-Chapter 20-

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Marys Sicht:

Der Traum hatte mich aus der Fassung gebracht. Das Einzige was mich gerade noch am Laufen hielt, war mein Kaffee. Schwarzer Kaffee. Schwarz. Schwarz wie meine Seele. 

Warum konnte ich mich nicht einfach für einen Mann entscheiden? Außerdem sprachen doch alle Kriterien dafür, dass ich Charles nehmen sollte. Charles war single, charmant, lebensfroh und intelligent. Christian hingegen war verheiratet mit Kindern, eher distanzierter, aber eben auch intelligent. Lebensfroh war es zwar auch, aber nicht in der Schule. 

In der Schule schien er eine Maske zu tragen. Eine Maske, die verdecken sollte, wie er wirklich war und ist.

Es ist beinahe bedauernswert, weil er mit seinen echten Art und seinem echten Gesicht, viel beliebter und erreichender für die Kinder sein könnte. Doch stattdessen verschleiert er sein wahres Ich. So wie die meisten Männer.

Nichtsahnend vergaß ich die Zeit und merkte, dass es schon nach 7:30 Uhr war und ich längst hätte zur Schule fahren müssen. Doch ich war nicht mal ansatzweise fertig für die Schule.

Meine Haare waren zerzaust.

Mein Gesicht war kreidebleich und matt.

Meine Augen sahen aus, als ob mich ein Betrunkener verprügelt hätte und ich jetzt mit dunklen Augenringen im Gesicht da stand.

Außerdem müffelte ich und ich hatte noch nicht mal was gegessen.

Jap, so fühlte man sich eben an seinen "besten" Tagen.


Vielleicht könnte ich ja auch einfach schwänzen. Das würde mir viel Horror und auch sicherlich Peinlichkeiten ersparen. 

Ich rang mit mir selbst, wägte Pro und Kontra ab und schließlich gewann der Verstand.

Man sollte sich sowas nicht erlauben, wenn man gerade erst im Job angefangen hat.


Schnell machte ich mich fertig und kleidete mich so gut es ging ein, damit ich nicht gänzlich wie ein Penner aussah. 

Als ich dann ins Auto einstieg, atmete ich noch einmal tief durch:

Es wird alles gut. Es wird alles gut. Es wird alles gut.

Wobei mir dieses Gerede mir auch nichts nützt.


Als ich dann kurz vor 8 Uhr ankam, blieb ich noch eine Weile im Auto. Wie sollte ich diesen verdammten, langen Tag überleben? Ich stöhnte auf. 

Gerade als ich aussteigen wollte, kam mir ein Auto entgegen. Natürlich war es ausgerechnet das Auto von Christian. So ne Scheiße... 

Ich duckte mich in der Hoffnung, dass er mich nicht sehen würde, aber Fehlanzeige. Er kam raus und klopfte an die Scheibe meines Autos.

,,Guten Morgen!", lächelte er mich an.

Gequält lächelte ich ihn an, stieg aus und piepste ein verlegenes "Guten Morgen". 

Ich wollte mich gerade dem Gehen in Richtung Hauptgebäude zuwenden, aber er sprach weiter mit mir.

,,Freust du dich auf das Treffen am Freitag?"

Innerlich drehte sich mir der Magen. Das hatte ich total vergessen.

,,Achso, ja, das Treffen. Hm."

Schweigend drehte ich mich um, aber Christian ließ nicht locker.

,,Hey, was ist los? Du bist ja ganz schön abweisend", seine besorgten Augen spiegelten sich in seiner Brille wieder.

,,Nichts", erwiderte ich rasch, aber war innerlich am nörgeln.

Konnte mich die Männerwelt nicht einen Tag in Ruhe lassen?

,,Aber du hast doch was."

,,Mein Gott, kann man nicht mal einen stressigen Tag haben? Geh mir aus dem Weg!", fauchte ich ihn an.

Aber er ließ immer noch nicht locker.

,,Was habe ich denn geta--.."

,, Kann dir doch egal, wie es mir geht. Verpiss dich du verschissener Hurensohn!"

Jetzt schrie ich nur noch. Ich wollte nur meine Ruhe haben. Mich sortieren. Also drohte ich ihm, um meine gewollte Ruhe zu bekommen.

,,Verschwinde endlich oder ich rufe die Polizei!"

,,Sag mal spinnst du?Warum drohst du mir mit der Polizei? Außerdem: Hier laufen Kinder rum. Na gut, schon überwiegende verpickelte Gorillas, aber es gibt noch Kinder unter 12 hier! Außerdem: Was habe ich dir getan,dass du so einen Hass auf mich hast? Oder hast du einfach deine Tage?",sagte Christian noch flüsternd ruhig, aber mit einem leichten Unterton von Ärger.

,,Wann ich meine Menstruation habe, geht dich gar nichts an. Du sollst einfach verschwinden. Wir bleiben nur Kollegen. Das Treffen am Freitag sage ich auch ab. Das funktioniert einfach nicht", sagte ich kühl und drehte mich weg.

,,Bleib stehen."

Jetzt packte er mich sogar am Arm und ich drehte mich mit einem Gesicht um, als hätte ich den Tod gerade persönlich getroffen.

,,Schau mich an", sagte Christian liebevoll zu mir.

Ich schaute ihn an. Er schaute mich an. Dieser Blick war unbeschreiblich schön. Doch ich konnte nicht. Es geht einfach nicht.

Plötzlich und ohne Vorwarnung schlug ich ihm ins Gesicht. Wie eine Art Fluchtmechanismus.

Ich schlug ihn so hart, so dass er zu Boden viel
,,Hör bitte auf. Ich kann das nicht. Ich-Ich...-

Und da war es um mich geschehen. Ich rannte weg, drehte meinen Kopf ein letztes Mal zu ihm, wo gerade Pépe mit Christian war.

Ich war verwirrt und ich wollte nur noch weg. 

THE LIFE BEGINS ~Abgebrochen~ andere Fortsetzung (Love, hate, madness)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt