Zur rechten hielt ich Moritz und zur linken Max am Halfter gradewegs auf die große Koppel zu. Hubert der Hahn des Martinshofs hatte uns in den frühen Morgenstunden bereits geweckt und nach einem entspannten Fruchtstück zusammen mit Holger und Susanne, stand nun die Arbeit auf dem Plan.
Die Ponys und Pferde auf die Koppel zu bringen, die Boxen auszumisten und neu einzustreuen, Futtertränke säubern und Sättel sowie Trensen putzen, waren nur ein Teil der Aufgaben, die auf dem Tagesplan standen. Doch nun war ich erstmal auf dem Weg zu Weide die nur noch ein paar Meter entfernt war. Max und Moritz liefen ruhig neben mir und lauschten aufmerksam in die Gegend wo man den Hahn manchmal noch immer krähen, oder die Kühe muhen hören konnte.
An sich war es ein ziemlich stiller Morgen. Es war noch nichts los und außer der Gesang der Vögel der permanent im Hintergrund zu hören war, war alles andere ziemlich ruhig.
Als wir die Koppel erreicht hatten und Max und Moritz fröhlich über das noch von der Nacht nasse Gras galoppierten und hier und da mal austraten und buckelten, ließ ich meinen Blick über den Hof schweifen. Es hatte sich nichts verändert. Alles war wie immer und doch hatte ich das komische Gefühl, dass etwas anders war als sonst. Doch egal wie lange ich dreinblickte, es fiel mir nichts Derartiges auf. Also ging ich zurück zum Stall und brachte noch alle anderen Pferde zur Koppel, währenddessen Bibi und Tina sich die leeren Boxen schon einmal vornahmen.
Als endlich alle beisammen auf der Weide standen, Gras fraßen oder voller Energie über das feuchte Grün preschten, lehnte ich mich an den Holzzaun und schaute ihnen noch einige Minuten mit einem lächeln im Gesicht zu. Bald würde auch Casado dort stehen und mit den anderen wild umhertollen. Jedenfalls hoffte ich das. Ich hoffte, dass sich mein Wallach schnell mit den anderen verstand und sich keine Streitereien bildeten, sondern alles gut ging und er sich genauso wohl fühlen würde wie ich.
» Vanessa! « wurde ich von Holger aus meinen Grübeleien gerissen.
Ich drehte mich um.
» Beweg dich und helf weiter mit, Pferde beobachten kannst du später auch noch, wir haben noch einen Haufen Arbeit vor uns. «
Ich verrollte die Augen, wank ihm jedoch einmal zu und setzte meinen Rückweg zum Stall an. Holger hatte Recht. Die Arbeit würde vom Pferde beobachten nicht weniger werden und wenn ich bevor die neuen Feriengäste eintreffen würden noch ein Wettreiten gewinnen wollte, dann musste ich nun auch mithelfen.
Bibi und Tina waren fast fertig mit ausmisten als ich zur großen Stalltür hineinkam. Tina fuhr bereits mit einer großen Schubkarre voller Heu zu den einzelnen Boxen und verteilte es in ihnen.
Ich machte mich an den braunen Ponysattel, schrubbte ihn ab, polierte ihn und fettete ihn am Ende mit einem speziellen Lederfett ein. Dann war der nächste dran, und dann wieder der nächste, bis schlussendlich alle Sättel poliert und eingefettet glänzten und wie neu aussahen. Bibi und Tina waren bereits mit dem Misten fertig und fegten nun die Stallgasse. Holger schaufelte das Heu auf dem Heuboden zurecht und ich begann mit dem Polieren der Trensen. Auch dies dauerte seine Zeit, doch nachdem ich fertig war, rief uns meine Tante zu einem leckeren und wohl verdienten Mittsagessen.
» Wie weit seid ihr? « fragte Susanne und schaute uns etwas zögerlich, als hätte sie Angst vor der Antwort an.
» Die Boxen und die Stallgasse sind fertig. « antwortete Tina und Bibi erwiderte: » Die Tränken und Futtereimer sind auch frisch und die Heunetze sind auch aufgehangen. «
Ich schluckte mein Stück Kartoffel hinunter.
» Sättel und Trensen sehen aus wie neu und sind allesamt poliert und eingefettet worden. «
Und auch Holger antwortete zufrieden mit sich selbst, dass alles Heu platziert war und Futterkammer, sowie Sattelkammer sortiert worden waren und wie neu aussahen.
Susanne schaute uns mit einem unglaubwürdigen Blick an und nickte zufrieden und stolz.
» Ihr seid wahre Helden, eine Mittagspause habt ihr euch mehr als nur verdient! «
Bibi, Tina und ich verbrachte unsere Mittagspause damit auf dem Koppelzaun zu sitzen und den Pferden beim Grasen zuzusehen. Wir plauderten ein bisschen und Tina erzählte uns was alles Neues geschehen war in der Zeit als wir fort waren. Wirklich spannend klangen die Dinge jedoch nicht, weswegen ich nach einer Zeit abschaltete und gar nicht mehr richtig zuhörte.
Felix, der kleine schwarze Jährling kam gradewegs auf mich zu getrabt und legte beim Ankommen seinen Kopf sanft auf meinen Schoß. Ich kraulte seinen Kopf und sah, wie er genüsslich kaute, ein Zeichen dafür das er sich entspannte.
Die Mittagspause ging viel zu schnell rum und so wurden wir nach einer guten Stunde alle wieder zusammengerufen.
Die neuen Aufgaben wurden eingeteilt und ehe man sich versah, war jeder wieder bei der Arbeit. Holger fuhr mit einem grünen Traktor, der etwas hinter sich herzog über den mit Sand bedeckten Reitplatz und strich ihn somit glatt. Bibi und Tina trugen die hölzernen Stangen zu einem mit Planen bedeckten neuen Platz, wo ich bereits die Farbe in den Farbeimern anrührte. Die Hindernisstangen waren völlig verdreckt und hatten kaum noch Farbe, weswegen sie einen neuen Anstrich mehr als nur gut vertragen hatten.
Zu dritt strichen wir blaue, weiße und rote Farbe auf das Holz, lachten und quatschten. Am Schluss war jeder mit Farbebespritzt und durch die Hitze der Sonne schweiß gebadet.
» Für heute ist Schluss. « warf Holger in unser Gelächter und musste selbst grinsen als er uns Farbbekleckert dort auf den Planen, die ebenfalls voller Farbe waren, sitzen sah.
Bibi ersparte uns das Duschen und hexte uns allesamt von Farbe befreit sauber. Auch die Planen waren wie neu und die Stangen hexte sie mit Susannes Erlaubnis ausnahmsweise trocken. Als wir sie zurück zum Reitplatz räumten ging die Sonne schon langsam unter und der Gesang der Vögel verschwand allmählich.
» Kommt wir holen die Pferde « sagte Tina und war schon auf halben Weg zur Koppel, als Bibi und ich ihr mit raschen Schritten folgten.
Wir wurden schon erwartete als wir ankamen und mussten aufpassen, dass keines der großen Tiere sich allein auf den Weg zurück machte. Tina schwang sich auf Amadeus rücken, nachdem sie ihm das Halfter angezogen und einen Strick als Zügel gebunden hatte. Zu ihrer Rechten und Linken hatte Sie Max und Moritz beide auch jeweils an einem Strick. Bei Bibi sah es nicht anders aus. Sie saß auf ihrer weißen Stute. Topsy und Nora zu beiden Seiten.
» Nimm du Pascal und Felix, die kleinen holen wir gleich. « rief mir Tina zu. Ich nickte ihr zu. Schnell halfterte ich beide auf und schwang mich mit aller Kraft auf den großen schwarzen Wallach. Felix war zu meiner Rechten und fraß noch genüsslich ein letzten Büschel Gras.
Alle hintereinander ritten wir zum Stall wo uns Holger nur mit einem Kopfschütteln ansah. Ich antwortete nur mit einem grinsen und einem Schulterzucken und schritt gemütlich mit Pascal und Felix an ihm vorbei.
Und als jedes Pferd mit Futter und Wasser in seiner frischen Box stand, eilten wir in die Martinshofküche, wo es schon herrlich nach Essen roch, und fielen nach einem leckeren Abendessen todmüde diesmal in drei Betten.
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Decision || Bibi und Tina FF
FanfictionBibi und Tina Fanfiction || Tarik Vanessa, die Cousine von Tina Martin beschließt einen neuen Lebensweg zu gehen und zieht von der Großstadt zu ihrer Familie auf den Martinshof. Dort erwarten sie wie jedes Mal aufs neue einige Abenteuer, die sie zu...