Irgenwann

33 0 0
                                    

Ich wünsche dir wundervolle Weihnachten im Jahre 2021. 🎄
„Irgendwann" Ein Sirius Black Oneshot.

Schreie drangen an meine Ohren. Schluchzen hallte durch die dunklen Gänge. Ein schrilles Lachen ertönte. Vermutlich von meiner Cousine, die ihr Leben wieder so toll fand und sich über die Schreie und das Leiden freute. Meine Hände krallten sich in die kalten Gitterstäbe, so dass meine Fingerknochen heraus traten. Ich wusste nicht wie lange ich hier schon war. Waren es Wochen? Monate? Oder schon Jahre? Ich wusste es nicht. Hier am schlimmsten Ort der Welt. Hier in dem bestgeschützten Gefängnis weit und breit. Hier in Askaban.
Wenn man nicht aufpasste verlor man seinen Verstand. Wie viele Gefangene es schon getan hatten. Man verliert erst jeglichen Zeitgefühl, dann das Glück und dann die Lebenslust. Fast jeder Gefangener hat nach ein paar Monate schon Selbstmordgedanken. Aber ich nicht.
Ich tastete in meine Manteltasche, in der ein altes Foto war. Es war zerknickt und zeigte vier glückliche Jungen. Langsam faltete ich es auseinander. Es war viele viele Jahre her, als es aufgenommen wurde. Einer der vier Jungen hatte eine Brille und schwarze Haare. James. Einer hatte braune Haare und leuchtend grüne Augen. Remus. Ein anderer hatte braune Haare und lachte frech. Peter. Ich verabscheute ihn. Er war an allem Schuld. Dass ich hier saß und um mein Leben kämpfte. Dass Lily und James, der für mich wie ein Bruder war, tot waren. Verraten an den dunklen Lord von ihrem eigenen Freund, der sich für die dunkle Seite entschieden hatte. Tot. Weg für immer. Nur ihr Sohn Harry wurde verschont. Hagrid hatte ihn abgeholt. Nachdem ich ihm das Baby, das so früh seine Eltern verloren hatte, übergab und ihm mein Motorrad lieh. Dann bin ich Peter gefolgt um ihn für seine Taten zu bestrafen. Ich erinnerte mich immer noch daran wie ich wütend durch die Straßen streifte und nach der Ratte suchte. Ich fand sie und wollte gerade wutentbrannt auf ihn losstürmen, als er mich ansah. „Sirius, wie konntest du nur? Lily und James", hatte er mich gefragt. Ich hatte ihn nur wütend angeschrien. Dann hatte er sich einen Finger abgeschnitten, mich fies angelächelt und war verschwunden. Ich fand das so komisch, dass ich anfangen musste zu lachen. Ich lachte, darüber dass Peter es geschafft hatte mich, Sirius Black, hereinzulegen. Ich lachte weil die ganze Situation so komisch und verrückt war. Aber vor allem lachte ich darüber, weil ich nicht wusste wie ich sonst fühlen sollte. Sollte ich weinen? Nein, ich würde es niemals zulassen in der Öffentlichkeit zu weinen. Ich war stark. Auch wenn ich immer noch gebrochen war, war ich stark.
Ein heiseres Lachen holte mich aus meinen Erinnerungen. Ich seufzte, strich das Foto glatt und steckte es weg. Die vierte Person darauf war ein Junge mit schulterlangen schwarzen Haaren. Es war ein jüngere Ebenbild von Sirius Black. Ein glücklicher, sorgenfreier und freier Sirius Black. Den ich nie wieder treffen konnte.
Wie jeden Abend setzte ich mich auf den kalten Steinboden und blickte auf das mit Gitterstäben besetzte Fenster, das mir eine Flucht unmöglich machte. Während ich den Vollmond betrachtete, dachte ich an Remus, James und Lily. Wie oft hatte Lily uns gedeckt, als wir uns heimlich raußgeschlichen hatten um Remus beizustehen. Wie wir in unserer Animagusgestalt neben ihm herliefen und ihn unterstützten, wenn er wieder einmal vergessen hatte seinen Trank zu nehmen. Was er wohl machte ohne unsrer Hilfe?
Ich tastete nach dem Foto in meiner Tasche und murmelte: „Remus, James, Harry, Lily." Es waren ihre Namen. Die Namen von den wichtigsten Personen in meinem Leben. Die Personen für die ich alles tun würde. Die Worte, die mich bei Verstand hielten.
Ich lehnte mich an die Steinmauer und ohne den Blick von dem Vollmond zu wenden, huschte ein Lächeln über mein Gesicht. James hätte nicht gewollt, dass ich meinen Verstand verlor. Er hätte gewollt, dass ich stark blieb und irgendwann, wie ein echter Rumtreiber, aus dem Gefängnis floh. Und ich wollte ihn stolz machen. Ihn, Lily, Harry, Remus und die anderen, die mich für einen Verräter hielten.
Ich schloss die Augen. „Remus, James, Harry, Lily", murmelte ich, immer noch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ich lehnte meinen Kopf an die Steinmauer. „Remus, James, Harry, Lily", erneut sagte ich die Worte, die mir halfen bei Verstand zu bleiben. Mit dem Bild in der Hand, einem leichten Lächeln auf den Lippen und mit den Gedanken an meine Freunde, wo wir noch unbeschwert in Hogwarts Streiche spielten, schlief ich ein. So wie schon viele Nächte zuvor. Doch ich wartete nur ab, denn irgendwann würde meine Zeit kommen und ich würde diese Mauern, in denen schreckliche Dinge passierten, verlassen. Wenn meine Zeit gekommen war. Irgendwann.

Harry Potter OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt