Wie lange ich über die alten Zeiten nachgedacht hatte, wusste ich im Endeffekt nicht, doch als ich in den strömenden Regen nach draußen ausstieg und die frische kühle Luft einatmete, fühlte ich mich sofort wie zu Hause.
Ich schaute mich in alle Richtungen um, doch niemand außer die aussteigenden Leute aus dem Zug war zusehen. Also schleppte ich meine schwere Tasche, in der ich schon einiges meiner Sachen, inklusiver beinah meiner ganzen Reitsachen, verstaut hatte, zu einer überdachten Band und setzte mich auf das kühle Metall.
Meine Gedanken wollte grade wieder abschweifen, weil meine Augen schwer waren und mein Körper von der Fahrt erledigt, als ich eine große Frau mit schulterlangen blonden Haaren in einem Regenmantel und einer Latzhose darunter erkannte. Sofort sprang ich auf, nahm meine Tasche und eilte mit schnellen Schritten auf Susanne - meine Tante - zu. Sie schenkte mir ein breites Lächeln und nahm mich sofort in die Arme, als ich bei ihr ankam. Die Umarmung tat gut und setzte ein wohlfühlendes warmes Gefühl in mich hinein.
Als ich mich aus der Umarmung löste und Susanne meine Tasche nahm, dabei kurz aufseufzte und mich mit einem augenverrollenden Blick mahnen ansah bemerkte ich, dass sie allein war.
» Wo ist Tina, und Bibi? « fragte ich etwas verwundert und schaute mich dabei erneut um, doch niemand von den beiden weder meine Cousine noch meine beste Freundin waren zu sehen.
» Die bereiten grade noch was vor. «
Ich zog meine rechte Augenbraue hoch und schaute meine Tante mit einem fragenden verwunderten Blick an, doch sie hielt dicht und zuckte nur mit den Schultern.
» Naja du wirst schon sehen, aber jetzt komm wir steigen ins warme Auto, bevor wir hier noch erfrieren. «
Sie legte mir eine Hand auf den Rücken und schob mich etwas an, bevor ich selbst Schritt fasste und gradewegs auf den neuen Geländewagen, von dem mir Tina am Telefon schon so viel erzählt hatte, zu.
Als wir ankamen, war der ganze Hof dunkel und man hätte meinen können es wäre niemand da. Auch meine Tante schnalzte einmal mit der Zunge und murmelte etwas vor sich her, dass sich wie: » Na sowas?« anhörte.
Auch sie schien überrascht, weswegen ich schon eine Ahnung hatte, wer an der Dunkelheit, die über dem Hof lag, etwas zu tun haben könnte.
Wir stiegen aus und das erste was ich vernahm war die frische Landluft und der Geruch von Nassem Holz, sowie dem Geruch von Pferden. Ich atmete einmal tief ein und aus, bevor ich meine Augen, die ich beim Durchatmen geschlossen hatte, wieder langsam öffnete und nach vorn schaute.
Susanne war neben mich getreten und hielt meine schwere Tasche in den Händen. Ich wollte sie ihr abnehmen, doch sie gab mir keine Möglichkeit dazu und schüttelte nur den Kopf. Also ging ich einige Schritte nach vorn zum Hauseingang, wo ich bereits die Umrisse einer Gestalt erkennen könnte.
Die gestallt war gut gebaut mit Muskeln an den Armen und so wie es aussah einem weißen Ärmellosen Shirt an. Ich erkannte sofort wer dort stand, und als ich die Stimme hörte, bestätigte sich meine Vermutung.
» Na endlich. «
Eindeutig Holgers Stimme. Ich beschleunigte meine Schritte und schlang die Arme um seinen Hals. Er legte seine auf meinen Rücken und drückte mich fest an sich.
» Ich hab dich vermisst « flüsterte ich und hielt ihn weiter fest. Holger war schon immer wie ein großer Bruder für mich gewesen und auch wir hatten schon einige lustige Dinge zusammen erlebt, die mir wohl immer in Erinnerung bleiben würden. Er hatte mich im Reiten trainiert und mir weitergeholfen, als ich mit mir und Casado nicht mehr weiterwusste und es kurz vor dem endgültigen Aus stand. Man konnte sagen, dass sich unsere Wege wegen Holger nicht getrennt hatten, und dafür war ich unendlich dankbar.
Wir lösten uns aus der festen Umarmung und ehe ich mich versehen konnte, nickte er schon auf Richtung Stall zu.
» Da warten auch noch welche auf dich. «
Eines seiner grünen Augen schloss sich und er zwinkerte mir mit einem grinsen zu.
Die Pferde. Natürlich.
Ich nickte, lächelte und rannte dann durch den leichten Nieselregen, der in diesem Moment erneut anfing. Als ich die große Stalltür erreichte war alles still, nur das zufriedene Schnauben und Fressen von Heu war zu hören.
