"Mummy, nein. Bitte!" schreie ich durch mein neues 2. Zuhause, dem Kindergarten. Eine Träne findet ihren Weg über meine kalte Wange, auf der ein Kuss meine wunderschönen Mutter noch ein Weilchen verweilt. "El, ich komme doch heute Mittag wieder, ich lass dich nicht alleine", flüstert sie mir in mein kleines Ohr. Doch ich kann nicht aufhören zu weinen. 'El, reiß dich zusammen. Du bist jetzt schon im Kindergarten, da weint man nicht, weil seine Mummy mit Bäddi weggegangen ist' Rede in mir tapfer ein, doch die Wahrheit schaut anders aus. Ich bin nicht traurig, da Mummy jetzt weg ist. Sondern weil mein aller bester Freund, Hannes, in eine andere Gruppe gekommen ist. "Elsa, komm mit, ich habe gehört du singst gerne. Stimmt das? Das trifft sich gut, denn jetzt ist Sing-Stunde!" ruft mir die Erzieherin vom Zimmer aus zu, wähend meine blau-braunen Augen immer noch verzweifelt an der Tür hängen, aus der meine Mutter gerade eilig herausgestürmt ist. Doch ich zwinge mich selbst, mit rein zu gehen. Tapfer, angekommen und voller Selbstbewusstsein kletterte ich auf einen Kinderstuhl hinauf und schmettere lauthals "Heidi" mit. Naja, irgendwie muss man die Wut und Verzweiflung ja loswerden.
Ich merke dass es draußen regnet. Gut. Dann sieht man wenigstens meine Tränen nicht. Schnell sind meine knallroten Gummistiefel und eine hellbraune Jacke angezogen. Und wie soll es bitte anders sein?! Natürlich. Ich schaffe es, auf der nächst besten Pfütze auszurutschen, nur das man DAS nicht ausrutschen nennen kann. Es ist eher ein schleudern durch den halben Garten hindurch. Als dann auch noch mein Kopf am harten Spielplatzpflaster hängen bleibt, komme ich in den Genuss von Blut. Und wir reden hier nicht von einem Tropfen. Wir reden von einem halben Wasserfall an Blut, was da meinen Kopf runtergetröpfelt kommt. So stark wie eine dreijährige ist, fange ich nicht zu weinen, sondern zum brüllen an. Die Erzieherinnen kommen heraus geschossen, und so schnell in schauen kann, wird mir auch schon schwarz vor Augen und bekomme nichts mehr mit.
Als ich aufwache, vernehme ich eine Stimme, die ich schon die ganze Zeit vermisse. Hannes. Er wurde wahrscheinlich geholt, da die Kindergartentanten mitbekommen haben, dass ich ohne ihn einfach nicht auskomme. Stillschweigend öffne ich die Augen. Dies wird bemerkt, den sofort dröhnt jemand in mein Ohr " El!". Wer das war, muss man nicht erzählen. "El, ich habe gedacht, ich kann nie mehr mit dir spielen, du sahst aus wie in Blatt Papier, genauso weiß und leise!" das war jedenfalls das netteste, was ich den ganzen Tag über vernehmen durfte. Glaubt mir, es ist sehr schmeichelhaft, mit einem Blatt Papier verglichen zu werden! "Musst du speien? Das musste ich immer, als ich auf den Kopf gefallen bin, genauso wie du!" Ja. Ja, ich muss speien. Und schon wieder wird mir schwarz vor Augen. Und bekomme wieder nichts mit.
Als ich wieder aufwache liege ich endlich in meinem eigenen Bett. Ein riesiges Hochbett, auf dem man sehr gut tanzen und brüllen konnte. Neben mir liegt mein Kuscheltier Bäddi, der einzige Trost in diesem Raum. Er bringt mich immer wieder auf neue Gedanken, was wohl darin liegt, dass er so bunt wie ein Regenbogen ist. BÄddi, weil er ein BÄr ist. Ich weiß, sehr einfallsreich. Ich höre, wie die Tür zu meinem Zimmer aufgemacht wird und meine Mutter besorgt auf mich zugestürmt kommt. "Elsa, was machst du denn? Du hattest eine Gehirnerschütterung!" Wie, ich hatte? Wie viel Zeit ist seit meinem dramatischem Sturz auf dem Spielplatzpflaster vergangen? "Seit 2 Tagen schläfst du nur noch, jetzt rappel dich auf, du musst in den Kindergarten!" bekomme ich als Antwort auf meine gestotterte Frage. Dafür darf ich heute das rosa farbene Kleid anziehen, welches mein Daddy mir aus Amerika mitgebracht hat.
Nach einer kurzen Autofahrt und ganz viel rosa Tüll mit Glitzer bin ich in der Hölle angekommen. Jetzt muss ich sogar schon alleine reinlaufen, da Mummy es eilig hat. Alltag, El, Alltag. Ich schnappe mir meinen rosa Einhorn - Rucksack und kletterte aus dem Wagen meiner Mutter.
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Long Love
Teen FictionEwigkeiten - und doch so nah zusammen? Eine Liebesgeschichte, seit dem Kindergarten... Elsa kennt ihn schon ewig. Genauer gesagt, seit dem Kindergarten. Die Beiden sind beste Freunde, doch dann passiert etwas, womit Elsa nie gerechnet hätte.