Beats, Dämmerlicht und Alkohol

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Der Weg zum Club gestaltete sich weiter als gedacht, was aber auch daran lag, dass die Jungs große Straßen mieden, um möglichst wenig Zuschauer zu treffen, die uns um diese Zeit durchaus noch über den Weg laufen und aufhalten konnten. Taddl, mit dem ich die ganze Zeit über eine angeregte Unterhaltung über Musik führte, entschuldigte sich mindestens tausendmal dafür, aber eigentlich störte es mich nicht wirklich. izzi unterhielt sich weiterhin mit Felix, warf Celina aber immer wieder bedeutsame Blicke zu, die wiederum mit Rewi rumalberte. Chantal unterhielt sich weiter hinten mit Ardy und Ju über Tattoos. Und Felix? Der drehte sich ständig zu Taddl und mir um und sah Letzteren mit diesem undeutbaren Blick an. Was soll das? Und warum berührt Taddl mich jedes Mal so demonstrativ an der Schulter, wenn Felix uns beide ins Visier nimmt?
"Da ist es!", rief Rewi nach einer ganzen Weile von vorne. "Jetzt geht's los", jubelte Ardy voller Euphorie, die sich auf die gesamte Gruppe übertrug. Ich schloss kurzerhand zu Celina auf und Chantal kam auch dazu. Zu dritt führten wir nun die Karawane an und schritten voller Vorfreude auf den Eingang zu.
Der Türsteher, mehr Schrank als Mensch, der sich nun vor uns aufbaute, bremste unsere Ekstase ein wenig. "Wie Viele seid ihr?", grummelte er gelangweilt. Leicht angenervt von seiner Art erklärte ich: "Neun, alle über achtzehn" "Dass ihr alle über achtzehn seid, sehe ich auch selbst, Fräulein." Fräulein! Ich schnaubte verärgert So ein überheblicher Macho! "Du siehst auch selbst, dass wir zu neunt sind.", meinte ich dann möglichst gelassen. "Können wir jetzt bitte einfach rein?" "Ganz schön frech, Kleine. Gefällt mir" Er grinste dreckig. "Geht schon. Aber macht nicht gleich mit allen sechs Jungs rum, ihr Drei" Als ob. Niemand ging auf seine Anspielung ein, stattdessen bewegten wir uns endlich ins Innere des Clubs.
Die laute Techno-Musik, Celina würde es als "Geschrammel" bezeichnen, schallte uns sofort entgegen, eigentlich gar nicht Meins, aber cool zum Feiern.

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"Hey Taddl, jetzt komm doch auch mal tanzen!", ich zerrte leicht an der Schulter des Miesepeters, der sich bisher noch keinen Zentimeter von der Bar entfernt hatte. Während alle Anderen ihren Spaß hatten, trank und trank er einen Shot nach dem Anderen. Langsam machte ich mir Sorgen.
Taddl schüttelte nur den Kopf und lechzte nach dem letzten Tropfen alkoholischer Flüssigkeit in seinem Glas, nicht ohne es fast runterfallen zu lassen. Behutsam nahm ich ihm das Glas aus der Hand, sah ihn noch einmal bittend an und ging dann zurück auf die Tanzfläche, wo Felix auf mich wartete. Den Rest hatten wir schon vor einiger Zeit im Getümmel verloren.
Hier im Dämmerlicht traute ich mich auch wieder, ihm in die wunderschönen Augen zu schauen, immer wieder gestört von angetrunkenen Mädchen, die auf ihren High Heels in mich reinstolperten. Nach einer Weile nahm Felix meine Hand und zog mich woanders hin. Süß, er denkt wirklich, hier würde es besser werden. Plötzlich kam sein Gesicht mir so nah, dass ich seinen leicht angestrengten Atem am Hals spürte. Er brüllte mir ins Ohr: "Ich gehe mal kurz aufs Klo!" Wow, sehr romantisch. "Okay, dann gucke ich nochmal nach Taddl!", brüllte ich zurück. Felix nickte nur und ging. Was ist denn sein Problem? Sobald es um Taddl geht, verschließt er sich total.

Seufzend machte ich mich wieder Mal auf den Weg zur Bar. Wie zu erwarten saß Taddl noch immer an der gleichen Stelle, nur mit neuem Glas. "Hm?", gabe er von sich, als ich meine Hand auf seine Schulter legte. "Ach, du bist's" Scheiße, der Junge ist dicht wie sonst was. "Weißt du was", lallte er. "Komm mal mit, ich zeig' dir....was. Dann tanz' ich auch mal 'ne Runde, okay?" Solange er jetzt endlich die Bar verließ, war mir alles egal. "In Ordnung", willigte ich also ein und ließ mich von ihm durch Massen von verschwitzten Menschen ziehen. Da war Chantal! Sie tanzte mit Ju circa drei Meter von mir entfernt, sah mich aber nicht.

In einer dunklen Nische war unsere Wanderung abrupt zu Ende, Taddl zog mich vor sich und lehnte sich selbst an der Wand an, scheinbar konnte er nicht mehr vernünftig stehen. Ich runzelte die Stirn. "Was willst du mir hier jetzt genau zeigen?" Er ignorierte meine Frage und zupfte gedankenverloren am Träger meines Oberteils herum. Völlig unvermittelt sah er mir mit überraschend wachem Blick in die Augen. "Weißt du eigentlich, wie schön du bist?", brabbelte er schwer verständlich und ehe ich mir überhaupt bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte, spürte ich seine Lippen auch schon auf meinen. Ich riss erschrocken die Augen auf. Seine waren geschlossen. Er ignorierte völlig, dass ich seinen Kuss nicht erwiderte und wurde immer fordernder.

Ich wusste nicht, wozu. Ich wusste nicht, wie lange es bis dahin gedauert hatte und vor allem wusste ich nicht, warum ich letztendlich doch eng mit ihm verschlungen in dieser Ecke stand und ihn küsste. Irgendwann hatten meine Lippen einfach begonnen, sich im Gleichtakt mit seinen zu bewegen. Ich hatte meinen Mund leicht geöffnet und unseren Zungen erlaubt, sich zu berühren. Ich krallte meine Hände in seine Haare, er fuhr mit seinen über meinen Rücken.
Es war kein romantischer Kuss. Es war kein schöner Kuss. Es war kein Geständnis der Liebe. Es war einfach nur...
Total dämlich, mit einem gestern kennengelernten Freund rumzumachen, wurde mir plötzlich klar. Was tue ich hier eigentlich?

Sein Blick war wie ein MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt