95. Unterwerfung?!

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Eine halbe Stunde war bereits vergangen, seit Tarzan die Suite verlassen hatte. Dicht beieinander saßen Maite und Paddy auf der Couch und schwiegen sich, nach einer gesprächsintensiven Phase, nun seit einigen Minuten an. Jeder für sich ging seinen Gedanken nach. Unmissverständlich hatte Paddy seiner Schwester zu verstehen gegeben, dass er unbedingt die neuesten Umstände erfahren wollte, obwohl er sich und vor allem seiner empfindlichen Psyche nicht vollkommen vertraute. Er war froh, dass Maite ihre Unterstützung bot, ohne ihn zu bedrängen! Diese Nähe gab ihm Sicherheit und erleichterte ihm die Tricks - die er von Pauliné bekommen hatte zu nutzen. Immerhin hätte sein Körper ihn heute früh - schon wieder - fast in die Knie gezwungen. Was nun blieb war... die neuen Fakten für sich zu erfassen und seine Entscheidungen daraus zu ziehen. Aber zuvor musste er endlich ungesehen an seinen Koffer.

Kurz blickte er zu seiner Schwester, die wie festgewachsen auf der Couch saß. So froh er auch über Maites Anwesenheit war... bedeutete es gleichermaßen für ihn, dass er durchhalten musste bis sie zumindest kurz im Bad verschwand! In der ganzen Aufregung hatte er schon seit gestern vergessen seine Schmerztabletten zu nehmen und das rächte sich inzwischen bitter. Bisher konnte er die zunehmenden Schmerzen in seinem Brustkorb verbergen, aber lange würde es nicht mehr klappen! Ernüchtert fiel ihm Kristjans dringende Empfehlung der weiteren Einnahme ein. Wenn Paddy es richtig verstanden hatte, ging Vivis Bruder von einer verzögerten Heilung der Frakturen wegen der Lungenentzündung aus und so wie es sich jetzt anfühlte, konnte Paddy es definitiv bestätigen! Es war ihm jedoch einfach zu unangenehm, zuzugeben dass er selber nicht einmal an seine Tabletten dachte! Es hielten ihn doch eh schon alle für nicht zurechnungsfähig! Also war durchhalten die Devise - schließlich dachte er ja mit dem Kopf und nicht mit den Rippen! Und zu bedenken hatte er einiges!

Nur Sekunden, nachdem Paddy seinen Blick von seiner Schwester abgewandt hatte, wanderte ihrer zu ihm. Die Sorgen um ihren Bruder rissen nicht so wirklich ab! Der 'Beinahe - Zusammenbruch' am Morgen hatte ihr erneut gezeigt, wie labil er noch immer war und auch jetzt war deutlich zu erkennen wie angespannt er war! Dauernd rutschte er auf der Couch hin und her und spielte entweder mit dem mittlerweile leeren Teebecher herum, der vor ihm stand oder knetete nervös mit seinen Fingern herum. Zumindest fing er sich inzwischen immer erstaunlich schnell nach diesen 'Vorfällen'! Das nährte ihre Hoffnung, dass es ihm irgendwann besser gehen würde...

"And nobody knows, where Jimmy is?", fragte Paddy aus seinen Gedanken heraus, während er wieder seine Sitzposition wechselte. "Nein! Keiner... Genauso wenig wie jemand weiß, wo...", erschrocken brach Maite ihren Satz ab, als sie seinen entsetzten Blick einfing. Augenblicklich war ihm klar auf wen sie anspielte und ebenso erkannte seine Schwester dieses Wissen an seiner Reaktion. Aber auch ohne sein gequältes Mienenspiel wünschte sie sich, diese Aussage zurück nehmen zu können. 

"Don't worry, Maite!", schenkte er ihr im nächsten Moment ein müdes Lächeln, als er sich ihres Unbehagens bewusst wurde. "You can say what you want! I can handle it... and you don't need to spare me!" Er konnte es überhaupt nicht haben, das sich seine Schwester nun unwohl fühlte, nur weil auch ihr Gedanken durch den Kopf gingen und ihr Plappermäulchen wieder mit ihr durchgegangen war. Prinzipiell hatte er zwar nicht geplant auch noch dieses Familienmitglied in seine ohnehin schon strapazierten Gedanken zu lassen. Aber dafür war es nun eh zu spät! "Schon klar, Paddy! Bemüh' dich jetzt nicht auch noch darum mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, für das ich selber verantwortlich bin! Du hast gerade genug mit dir selber zu tun!",  nahm sie ihm die Illusion, dass seine momentane Verfassung verborgen blieb. Leise grummelnd wandte er sich wieder von ihr ab und erneut durchfuhr  ihn der stechende Schmerz.

Maites Worte weckten unwillkürlich Überlegungen, die ihn seit einigen Tagen beschäftigten. Noch immer waren Gedanken an seinen jüngsten Bruder sehr schmerzhaft und dennoch tauchten sie immer häufiger auf. Jetzt versuchte er diese mühsam wieder in die Tiefe zu verdrängen, wo sie ihm nichts anhaben konnten, denn zu viel anderes verlangte jetzt nach seiner Aufmerksamkeit. Leider gelang es ihm nicht wirklich! "Actually... I don't care about this... Where he is!", setze er Minuten später an ihre Aussage an, weil diese ihn noch immer verfolgte. Nachdenklich zog er die Stirn kraus. "I think so at least!" Die Skepsis in seiner Aussage überraschte Maite sehr, denn zuletzt stand er diesem Thema immer ohne jeden Zweifel gegenüber. Auch blieb ihr der grübelnde Ausdruck nicht verborgen, der sich anschließend auf seinem Gesicht hielt.

I will always take care of youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt