7. Das ungerechte Rechtssystem

4 1 0
                                    

Rückblende/ 14 Tage nach Lydias Befreiung:

Es wurde immer schlimmer. Diese Kälte war so unerträglich geworden, dass sich hin und wieder Eisblumen an den Fenstern abzeichnten. Das leise Wimmern war nun so laut und so nah, dass ich das Gefühl hatte, jemand stände hinter mir. Ich hatte Angst, dass ich verrückt wurde, aber auch davor was es bedeutete in diesem Szenario geistig gesund zu sein. War hier etwas in meiner Wohnung? Und wenn was?! Ein Geist oder ein Dämon?! Ich wollte nicht das dieser Zustand eine Gestalt annahmen. Ich aß gerade gelangweilt eine Schüssel Fertig - Ramen, als etwas ekelhaft, stinkendes auf meinem Couchtisch landete. Ich verzog angewidert das Gesicht. Schon wieder, dieser Arsch bekam wohl nicht genug! Arrrrrrhhhhhhhhhh! Es war ein totes Stinktier, mit Reifenabdrücken auf dem Rücken und Maden in seinem mit Blut und Dreck verkrusteten Fell. Manchmal glaubte ich er überfuhr diese armen Tiere mit Absicht, woher sollte er sonst so viele haben? Nur um mich anzuwidern und in den Wahnsinn zu treiben. Mit Sicherheit ließ er sie auch noch so lange verrotten bis sie stanken und voll Insekten waren, damit ich mich besonders ekelte. Ich musste ein Würgen unterdrücken. Ich wusste sofort wer mir das antat. Ich sprang auf und holte eine Mülltüte. Gerade als ich das arme Dinge in seinem Plastiksarg verstaut hatte flog das nächste Tier auf meinen Tisch. Diesmal war es ein Waschbär, der zum Glück etwas frischer war als das Stinktier. Er war noch nicht von Maden befallen, roch aber auch nicht besser. Ich rannte zum Fenster und knallte es zu. Er stand unten mit einem Beutel voll toten Tieren und grinste hämisch. Er war freigelassen worden?! Ich konnte es kaum glauben. Für einen Moment hatte ich gehofft, er hatte jemanden gebeten, dass für ihn zu erledigen, aber nein! Man hatte ihn rausgelassen. Dieses Stück Scheiße hatte seine eigene Tochter fast totgeschlagen und sie ließen ihn frei! Er warf noch ein paar Tiere an meine Fensterscheibe, die zum Glück stand hielt. Der widerlich süßliche, faulige Geruch der Verwesung und die Hitze die sich durch das geschlossene Fenster in meinem Wohnzimmer sammelten waren unerträglich. Mir war kotzübel. Ich stoffte den Waschbär ebenfalls in die Tüte und verschloss sie. Ich hob das Fenster nur einen kleinen Spalt an und rief hinaus;,, Was willst du?!"
,, Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich auf Kaution frei bin und dir ein kleines Geschenk machen!", antwortete er grinsend. ,, Du weisst nicht zufällig wo sie meine Kleine hingebracht haben?", fragte er ganz ruhig, aber seine Stimme klang bedrohlich. ,, Nein und jetzt verschwinde!" Ich wusste es wirklich nicht, aber selbst wenn, hätte ich es ihm niemals gesagt. Das arme Mädchen konnte froh sein, dass man sie ihm weg genommen hatte.
,, Sie haben mir das Sorgerecht entzogen und ich mache dich dafür verantwortlich! Außerdem war mein Anwalt bei mir in der Untersuchungshaft, wenn ich einen Antiaggressionskurs ablege und aufhören zu trinken, kann es sein, dass ich Lydia zurück bekommen." Diese Aussage fühlte sich an wie ein Schlag in den Magen. Ich hoffte das sie bis dahin adoptiert werden würde, um ihm die Chance zu nehmen. Kein geistig gesunder Mensch könnte sowas zulassen. Er hatte keine zweite Chance verdient! Vor allem nicht, weil ich glaubte, dass er seinen Sohn umgebracht hatte. Ich wollte gerade das Fenster schließen, als er rief:
,, Hey Schwuchtel!" Ich hasste mich dafür, dass ich auf seine Beleidigung reagierte. ,, Was?!", fauchte ich ihn an.
,, Ich komme wieder mit schöneren Geschenken." Er hatte das dreckigste Grinsen aufgelegt und warf mir einen Luftkuss zu. Ich schloss das Fenster.
Vielleicht hatte ich mich mit dem falschen Typen angelegt, aber was hätte ich tun sollen. Zulassen, dass er die Kleine totschlug? Er er ging auf die Eingangstür zu und verschwand aus meinem Blickfeld.

