Ich stehe auf der Straße.
Der Regen fällt auf mein Gesicht.
Er ist kalt. Und nass.
Ich schaue in den Himmel.
Der Mond steht hoch. Seine schmale Sichel wirft nur wenig Licht auf die Erde.
Mein Blick wandert weiter die Straße hinauf. Die Laternen strahlen unangenehm hell in mein Gesicht. Ich laufe weiter durch die Regenbäche, die sich auf der Straße sammeln, und denke nach.
Eigentlich war mein Leben vorbei. Nicht mehr lebenswert. Ich hatte nichts mehr. Kein Zuhause, keine Familie und keinen Ort wohin ich gehen könnte. ~Ich bin Obdachlos ~ fast muss ich darüber lachen. Ich dachte immer ich wäre stark und jetzt bin ich genauso armselig wie die Menschen auf die ich immer herrabgeblickt hatte. Ich bleibe stehen, breite die Arme aus und lache in die Nacht.
Wo werde ich schlafen? Wo bekomme ich essen her? Wäre es schlauer einfach zu sterben?
Außer dem Wattpad Mädchen weiß sowieso niemand das ich existiere.
Es wäre besser einfach zu verschwinden bevor ich noch mehr verletzt werden kann. Oder noch viel schlimmer - bevor ich noch mehr Leute verletzte die ich liebe. Und das Mädchen das ich auf wattpad kennengelernt habe, kennt mich kaum. Wir haben uns noch nie getroffen, es uns immer nur vorgenommen. Und meine Familie hat mich wahrscheinlich jetzt schon vergessen.
Mit getrennten Eltern basiert die Bindung eh nur oberflächlich.
Ich seufzte.
Mein Handy piept.
Verwundert schaue ich aus das Display.
Das Wattpad Mädchen hat mir geschrieben.
Ich entsperren das Handy und versuche mit dem ganzen Regenwasser mein Handy zu bedienen.
Chat mit E:Hey Wo bist du ? ♡
Ich runzelte die Stirn. Wieso will sie das wissen? Ich zucke die Schultr und schreibe "Zuhause" und denke nicht weiter darüber nach. Mein Handy piept wieder.
Schick mal Standort
Ich schüttle den Kopf. Manchmal war dieses Mädchen echt komisch. Da ich eh nichts zu verlieren hatte, schickte ich ihr meinen Standort. Dann realisierte ich was ich da getan hatte.
~Scheiße ich kann ja über das handy geortet werden...~ wehmütig schaue ich auf mein handy. Dann seufzte ich erneut und schalte es komplett aus. Ich laufe weiter die Straße runter und schmeiße mein Handy in den nächsten Müllcontainer.
Wie ein Zombie stolpere ich die Straße runter.
~ÜBERFLÜSSIG. KOMISCH. ANDERS. NUTZLOS. ALLEIN. HILFLOS. UNWICHTIG. NICHT GUT GENUG. WERTLOS. WERTLOS. WERTLOS. WERTLOS. UNNÜTZLICH. ÜBERFLÜSSIG. WERTLOS. ~
Die Stimmen in meinem Kopf werden immer lauter. Ich spüre Tränen über mein Gesicht fließen. Mein Kopf ist wie betäubt. Ich höre nur diese Stimmen.
~MONSTER. WIESO TUST DU DAS? WIE WARS IN DER SCHULE? NUR EINE PHASE. SPIEL DICH NICHT SO AUF. SIE WILL NUR AUFMERKSAMKEIT. WERTLOS. MONSTER. PSYCHOPATH. WERTLOS. NICHT GUT GENUG.~
Ich höre einen Schrei. So laut. So nah.
Meine Beine knicken unter mir weg und ich merke das ich Schreie.
Ich schreie meinen Schmerz hinaus in die Welt. In die Welt die nicht zuhört.
In meinem Kopf rauscht es. Ein drückender Schmerz als würde ich gleich explodieren.
Ich hör auf zu schreien und weine. Ich seh nichts mehr. Spüre nicht mehr die Kälte und die nassen Klamotten die mir am Körper hängen.
Ich will weg rennen aber meine Beine tragen mich nicht. Ich will zu der Brücke da vorne rennen und springen. Ich will diesem unerträglichen Schmerz entfliehen meine Sinne betäuben.
Ich will sterben.
Diese Erkenntnis fegt meinen Kopf leer und ich fühle plötzlich gar nichts mehr.
Meine Tränen versiegen und ich schaue ausdruckslos in den Himmel.
Ich spüre wie ich mich aufrichte und zur Brücke laufe. Ich spüre das kalte, nasse Geländer unter meinen Fingern.
Ich breite meine Arme aus und lasse mich über das niedrige Geländer fallen.
Doch ich falle ich die falsche Richtung.
Ich falle nach hinten.
Ich suche in meinem benebelten Verstand nach dem Grund dafür.
Ich finde in meinem Kopf nur eisige leere.
Verwirrt und nicht begreifen was passiert bemerke ich das ich auf dem Boden vor der Brücke sitze.
Ich richte meinen Blick auf meine Beine, und sehe das da noch zwei andere Beine liegen. Der schwarze Stoff ist genauso nass wie ich. Irgendwie macht mich das traurig und ich greife nach der nassen Hose.
"Jetzt is sie nass und kalt"
Tränen Rollen mir über die Wange und der Druck in meinem Kopf wird wieder doller.
Ich spüre Hände die um meine Taille geschlungen sind. Vom Regen sind sie ganz nass.
Jetzt spüre ich auch den Körper an den ich gelehnt bin. Die Atmung der Person ist unregelmäßig.
Jetzt schaltet sich auch mein Gehör wieder ein. Ich höre schluchzen.
Nach und nach kehrt mein Verstand wieder zurück. Erschrocken stelle ich fest, das ich in den Armen eines weinenden Mädchens sitze. Ich berühre ihre Hände, die um mich geschlungen sind. Sie sind warm und die Haut ist weich.
Ich frage mit belegter Stimme:
"Wieso hast fu mich aufgehalten?" Ich höre das meine Stimme kalt und abweisend ist. Sofort hätte ich mich dafür selbst Ohrfeigen können.
Ich spüre wie dich Muskelt des Mädchens sich anspannen. Sie richtet sich leich auf und beugt sich von der Seite über mich.
Ich liege auf der kalten Brücke und die Arme des Mädchens, neben meinem Kopf, versperren mir die Sicht zur Seite.
Ihre braunen Haare hängen knapp über meinem Gedicht und ich spüre wie Regenwasser auf mein Gesicht tropft.
"Wieso ich dich aufgehalten habe? Die Frage ist wohl eher wie du auf die Idee gekommen bist von der scheiß Brücke zu springen"
Sie packt mich an den Schultern und kommt mit ihrem Gesicht näher an mich heran.
Als Licht auf ihr Gesicht fällt, erkenne ich das es das Wattpad Mädchen ist. Sie sieht anders aus als auf dem Foto das sie mir geschickt hatte, aber ich erkenne sie trotzdem.
"Glaubst du vielleicht dein Schmerz verschwindet nur weil du stirbst?!" Ihre Stimme wird lauter.
"Nein! Dein Schmerz verdoppelt sich und wird an die Personen die du zurück lässt übertragen! Du denkst du bist den Menschen egal aber das stimmt nicht! Die Menschen sind einfach nur schlecht darin dir zu zeigen wie wichtig du ihnen bist! Denk doch mal an deine Geschwister! Stell dir vor was mit ihnen passiert wenn du dich umbringst. Sie werden ein Trauma haben! Mal ganz abgesehen von deiner Mutter. Sie sorgt sich um dich auch wenn du das vielleicht nicht immer so siehst."
Sie richtet sich auf und zieht mich hoch.
Schlaff lasse ich mich in ihre Arme fallen. Sie legt ihre Arme auf meinen Rücken und hält mich fest. Leise Tränen Rollen über meine Wange, und meine Emptionen kommen wie ein Schlag ins Gesicht zurück.
Bilder ziehen an meinem Auge vorbei.
Bilder von meiner Familie. Wie meine Mutter und meine Geschwister an meinem Grabstein stehen. Bilder wie sie mich im Regen suchen. Bilder wie sie weinen und Bilder wie sie lachen. Dann denke ich an das Wattpad Bild. Die hat mich im Regen gefunden als es mir dreckig ging, obwohl sie mehrere Kilometer von mir entfernt wohnt. Sie musste mehrere Stunden fahren um bis zu mir zu kommen. Wie hat sie das geschafft?
"Wie bist du hergekommen?" Nuschle ich erstickt in ihre Haare.
"Du hast dich mehrere Tage nicht gemeldet und weil ich wusste wo du ungefähr wohnst bin ich einfach hergefahren, aber ich hab dich nirgendwo gefunden, also hab ich gefragt wo du bist. Als ich deinen Standort hatte bin ich die ganze Strecke hergerant."
Sie hielt mich ein Stück von sich weg und schaute mir tief in die verheuelten Augen.
"Zum Glück bin ich gerannt sonst wärst du jetzt tot."
Die Erkenntnis trifft mich wie ein Blitz.
~Ich hätte gerade fast mein Leben beendet und das anderer ruiniert~
Plötzlich durchströmt mich tiefe Dankbarkeit.
Sie greift nach meiner Hand und führt mich von der Brücke runter.
"Ich hoffe du weißt, ich bleibe jetzt bei dir bis du mir glaubwürdig versicherst das du in meiner Abwesenheit nicht stirbst"
Sie schaut mich warnend an.
"Und ich schlaf nicht auf dem Fußboden"
Ich schniefe und unterdrücke einen erneuten aufheuler. Dann nicke ich und zeige ihr wo ich wohne.
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gxg OS normal, lemon, smut
Short Storygirl x girl one shots normal, lemon, smut, lustig, traurig, psychopathisch, fantasy (...) Ich versuche zu allem etwas zu schreiben, was ihr euch wünscht 😋 Ich versuche auf Rechtschreibung und Grammatik zu achten, sry wenns nicht immer klappt Viel S...