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Der Schultag nahm schneller ein Ende als ich gedacht hätte, und ehe ich's mich versah, läutete die Klingel und kündigte das Ende meiner letzten Stunde an. Gemächlich stand ich auf, packte meine Schulsachen in meinen Ranzen und zog mir meine Jacke an. Dann setzte ich meinen Ranzen auf und verließ als letzte das Zimmer, da die anderen alle schon hinaus gestürmt waren.

Heute jedoch konnte ich leider nicht mit Pippa nach Hause gehen, da sie noch eine Stunde hier verbringen musste. Also begab ich mich allein auf den Heimweg. Als ich durchs Schultor hinaus trat, sah ich nicht einmal Max draußen auf mich warten, obwohl er heute zur gleichen Zeit Schulschluss hatte wie ich und wir immer gemeinsam gingen. Komisch.

Überlegend nestelte ich mein Handy aus der Hosentasche und schrieb ihm eine Nachricht, wo er denn blieb. Keine zwei Sekunden später ploppte seine Antwort mir auf dem Display entgegen. 

Max: Oh sorry, hab vergessen, dass wir gleich heut Schluss haben. Bin schon nach Hause.

Kopfschüttelnd schrieb ich ihm zurück: 
Ich: Okay, können wir uns heute nochmal treffen?‹ 

Max: Ne, sorry, hab keine Zeit wegen Schule und so..

Seufzend steckte ich mein Handy zurück in meine Hosentasche und machte mich auf nach Hause. Um diese Uhrzeit waren die Straßen schon ein wenig belebter als morgens, wenn ich gerade zur Schule aufbrach. 
Glücklicherweise hatte es in der Zwischenzeit aufgehört zu Regnen und so musste ich nur den Pfützen auf dem Fußweg ausweichen, in denen sich schon lauter bunter Blätter ansammelten. 

Als ich unser Haus erreichte, friemelte ich den Schlüssel heraus, schloss auf und betrat den Hausflur. Dann stieg ich die Treppen zu meiner Wohnungstür hinauf, schloss diese ebenfalls auf und wurde sofort von meinem miauenden Kater empfangen. Simba fing an gut gelaunt zu schnurren und strich mir um die Beine herum. Ich beugte mich zu ihm hinunter und kraulte ihn ausgiebig, bis er genug hatte und wieder verschwand. 

Diese Gelegenheit nutzte ich und schälte mich aus Jacke und Schuhen. Dann schmiss ich meinen Ranzen achtlos in mein Zimmer und begab mich in die Küche, um mir Essen zu Kochen, denn mein Mittagshunger hatte mich eingeholt. 

Ich sah mich in der Küche nach etwas essbarem um, und entschied mich Schlussendlich für Nudeln, denn das ging jetzt am schnellsten. Ich schaltete den Herd an, nahm einen kleinen metallischen Topf aus dem Schrank und befüllte diesen mit Wasser, und kippte ein paar der Spaghetti hinein. 

Zehn weitere Minuten verstrichen, bis die Nudeln fertig gekocht waren. Dann schüttete ich sie mir auf den Teller, machte mir noch ein paar Kleckse Pesto drauf und aß sie auf. 
Während ich so da saß und aß, ließ ich mir den Schultag nochmal durch den Kopf gehen. Meinen Freund Max hatte ich heute kaum zu Gesicht bekommen - nur vor der Schule kurz und in den Hofpausen, in denen er aber nicht wie sonst immer zu mir herüber gekommen war, um mich zu Begrüßen oder sich mit mir zu Unterhalten.

Ich war deswegen schon leicht traurig gewesen, und als er dann nicht mal nach der Schule auf mich gewartet hatte ...
Ein komisches Gefühl, welches ich noch nie zu vor gehabt hatte, schlich sich in meinen Körper, oder besser gesagt in mein Herz. Ich konnte es einfach nicht zuordnen, doch es setzte mir zu und brachte meine Gedanken durcheinander, doch nicht gerade auf positive Weise. 

Sofort umschlang mich wieder das Gefühl, ihm eine Nachricht schreiben zu müssen um bestätigt zu bekommen, dass er wirklich Schule machen musste. Doch ich riss mich zusammen, denn ich wollte nicht wie eine Stalker-Freundin rüber kommen. Schließlich brauchte er ja auch mal ein wenig Privatsphäre, oder?

Schweigend räumte ich mein dreckiges Geschirr weg und wusch es schnell ab, da meine Mutter immer geschafft war wenn sie von Arbeit heim kam und dann meistens direkt ins Bett fiel. 
Dann begab ich mich in mein Zimmer und schmiss mich auf mein Bett, ehe ich mich in meine Kuscheldecke einhüllte, mir Kopfhörer aufsetzte und begann, mich durch die Musik zu entspannen, die mich voll dudelte. 

Doch lange funktioniere das nicht, denn da fing Pippa an, mit mir zu schreiben.  

Pippa: Hey du, hab jetzt Schulschluss. Hast du schon eine Idee für dein Kleid? :-)

Ich: welches Kleid?‹, antwortete ich ihr leicht verwirrte, denn es wollte bei mir einfach nicht Klick machen. 
Pippa: Für den Maskenball, du Schlaumeier!‹ Ich konnte schon förmlich vor Augen sehen, wie sie sich an die Stirn klatschte und genervt die Augen verdrehte. 

Ich: Ach so, ne, keine Ahnung. Hab darüber gar nicht mehr nachgedacht.

Pippa: Aha, über was denn dann? Was ist wichtiger als der Maskenball?!

Sie war wirklich blöd! Es gab so viele wichtigeren Sachen, aber für sie natürlich nicht. Dennoch musste ich ihr antworten.
Ich: Max.

Es dauerte ein wenig, bis Pippa ihre Antwort fertig geschrieben und mir gesendet hatte, und das war kein Wunder, da sie nicht gerade kurz war.

Pippa: Deinen Freund? Hast du ihn etwa gefragt ob er mit zum Ball kommen will? Ach ne, sorry, auf der Hofpause hat er ja gar nicht mir dir geredet. Ist irgendwas los zwischen euch beiden? Sonst kommt er doch immer zu uns rüber ... Habt ihr euch gestritten? Oder was ist passiert??

Ich: Hmmm, weiß nicht. Nach der Schule hat er auch nicht auf mich gewartet, seine Ausrede war, dass er zu Hause Schule machen muss, weshalb wir uns heut auch nicht mehr treffen können :(

Pippa: Ach komm schon! Da wird sicher nichts sein, du musst doch auch mal Schule machen, oder?

Ich seufzte laut auf, da hatte meine Freundin ja schon irgendwo recht. Trotzdem fand ich das äußerst komisch, da Max sonst nie so ... abweisend war. 
Ich: Ja schon. Wahrscheinlich hast du recht.‹

Pippa: Natürlich hab ich recht, Schätzchen. Frag ihn einfach Morgen ob er mit dir auf den Maskenball gehen will und dann ist alles wieder paletti.

Meine beste Freundin musste einfach recht haben. Ich versuchte ihr zu glauben und überlegte mir schon einmal, wie ich meinen Freund darum bitten könnte, mich zu diesem doofen Ball zu begleiten, auf den ich eigentlich keine große Lust hatte. Vielleicht sollte ich es ihm auch einfach schreiben?

Ich holte wieder mein Handy hervor und öffnete WhatsApp. Gerade wollte ich auf unseren Chat klicken, als mir etwas seltsames auffiel: Max war auf WhatsApp aktiv. Das war sehr selten für seine Verhältnisse, da er nicht groß mit jemandem schrieb. Und er schrieb ja auch gerade nicht mit mir, da er Schule machen wollte. Und Schule und Chatten gleichzeitig, ging nicht. 

Mit wem bitte schrieb er?
Denn als er nach zehn Minuten immer noch aktiv war, fing ich an, mir Sorgen zu machen ...

WolfsliederWo Geschichten leben. Entdecke jetzt