Ronja. Selten da beschenkt sie diese traurige Welt mit einem Lächeln. Wenn ich ihr die Bücher, die ihr viel zu oft hinunterfallen, aufhebe und wiedergebe. Oder wenn ich vor einem ihrer aufgehängten Bilder in der Schule stehe und all die Emotionen, die sie hineinfließen ließ, aufsauge. Und einmal, da war ich ihr so nah, dass ich tief in ihre mich betörenden Augen blicken konnte. Noch nie habe ich so viel Schmerz gespürt. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie viele Tränen diese blassen Wangen auffingen mussten. Doch Ronja schenkte mir ein leises Lächeln. Wäre es doch nur jemals echt gewesen.
Wenn ich manchmal an ihr vorbei gehe und dabei ganz bewusst auf ihre Wärme achte, merke ich wie sie zittert. Doch zu genau weiß ich, dass ihr nicht nur kalt ist. Manchmal da tut es mir weh sie anzusehen. Trotzdem könnte ich genau das niemals lassen.
Ich sehe sie an. Betrachte sie in meinem Schatten. So vertieft in ihren Gedanken. Was ich dafür geben würde, um nur einmal kurz in ihren Kopf einzutauchen. Zu denken was sie denkt. Damit ich sie besser verstehe, denn wie oft sie auch meinen Blick auf sich zieht, so ist sie mir noch immer das größte Mysterium, das ich lüften möchte. Zu sehen was sie sieht. Damit ich aus ihrer Perspektive auf diese graue Welt, die diesen gebrochenen Engel so zerstört hat, blicken kann. Zu fühlen was sie fühlt. Damit ich aufstehe und zu ihr gehe. Sie anspreche und sie vor dem Brechen bewahre. Sie für immer meine Liebe spüren ließe.
Ihre Stimme ist ruhig. So ruhig wie die Ruhe vor dem Sturm, denn wenn sie spricht, kann man das Leid, das in ihr schlummert ganz genau heraushören. Schade, dass nie jemand zugehört hat. Ich wollte ihr doch zuhören.
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Einsamkeit
PoetryEinsamkeit kann laut schreien und leise schlummern. Ich erkannte ihre Einsamkeit. ! tw ! (ed, sh, suicide) eine Kurz-Kurzgeschichte gefüllt mit von manchen Personen als Poesie bezeichneten Wörtern