Am Abend traute ich mich wieder das Fenster zu öffnen und wurde prompt dafür bestraft. Hatte dieser Psychopath etwa stundenlang in der Dunkelheit gestanden nur um darauf zu warten, dass ich mein Fenster wieder öffnete?! Ein totes Opossum landete auf meinem Tisch, nachdem es mir gegen den Kopf geflogen war. Ich hatte die Schnauze voll! Irgendetwas musste ich tun. Also rief ich die Bullen. Plötzlich war diese komische Energie wieder zu spüren. In der Luft blieb eine Art knisternde Spannung, die mir eine Gänsehaut verpasste. Es war wiedermal eiskalt um mich herum. Ich atmete eine sichtbare Wolke aus. Es fühlte sich fast an, als würde mich kalte, tote Hände an den Schultern berühren. Armseelig und einsam wie ich war, machte es mich sogar etwas an. Doch als der heiße Schauer der Erregung sich in mir ausbreitet, war das Gefühl plötzlich weg. Ich sammelte mich und drückte auf die Abbildung des grünen Telefonhörers auf meinem Display.
,, Notrufzentrale, was ist ihr Notfall?", fragte mich eine männliche Stimme, die noch sehr jung klang. ,, Mein Nachbar belästigt mich. Er wirft tote Tiere durch mein Fenster ", beschwerte ich mich. ,, Dann schließen sie es doch......sorry ich arbeite noch nicht lange hier." ,, Das habe ich, aber jetzt ist er wieder aufgetaucht. Ich möchte, dass jemand vorbei kommt. Er ist gewaltbereit und gefährlich." ,, OK, ist er bewaffnet?"
,, Das weiß ich nicht, aber ich denke schon." ,, Wir schicken jemanden vorbei." Ich legte auf und wartete ungeduldig. Er hatte mich nicht einmal nach meiner Adresse gefragt ich nahm an, dass sie das zurückverfolgen konnten. Beziehungsweise sehen konnten wo ich mich befand. ,, Hey Schwuchtel!", brüllte er plötzlich direkt vor meiner Tür. Ich atmete genervt auf. Ich hatte schon etwas Angst. Dieser Typ war komplett irre. ,, Mach die Tür auf!", verlangte er. ,, Nein!", schrie ich zurück. ,, Feigling! Du bist also eine von diesen weichen Pussy - Schwuchteln, die sich nicht verteidigen können ", rief er mir amüsiert zu. In einem Anfall von Wut rannte ich zur Tür und riss sie auf. Ich bereute es sofort. Er packte mich blitzschnell am Arm und drückte mich wegen die Wand. Sein Gesicht war meinem so nah, dass ich seinen Tequila - Atem riechen konnte. Seine Pupillen waren riesig. Er war mit Sicherheit zugekokst. ,, Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus. Es wäre doch schade, wenn dieses hübsche Gesicht verunstaltet werden würde." Ich hörte das leise Klicken einer Klinge die aus dem Griff eines Messer sprang. Mein Herz begann zu rasen, mir wurde vor Panik übel und ich zitterte. Er strich mit der scharfen Seite der Klinge über meine Wange. Ich spüre wie das kalte Metal in meiner Haut versank und das Fleisch nachgab. Ein leichter, brennender Schmerz breitete sich aus, während ein Rinnsal von Blut an ihr herunter lief. Er leckte über meine Wunde und nahm die geringe Menge Blut mit seinem Mund auf. Ich war wie versteinert. Ich konnte mich nicht rühren. Er griff zwischen meine Beine. ,, Fühlt sich doch gut an, wenn du keine Pussy hast, dann bist du offensichtlich eine ", hauchte er mir belustigt zu. Mein dummer Körper reagierte einfach ohne mich zu fragen, ob es jetzt angebracht war. Meine Hose beulte sich aus. ,, Gefällt dir das? Du dreckige, notgeile Schwuchtel." Nein, es gefiel mir nicht. Ich war nur schon ewig nicht angefasst worden. ,, Etwas zu alt, aber wenn du dich schon so anbietest sage ich doch nicht nein ", flüsterte er mir amüsiert zu, drehte mich um und drückte mich erneut gegen die Wand. Ich war absolut panisch und immer noch nicht fähig mich zu bewegen. Er drückte das Messer an meinen Hals. Gerade als er meine Hose öffnen wollte klingelte es bei mir. Er liess mich los und verschwand. Erst als er weg war wagte ich wieder auszuatmen. Es klingelte bestimmt noch viermal bis ich die Kraft fand die Bullen reinzulassen. Ich bat sie schweigend in meine Wohnung.
,, Also was ist hier passiert?", fragte der größere der beiden. Ich stand auf und holte das Opossum. Ich hatte es in eine Mülltüte befördert. ,, Er.....", meine Stimme zitterte stark.
,, Er wirft seit fast einem Jahr immer wieder tote Tiere durch mein Fenster und all solchen Blödsinn und er hat mich mit einem Messer bedroht und .....", ich schwieg. Die beiden sahen nicht gerade aus, als würden sie Verständnis dafür haben, dass ich mich als Erwachsener Mann fast vergewaltigen liess. ,, Was und?", fragte der kleinere nun ziemlich schroff. ,, Wohl ein Streit unter Liebenden?", er klang so angewidert und gleichgültig, dass ich extrem froh war, dass ich geschwiegen hatte.
,, Was nein?!" Er liess den Blick durch meine Wohnung wandern. Seine Augen hafteten an der Pride Flag die an der Wand hing. ,, Nur weil ich schwul bin, heißt das nicht, dass ich Sex mit jedem männlichen Wesen haben möchte!", schnauzte ich ihn an.
,, Ich meine das ist manchmal ja auch ziemlich verständlich und offensichtlich!", fuhr ich ihn an und liess meinen Blick einmal abwertend über seinen fetten Körper gleiten.
Er sah mich so hasserfüllt an, dass ich seinem Blick auswich. ,, Wir gehen jetzt rüber und reden mit ihm ", warf der erste beschwichtigend ein. Ich zeigte öffnete meine Tür und zeigte auf die Höhle des Löwen. Sie verließen meine Wohnung und klopften an seine Tür. Ich späte durch den Spione. Er öffnete mit dem dreckigsten Grinsen und bat sie herein. Nach fünf Minuten kamen sie wieder raus und wollten gehen. Ich riss meine Tür auf. Dieser Mistkerl warf mir einen Luftkuss zu. ,, Du mieser Scheißkerl!", rief ich ihn zu, dann wandte ich mich an die Bullen.
,, Was ist denn nun?!" Der größere Bulle kam auf mich zu. ,, Wenn er ihnen weh tut, rufen sie uns an. Im Moment können wir nichts tun. Es gibt keine Beweise dafür, dass er diese Tiere durch ihr Fenster schmeißt und nur weil sie beide sich nicht mehr verstehen......", ich unterbrach ihn,
,, Wir haben uns noch nie verstanden!", schrie ich außer mir vor Wut. ,, Ihr sexuelles Verhältnis geht uns nun wirklich nichts an." Ich kochte vor Wut. ,, Fragen Sie die anderen Nachbarn bitte! Die wissen davon!", flehte ich. Ich hätte kotzen können, als ich sah wie süffisant und dreckig er mich angrinste. Er kam auf mich zu. Ich wollte nicht, dass die Bullen gingen. Darum blieb meine Tür offen. Er strich mir sanft über die Wange. Ich schlug seine Hand weg.
,, Hey Baby, wir bekommen das bestimmt wieder hin. Auch wenn du mich vor der Polizei verleugnest und aus Eifersucht dafür gesorgt hast, dass sie mir mein Kind wegnehmen. Ich liebe dich." Diese widerlichen leeren, hinterhältigen Augen. ,, Was?! Erstens wir haben keine Beziehung und zweitens hat er sie geschlagen ", versuchte ich mich zu erklären.
,, ES REICHT!", schrie der kleine Fette.
,, Komm wir gehen ", sagte der größere nun auch ziemlich frustriert. Er schien nun auch zu glauben, dass ich sie verarschen wollte, um meinen Rachefeldzug durchzuziehen.
,, Aber.....!", rief ich verzweifelt aus. Der Fette hob die Hand und präsentierte mir seine Handschellen. Das brachte mich sofort zum schweigen. ,, Wenn Sie nicht gleich Ruhe geben, nehmen wir sie mit!", fauchte mich dieses homophobe Stück Scheiße an. Sie ließen mich einfach stehen. Ich fühlte mich so verarscht. Das Monster von gegenüber küsste meine Wange, grinste mich an und verschwand in seiner Wohnung. Ich schlug meine Tür zu, holte eine Flasche Tequila und verzog mich auf meine Couch. Plötzlich spürte ich die Energie um mich herum. Sie fühlte sich tröstlich an, als ob sie verstand was los war. Ich stellte die Flasche weg und legte mich auf die Couch. Die Energie umhüllte mich, sie beruhigte und beschütze mich vor meinen bösen Gedanken. Ich hatte keine Angst, sowie sonst. Nach einer Weile schlief ich ein. Mitten in der Nacht schreckte ich auf. Es war eiskalt in meinem Zimmer. Die Ruhe und die Entspannung waren vergangen und erneut saß mir der Schock tief in den Knochen........

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 13, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

GhostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt