußen.
Ganyu schaute mich kurz an, um zu fragen, ob sie mein Shirt leicht hochziehen durfte. Ich nickte nur stumm. Sie tat es, aber nicht zu viel, damit ich meinen Verstand nicht verlor. Ich war ihr dankbar dafür. Ich sah ihr zu, wie sie die Kräuterpaste auf meine Wunden verteilte. Ich spürte zwar Schmerzen doch verdrängte diese. Mein ganzer Körper war bedeckt mit Narben, welche Geschichten erzählten. Sie entstanden durch Todeskämpfe und nahe Sterbeprozesse. Viele von ihnen stammten jedoch aus der Zeit, mit den anderen Yakshas. Der Gedanke reichte und ich verkrampfte mich unwillkürlich. Ganyu stoppte und sah mich unsicher an. Ich atmete tief ein und aus, doch meine Gedanken hörten nicht auf. Sie nahm meine Hand und versuchte mich dazu zubringen sie anzusehen. Ich sah sie an und sie sah mich nur besorgt an. Ich verabscheute ihre Angst um mich, doch ich hatte keine Zeit mich darüber aufzuregen, als mein ganzer Körper zitterte und anfing weh zu tun. Ich spürte wie die dunkle Aura wieder auftauchte. "Du solltest lieber gehen" flüsterte ich zu Ganyu und sie verstand. Sie stand auf und ging raus, um Zhongli bescheid zu sagen. Ich schloss meine Augen und sortierte meine Gedanken, bis alles trübe und komplett schwarz wurde.
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Die Verzweiflung in einem Yaksha (Xiao Oneshot)
Historia CortaXiao vollendete seine Arbeit, wie immer, bis er von seinen Gedanken in die Vergangenheit geworfen wird. Zhongli und Ganyu schworen ihn zu unterstützen, doch der Yaksha muss diesen Weg zunächst alleine durchqueren.