4. quälende Erinnerungen

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Ich war wie blockiert. All die Male in denen wir uns fast die Köpfe eingeschlagen hatten und wir uns beleidigt hatten kreisten in meinem Kopf herum. Außerdem verprügelte er seine kleine Tochter bevor sie ihm endlich wegnommen wurde. ,, Alles Ok?", fragte Guy verunsichert. ,, Tut mir leid......ich will dich ja......aber......es ist seine dumme Fresse." Guy grinste. ,, Kein Problem." Er zog seinen Leibkörper aus. Perfekt definierte Muskeln, weiche gebräunte Haut. Er gefiel mir schon. Ich amüsierte mich darüber, dass ich ihm an den Kopf geschrien hatte, dass sein hässlicher Sportwagen, den er dauernd auf meinem Parkplatz parkte, für den ich extra zahlte, nur einen Verlängerung für seinen Minischwanz war. Sein Schwanz war nicht außergewöhnlich klein, aber auch nicht besonders groß. Wie gut, dass er einen hübschen Hintern hatte. Guy packte mich am Arm und zerrte sich in mein Schlafzimmer. ,, Ich habe ihn mal angeschrien, dass er einen winzigen Schwanz hat und es durch seinen Sportwagen kompensiert. Besonders groß ist er ja nicht." Guy wirkte abwesend. ,, Er tut trotzdem richtig weh." ,, Was meinst du damit?! Kannst du dich an was erinnern?", fragte ich aufgeregt. Er schüttelte seinen Kopf als wolle er den Gedanken verscheuchen, doch dann sagte er:,, Nein, leider nicht. Ich weiss nicht was das war." Ich hörte Guy weinen. Plötzlich glitt er aus dem Leihkörper. ,, Scheisse, ich weiss nicht was los ist, aber ich kann ihn nicht mehr halten. Bring ihn schnell weg bevor er aufwacht ", flehte Guy. Ich schleifte ihn an seinen Armen nach draußen und warf ihn vor seine Tür. Seine Kleidung warf ich auf ihn. Guy saß weinend und zitternd auf meiner Couch. Ich ging zu ihm und versuchte ihn zu umarmen, aber es war nicht möglich. Ich fiel erneut durch ihn hindurch. Er klammerte sich an mich. ,, Dieser Typ, er ist bösartig. Ich sehe diese Bilder. Mein Kopf schmerzt. Mein ganzer Körper." Er bebte, er zitterte immer noch und keuchte, als würde er gleich ersticken.
Ich packte sein Gesicht, es klappte. Wahrscheinlich, weil er danach gierte meine tröstende Nähe zu spüren.
Ich küsste ihn. Sofort wurde er ruhig.
Ich ließ meine Hände an seinem Rücken entlang fahren. Er erwiderte meine Küsse immer wilder. Ich spürte, dass er immer erregter und fordernder wurde. Er fasste mich überall an. Ich genoss es. Doch an knallte ich erneut gegen die Armlehne meiner Couch. Guy half mir auf und kühlte erneut die schmerzende Stelle mit seiner eiskalten Hand. ,, Es tut mir leid. Darum wollte ich einen Leihkörper. Ich kann mich nicht darauf konzentrieren dich berühren zu können, wenn ich ......", er lächelte verstohlen, ,, so erregt bin." ,, Warte ich kenne jemanden." Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche. Es gab diesen Typen, der seit Ewigkeiten in mich verknallt war, aber ich mochte ihn nicht. Er war attraktiv keine Frage, aber auch nervig und langweilig. Im Ernst wie konnte jemand gleichzeitig nervig und langweilig sein? Ohne zu Fragen hatte er mir seine Nummer ins Telefon eingespeichert. Es lag auf dem Tisch, als ich ihn in meinem Lieblings Coffeeshop war und nichts böses ahnte. Er setzte sich einfach zu mir und ruinierte meinen Tag. Ich sah nach. Aus meiner Fahlheit heraus hatte ich sie nicht gelöscht. Ich hatte mir schon damals gedacht, könnte ich seinen Charakter ändern würde ich total darauf eingehen. Das konnte ich ja jetzt! Ich drückte auf seinen Namen. ,, Wer auch immer da ist, es ist mitten in der Nacht! Was willst du?! Es ist besser jemand gestorben oder so!", fuhr er mich verschlafen an. ,, So kenne ich dich ja gar." Für einen Moment war er so verdutzt, dass er schwieg, dann fragte er ungläubig:,, Alvaro? Bist du das?"
,, Ja." ,, Oh mein Gott, hi. Tut mir leid gegen gerade. Wie kann ich dir helfen?" ,, Du kannst zu mir kommen und meinen Schwanz lutschen."
Er schwieg erneut. ,, Warum machst du dir die Mühe mich mitten in der Nacht anzurufen, um mich zu beleidigen?", fragte er gekränkt.
,, Ich meine es ernst." ,, Wirklich?", fragte er verunsichert. Er dachte wohl ich würde ihn reinlegen oder demütigen wollen. ,, Ich hatte den Eindruck, dass du nicht interessiert warst. Woher kommt dein Sinneswandel?" Es wurde mir langsam zu blöd. ,, Von meiner Latte ", die ich allerdings nicht von ihm hatte, sondern von Guy.
,, Herrgott Martin!", fuhr ich ihn an,
,, willst du jetzt herkommen und dich von mir ficken lassen oder nicht!"
,, Ich meine ja schon, du musst nur verstehen, dass ich normalerweise nicht so ein Mensch bin, der solche Dinge tut und .......", ich legte auf.
Ich schrieb ihm eine SMS:,, Komm einfach her oder auch nicht ist mir egal, wenn du nicht in einer halben Stunde hier bist bring ich das alleine zu Ende." ,, Wer ist dieser Typ?", wollte Guy wissen. Wie süß er klang total eifersüchtig. ,, Das ist nur so ein nerviger Kerl von meiner Arbeit, der auf mich steht, aber ich mag ihn nicht. Er nervt und langweilt mich."
,, Du bist jetzt mein Mensch und wenn ich den Körper nicht in Besitz nehme darf du ihn nicht haben ", befahl Guy mit dem zuckersüßesten Wutausdruck im Gesicht. ,, Du bist so süß. Ich will ihn nur wegen dir. Wegen nichts sonst." Nach einer halben Stunden klingelte es tatsächlich an meiner Tür. Ich öffnete. Es war Martin. ,, Hi Alvaro ", sagte außer Atem. ,, Hi ", erwiderte ich grinsend. Ich ließ ihn rein. ,, Also was ich dir sagen wollte, normalerweise mach ich sowas nicht, aber ich war so froh, dass du doch über uns nachdenkst, dass ich dachte ich tu es einfach." Ich war genervt und sah mich nach Guy um, entdeckte ihn aber nicht. Ich ging auf ihn zu, in der Hoffnung Guy würde endlich auftauchen. Wurde ich etwa doch wahnsinnig und hatte mir den super süßen Geisterjungen nur eingebildet. Es kam auf einen Versuch an, ihn aus der Reserve zu locken. Ich stand ganz nah vor Martin und öffnete seinen Gürtel. ,, Damit wir uns klar verstehen. Es gibt kein uns und das wird es auch nie geben. Ich will dich einfach ficken, weil ich dich heiss finde, aber beziehungstechnisch passen wir nicht zusammen." Er schob enttäuscht meine Hand weg.
,, Alvaro, ich bin verliebt in dich. Ich kann das nicht. Ohne Gefühle bekomme ich nicht mal eine Errektion. Ich bin Demisexuell." Ich stöhnte genervt auf. ,, Erstens sag nicht Errektion du bist weder 80 Jahre alt noch ein Arzt und zweitens das hätte ich mir eigentlich auch denken können, denn du bist komsich und langweilig." Er schnaubte verächtlich und wirkte ziemlich gekränkt. Er wollte gerade gehen, als ich die Geduld verlor. ,, Guy, tu doch endlich was!" Er tauchte hinter ihm auf und fuhr in seinen Körper. Martin zuckte zusammen und ließ den Kopf hängen. ,, Guy?" Martin sah auf und ich erkannte sofort in seinen Augen und an seinem Blick, dass er nicht mehr er selbst war. Die Farbe seiner Iris hatte sich von hellem blau zu einem schokoladenbraun verfärbt.
,, Wie gefällt dir dieser Leihkörper?", fragte Guy grinsend. Ich lächelte und öffnete seine Hose. Vorsichtig zog ich den Bund seiner Boxershorts zurück. Angewidert ließ ich ihn los. Mit meinem lauten Knall und einem Aufschrei von Guy flog er zurück.
,, Sorry ", sagte ich verlegen. Ich hatte nicht daran gedacht, dass Guy seine Schmerzen fühlte. ,, Er hat nicht nur Haare, sondern quasi einen ganzen Wald in seiner Hose." Guy sah nach.
,, Auch nicht mein Fall. Ich gehe ihn rasieren!" Guy lief ins Bad, begann seinen Leihkörper auszuziehen und ihn zu rasieren. Plötzlich liess er den Rasierer fallen und krümmte sich vor Schmerzen. Er konnte den Leihkörper aber noch kontrollieren. ,, Oh Gott Guy, was ist denn nun los?", rief ich panisch aus.

Guys Erinnerung:

Er sah ein kleines Mädchen lachend auf einer alten, kaputten Matratze sitzen. Sie hielt einen ziemlich zerlumpten Teddybären in ihrer Hand. Neben ihr saß ein Junge. Er schien ein Teenager zu sein. Allerdings konnte Guy sein Gesicht nicht sehen, da lediglich sein Rücken zu sehen war. Er legte sich zu ihr und nahm sie in seinen Arm. Ganz sanft und leise flüsterte er ihr eine Gute-Nacht-Geschichte zu. Nach einer Weile war sie eingeschlafen. Plötzlich ging die Tür auf. Das helle Licht der Küche brannte in seinen Augen. Irgendwie konnte Guy seine Gefühle nachempfinden und seine Schmerzen spüren. Seine panische Angst. Ein Arm griff nach ihm. Sein Knöchel schmerzte. Die schwere Eisenkette war eine unendliche Belastung. Sie schnitt dem Jungen ins Fleisch und liess eine brennde Wunde zurück. Ein Mann schleifte den Jungen hinter sich her. Er schleppte ihn in sein Schlafzimmer und warf ihn auf sein Bett. Sein Gewicht erdrückte den Jungen fast. Nahm ihn die Luft zum atmen. Seine Haut war so heiß wie ein loderdes Höllenfeuer und jede seiner Berührungen verteilte sich auf den Körper des zitternden Jungen wie ein Waldbrand. Ein durchdringender Herz. Der Junge wimmerte leise. Er hörte seinen Peiniger schnauben wie ein wütendes Tier. Warme Flüssigkeit verteile sich auf ihm und kühlte sich rasend ab. Seine Tränen mischten sich mit dem Sperma seines Peinigers. Er liess den Jungen einfach zurück. ,, Geh in deine Kammer!" Er Junge rappelte sich weined auf und lief zurück in sein Gefängnis. Er säuberte sich in einem kleinen Eimer mit eiskalten, schmutzigsten Wasser. Er hob einen Bademantel auf. Auf ihm war der Name Jerez eingestickt. Ein stechender Schmerz durchfuhr Guy als er den Namen vor seinen Augen sah. Das war nicht sein Name! Er klammerte sich an Alvaro und schrie aus voller Kehle auf. ,, Es ist nicht real! Guy es ist nicht mehr real!" Guy hörte seine sanfte Stimme in der Ferne und wollte zu ihr. Sie war wie ein wärmendes Licht, dass ihn zu sich zog. ,, Guy! Guy!"

Plötzlich riss er seine Augen auf und Alvaro saß vor ihm auf dem Boden. Guy glitt erneut aus seinem Leihkörper. ,, Was ist denn nur passiert?", fragte Alvaro besorgt.
Guy verschwand sofort wieder in seinem Leihkörper und stürzte sich weined auf Alvaro. ,, Irgendwie kenne ich diesen Mann. Ich weiss nur nicht wer er ist ", flüsterte Guy ihm zu.
Alvaro half Guy auf und brachte ihn zur Couch. Schweigend stellte er den Fernseher an und zog Guy in seine Arme. Er deckte sie beide mit einer dünnen Tagesdecke zu. Guy sog den Geruch der Decke auf und zuckte zusammen. Das Bild eines kleinen Mädchens erschien vor seinem geistigen Augen. Sie lachte fröhlich.
,, Wem gehört diese Decke?!"
,, Mhm....diese Decke hat das kleine Mädchen hier vergessen. Lydia. Ihr Vater hat sie geschlagen und wer weiss was noch alles getan. Du weisst doch ich habe sie wegholen lassen."
Dieser Name Lydia löste ein wohlig, warmes Gefühl in Guys Brust aus. So vertraut, aber auch sehnsüchtig.
,, Lydia ", wiederholte er nachdenklich, während er über die Decke strich. ,, Ich habe die Decke schon so oft gewaschen, verrückt, dass du sie noch wahrnimmst." Guy legte die Decke aus der Hand und schmiegte sich an Alvaro. ,, Versteh mich nicht falsch, aber ich kann
nicht ", murmelte Guy. ,, Ich auch nicht ", sagte er lachend. ,, Halt mich bitte einfach nur fest ", flehte Guy.
Alvaro lächelte und küsste seine Stirn.
Es fühlte sich nicht an, als teile er diese Nähe mit Martin, auch wenn es sein Körper war. Er fühlte Guy in jeder Faser, in jedem Atemzug, in jeder Berührung. Er streichelte sanft Guys Haar, er schlief bald ein. Auf dem Flur hörte er seinen Nachbarn laut fluchen. Er schien aufgewacht zu sein. Er verschwand aber schnell in seiner Wohnung.

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