4. Kapitel

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Am Tag der Abreise laufen ich und meine Mutter ins Dorf runter, um Abschied zu nehmen. Zwar kein Abschied für immer, aber trotzdem nah dran. "Bis zum Wochenende" höre ich meine Mutter wispern, als Hannes samt Geschwister und Mama in den alten Mercedes einsteigen. Hannes klopft zum Abschied an die Scheibe, und auch bei ihm sehe ich, dass eine Träne ihren Weg nach unten findet. "Elsa, nicht traurig sein. Auch wenn zwei Körper voneinander getrennt sind, heißt das nicht, dass es mit dem Herzen gleich geschieht."

Um 19 Uhr bringt mich meine Mummy ins Bett, sie singt mir noch ein Lied vor. Doch meine Augen wollen einfach nicht zufallen. Wie geht es Hannes gerade? Ist bei ihm auch gerade 19 Uhr? Wann sehe ich ihn wieder? Kann er dann noch meine Sprache? Vermisst er mich genauso wie ich ihn? "Hannes geht es gut. Bei ihm ist auch gerade 19 Uhr. Und wenn du ihn wiedersiehst, wird er mit dir auch noch die gleiche Sprache sprechen." Nur das mit dem Vermissen lässt sie offen.

"Was machst du hier?" flüstert er gelangweilt. "Dich besuchen". "Ich brauche dich nicht mehr. Zuhause habe ich viele neue Freunde gefunden, die sind nicht alle so prinzessinenhaft wie du. Lass mich in ruhe und geh mit deinen Barbies spielen". Das hat gesessen. Gerade noch so kann ich meine Tränen unterdrücken. Er braucht mich nicht mehr? Super. Aber ich brauche ihn. "Wieso hast du dich so verändert? Wir haben gesagt, dass wir Freunde bleiben. Warum bin ich auf einmal so prinzessinenhaft für dich? Du bist derjenige, der weggezogen ist. Du hast dich verändert!" schreie ich ihn an, doch er ist weg. Meine Augen können nur noch seine Augen funkeln sehen, als er ein anderes Mädchen erblickt. Und es sieht genauso aus wie ich. die gleichen langen Haare, die gleiche hohe Stirn, sogar die Augenfarbe gleicht exakt den Meinen. Was ist hier los? "Ist sie der Grund? Wir haben gesagt wir bleiben Freunde!" aber er kann mich nicht hören. Er läuft mit dem Mädchen weg. Und als ich zu mir runterschaue, merke ich, dass ich durchsichtig geworden bin. Und immer weiter ans Unsichtbare. Und dann bin ich weg.

Ich schrecke von meinem Traum hoch und schreie wie am Spieß. "Elsa, was ist los?" Meine Mummy kommt schlaftrunken herein. "Ich hatte einen Albtraum, mehr nicht". "Dann schlaf weiter" und mit diesen Worten schlurft sie aus dem Zimmer. Als sie schließlich das Licht ausmacht, liege ich wach im Bett, kann ewige Zeiten nicht einschlafen.

Der erste Tag ohne Hannes. Er fühlt sich leer ohne ihn an, es klingt komisch, ich weiß. Mama sagt, heute sei Donnerstag also fahren wir in zwei Tagen zu ihm.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 16, 2015 ⏰

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