"Wer in die Wüste geht und wiederkehrt, ist nicht mehr derselbe."
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Das Kamel starrte mich an, als hätte ich es beschimpft, dabei waren meine Lippen wie das Grab des letzten Sultans versiegelt.
Es liess ein zorniges Grummeln hören, das verdächtig nach „Verschwinde, oder ich zertrample dich gleich!" klang. Ganz unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück. Man würde mich fesseln und knebeln müssen, um mich auf diesen Höcker zu zwängen. Ich war doch nicht lebensmüde!
„Nein", flüsterte ich und tippte meiner Grossmutter auf die Schulter. Die war allerdings noch immer in das Gespräch mit dem Kamelführer vertieft und würdigte mich keines Blickes. Ihr schwarzes Gewand, das ihr von Kopf bis Fuss reichte, wehte sanft in der Wüstenbrise.
„Folgt Altair während sieben Nächten, bis der Mond in seiner Halbsichel steht", sprach sie auf den Mann ein, welcher ihr ziemlich unbeeindruckt zuhörte. „Dann werdet ihr die Oase nicht verfehlen."
Ich verdrehte die Augen. Meine Vermutung war, dass jeder Kamelführer in Kesh die Sterne lesen und den hellsten davon im Adler erkennen konnte, aber meine Grossmutter vertraute niemandem — besonders den Männern nicht. Sie tragen den Kopf nicht an der richtigen Stelle, sagte sie immer.
„Wir werden den Weg schon finden", grummelte der Kamelführer. „Heute Nacht brechen wir auf. Wählt weise Abschiedsworte für eure Enkelin."
Meine Grossmutter nickte, diesen ernsten Ausdruck im Gesicht, wie ich ihn schon lange nicht mehr an ihr gesehen hatte. „Rastet nur unter freiem Himmel." Es klang mehr wie eine Aufforderung, als eine höfliche Bitte.
„Keine Bäume, schon klar."
Er spuckte auf den Boden und drehte den Kopf in meine Richtung. Ich spürte seinen Blick auf mir. Wie es sich gehörte, senkte ich die Lider und schob den Zipfel meines Kopftuches über die untere Gesichtshälfte. Meine Grossmutter legte ihren Arm um meine Schultern, als wolle sie mich vor seinen bösen Gedanken schützen.
„Wenn meine Enkelin nicht in Jaradin ankommen sollte, werde ich es wissen. Die Winde flüstern mir alles zu, was in der Wüste geschieht."
Obwohl ich es nicht sah, wusste ich, dass ihre Augen schamlos auf ihn geheftet waren, ihn festnagelten, als wolle sie sichergehen, dass er sie verstanden hatte. Sitty scherte sich nie um die Gepflogenheiten der nomadischen Kasbahra. Vermutlich weil sie selbst nicht der Wüste entstammte. Sie war eine Blume des Nordens. Aus einem Land, das weit jenseits des smaragdgrünen Ozeans lag.
„Der restliche Anteil von dem hier", fügte sie an und reichte ihm einen Lederbeutel voller Dinaren, „werdet ihr in Jaradin von ihren Eltern erhalten."
Der Kamelführer riss ihr den Beutel aus der Hand, linste hinein und band ihn, nachdem er den Inhalt für angemessen befunden hatte, an seinen Ledergurt.
„Wir ziehen bei Anbruch der Dämmerung los", war alles, was er noch sagte. Dann drehte er sich um. Seine Karawane musste vorbereitet werden. Er entfernte sich von uns und bellte seinen Männern irgendwelche Befehle zu.
„Sitty", sagte ich und zog fester an ihrem Gewand, damit sie mir endlich Aufmerksamkeit zollte.
Die blaugrünen Augen richteten sich auf mich. Ihre Gesichtszüge wurden sanfter, als sie mir ein Lächeln schenkte. Ich liebte das Gesicht meiner Grossmutter, weil es so voller Leben war. Ihre einst blasse Haut war von der Sonne gebräunt. Tiefe Falten gruben sich um ihre Augen und ihren Mund und zeugten von einer Jugend voller Glück. Das war meinem Grossvater zuzuschreiben. Er hatte sie zur glücklichsten Frau gemacht, die ich kannte. Bis zu dem Tag, an welchem er uns für immer verliess und wir ihn der Wüste zurückgeben mussten.
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Zwischen Sand und Sternen
Fantasy☆ Band I ☆ Najmahs Weg ist von den Sternen vorgezeichnet - oder so glaubt sie. Nachdem sie bei ihrer Grossmutter alles Wissen erworben hat, welches sie für das Leben als Wüstennomadin braucht, soll sie die Traditionen ihrer Vorfahren ehren und zurü...
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