Vorsichtig ohne viel Lärm zu erzeugen, quetschte ich mich durch die Stalltür und sah schon wie die ersten Pferdeköpfe sich hoben und mich große dunkle Augenpaare anstarrten.
In den rechten vorderen Boxen standen Amadeus und Sabrina. Die weiße Stute schaute mich neugierig an und ich strich ihr sanft über die leicht rosa gefärbten Nüstern. Ein Halm des frischen Heus hing ihr aus dem Maul und ich musste grinsen bei dem Anblick. Amadeus dagegen kaute ganz in Ruhe sein Heu und beachtete mich kaum als ich mich über die Boxentür lehnte und ihn mit meinen blauen Augen musterte. Er hatte eine dichte Mähne in selber Farbe wie sein Fell. Ein leuchtendes Fuchsbraun was mich in diesem Moment an den letzten Herbst und die vertrockneten Blätter der Bäume erinnerte.
Ich fuhr ihm einmal durch den Schopf, als er doch einmal für einen kurzen Moment den Kopf hob und entspannt ausatmete.
Eine Box weiter standen die beiden Ponys Max und Moritz und so frech sie auch waren, hatten sie mir schon ein Leckerli aus der Jackentasche gezogen und stritten sich wer es nun bekam. Ich musste lachen, nahm ein weiteres aus der Tasche und gab es Moritz, der mich mit hochgezogener Oberlippe ansah und somit fast schon lachte. Auch den kleinen Rackern fuhr ich einmal über die Stirn, bevor ich zur nächsten Tür weiterging in der Pascal der elegante schwarze Wallach von Holger stand und mich mit einem ruhigen Dasein ebenso musterte, wie ich ihn.
Er strahlte eine derartige Ruhe aus, dass ich ewig ihn hätte beobachten können, wie seine Muskeln zuckten als sich eine nervige Fliege auf ihm niederließ oder wie er zufrieden kaute und mit den Ohren hin und her zuckte.
Ich begrüßte auch noch die anderen Pferde; Nora, Topsy, Felix und die kleinen Shettys die erst seit kurzem eingezogen waren.
Als ich alle begrüßt hatte, meine Leckerlis verteilt und mit ihnen einige Streicheleinheiten gegeben hatte, bahnte ich meinen Weg zur Stalltür, als ich ein Knacken auf dem Heuboden hörte und mich erschrocken umdrehte. Nichts war zu sehen. Mein Blick blieb einige Zeit, doch ich drehte mich erneut zum Gehen als das Knacken wieder ertönte.
Ich fuhr mit meinem Rücken gegen die Boxentür von Pascals Box. Auch ihm war das Knacken nicht entgangen und er hatte die Ohren vor gedreht zum Heuboden und die Augen weit auf. Ich drehte mich zu ihm und strich ihm mehrmals über den Hals.
» Alles gut mein großer, wahrscheinlich nur ein Tier was es sich dort oben gemütlich gemacht hat. «
Ich ließ den Blick von ihm abschweifen und schaute erneut zum Heuboden hinauf. Es führte eine hölzerne Leiter hinauf und ich hätte schwären können erneut ein leises Geräusch zu vernehmen.
Die anderen Pferde kauten genüsslich ihr Heu weiter oder lagen bereits dösend in den Boxen, nur Pascal war aufmerksam und hatte das gleiche wie ich vernommen. Vorsichtig trat ich auf die Leiter zu und setzte einen Fuß auf die erste Stufe. Mein Puls raste und meine Hände zitterten etwas, doch die Neugierde übertraf mich und so kletterte ich vollständig nach oben, bis ich auf den Heubeladenen Heuboden schauen konnte und ein Lager enddeckte. Bunte Bedecken lagen auf einem Stapel voll Heu, der mit einem Bettlaken bespannt war. Lichterketten hangen an den Balken des Daches hinab und Kissen lagen überall verteilt umher. Ein kleiner aufklappbarer Tisch stand etwas abseits auf dem Sich drei Wasserflaschen sowie ein Teller voller Butterkuchen befand.
Und als ich genauer hinsah erkannte ich wem dieses Lager gehörte.
Bibi und Tina saßen versteckt hinter zwei Heuballen und lachten, als sie meinen schockierten Blick sahen. Auch ich brach in Gelächter aus und lief mit gesenktem Kopf auf die beiden Mädchen zu, die nun auch aus ihrem Versteck kamen.
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Decision || Bibi und Tina FF
FanfictionBibi und Tina Fanfiction || Tarik Vanessa, die Cousine von Tina Martin beschließt einen neuen Lebensweg zu gehen und zieht von der Großstadt zu ihrer Familie auf den Martinshof. Dort erwarten sie wie jedes Mal aufs neue einige Abenteuer, die sie zu...