Dezemberliebe (Pausiert)

3.

Nach der Kunststunde verlasse ich als Erste den Raum, weil ich einen weiteren Zusammenstoß mit der Oberzicke Janny nicht vertragen würde.

Wie oft habe ich heute schon geseufzt? Oft.

Uns jetzt füge ich ein weiteres mal dazu.

Ich laufe den Gang entlang und schlängle mich zwischen meinen Mitschülern hindurch. Hin und wieder murmel ich Entschuldigungen, weil ich Menschen anreple, oder ihnen auf die Füße steige.

Endlich stehe ich vor meinem Spind und schließe ihn auf.

4 - 1- 14 - 10- 1.

Ein einfacher Zahlencode im Gegensatz zu Hec, der eine Zahl hat, die sich nicht einmal Alber Einstein gemerkt hätte.

Als ich die Tür aufmache platzt etwas und ich werde überschwemmt mit roter, flüssigen Farbe.

Mist. Mist. Mist.

Ohne wirklich auf mich, oder die anderen um mich herum zu achten, suche ich verzweifelt unter meinen Büchern etwas, das ich nicht verlieren darf.

Da ist es. Es ist unversehrt.

Als ich mich umdrehe stehen viele Schüler um mich herum versammelt, die mich auslachen, Fotos machen oder  Videos drehen.

Ganz vorne in der Reihe Janny.

,,Lächeln", sagt sie mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht, das ich ihr am liebsten aus ihrer aufpollierten Visage wischen möchte.

,,Uuuuuund es ist im Internet!", ruft sie und ihre Anhänger und Freundinnen, die ihr nur folgen weil sie damit keinen Ärger mit ihr bekommen, beginnen zu jubeln. Sie hat anscheinend auch ein Video gemacht.

Hör nicht auf sie. Du bist etwas Besonderes. Du bist mein Mädchen.
Höre ich seine Stimme in meinem Kopf.

Langsam löst sich die Menge auf und ich stehe immer noch vor meinem Schließfach, vollgeschmiert mit roter Farbe die klebt und anfängt zu stinken.

Ich schaue den Gang entlang und bilde mir ein, jemanden am Ende stehen zu sehen, aber ich sehe viel zu schnell weg um es mit Sicherheit sagen zu können.

Und nach einer halben Stunde stehe ich immer noch da. Alleine.
Immer noch dem wichtigen Gegenstand in der Hamd. Es ist ein Bild mit mir und meinem Feund.

Meinem toten Freund. David.