Kapitel 1

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„Ich Krieg dich!". Ein kleiner Junge sauste in Höchstgeschwindigkeit durch die langen Flure bis zur Eingangshalle. Wir schreiben das Jahr 1876, in dem die Menschen noch an Geister, Hexen und Vampire glaubten. Unschuldige Menschen beschuldigt und verbrannten. Die Welt da draußen war gefährlich und das wussten die Eltern der beiden Kinder, die gerade durchs ganze Schloss tobten. Ihnen war verboten worden die Schlossmauern zu verlassen, also blieben sie als Familie zusammen, komplett isoliert von der Außenwelt. „Fang mich doch Leo", das Mädchen, welches die Vorhänge zum fliegen brachte lief vor ihrem kleinen Bruder weg. Ihre kalte Hand strich entlang den kalten, alten Mauern des Anwesens, während ihr Blick immer wieder nach hinten glitt. Vorbei an den Gemälden und Wandteppichen ging es, weiter durch die Küche und den Schlafsaal. Victoria von Messina schrak zurück, als ihre Kinder sie beinahe umstießen. Sie lächelte, während sie sich auf den Weg in die Küche machte um das Frühstück vorzubereiten. Es war bereits 9 Uhr am Abend, als sich die Familie an die lange Tafel im Speisesaal setzte. Ja richtig 9 Uhr abends und Frühstück? Ich hatte bereits erwähnt, dass diese Familie anders ist als die Menschen, welche sich in der Stadt rumtrieben. Sie waren Vampire! Tagsüber schliefen sie in Särgen um Nachts ihr Leben im Verborgenen zu führen, für immer verdammt ihr Leben abseits des Trubels zu leben. Die Eltern Victoria und Vincent von Messina gebaren erst 1862 eine Tochter namens Aurora und später 1866 einen Sohn welcher den Namen Leonardo trug. Sie ernährten sich von Tierblut, welches die Eltern in den Wäldern jagten. „Kinder, wenn ihr das nächste Mal fangen spielt passt doch bitte auf die Inneneinrichtung auf. Die Vase im Wohnzimmer ist zerbrochen und überall ist etwas heruntergerissen. Denkt daran, dass wir keinen Ersatz dafür finden können. Ihr mögt zwar noch jung sein, aber das entschuldigt die Vase nicht. Was sollen wir Großmutter sagen, wenn sie zurückkommt?", schimpfte der Vater. Die Kinder schauten bedrückt zu Boden. Er hatte Recht. Das war Großmutters Lieblingsvase. Die alte Dame war schon 320 Jahre alt und das Oberhaupt der Familie. Im Moment war sie in „Urlaub", auch wenn die Kinder, dass nicht glauben wollten, da sie das Schloss nie verlassen durften. „ Und jetzt ab mit euch sagt Cecil er möchte bitte abräumen." Cecil war der treue Diener der Familie. Ein Mensch! Seine Familie diente den Messinas schon seit Ewigkeiten und diese Aufgabe wurde vererbt. Er war eine fröhliche Seele, machte seine Arbeit  gewissenhaft und beschwerte sich nie. Er kam, als man ihn rief und deckte ab. Er war wie ein zweiter Vater für die Kinder und auch die Eltern und Großmutter Elisa liebten ihn. In der Eingangshalle hielt sich Aurora am liebsten auf, denn dort gab es jede Menge Bücher in großen, altmodischen Regalen. Zwar hatte sie schon fast alle durchgelesen und beherrschte jede aufgeschriebene Sprache, doch liebte sie es trotzdem weiter und wieder zu lesen. Oft sah man sie in dem großen Schaukelstuhl neben der Lampe sitzen, ihr Gesicht und ihre Gedanken in ein Buch vertieft und leise vor sich hin schaukelnd. Genau wie jetzt. Sie saß gemütlich schaukelnd an ihrem Lieblingsplatz und las ein Buch über Insekten in Deutschland, als ein lauter Knall sie aus ihren Fantasien riss. Direkt neben ihr landete ein Truthahn, noch roh, noch blutig. „Leo was fällt die eigentlich ein, du hättest mich treffen können", fuhr sie ihren kleinen Bruder an. „ Der ist für die Wölfe", entgegnete dieser stolz. „Die Wölfe? Bist du noch zu retten? Ein Biss von ihnen und du bist tot!!!", schrie sie jetzt. Nicht mal eine Sekunde später standen die Eltern samt Cecil hinter den beiden. „Was ist denn hier los?", fragte Victoria besorgt. „Ich gehe zu den Wölfen und keiner wird mich aufhalten. Sie sind nicht so böse, wie ihr vielleicht glaubt", entgegnete Leo gekränkt. Doch plötzlich packte der Vater den Jungen am Hemdkragen und schliff ihn in sein Zimmer. Er schimpfte so laut, dass die Mädchen es noch unten in der Eingangshalle hören konnten. So sauer war Vincent eigentlich nie. Man könnte sagen, dass er einfach Angst um seinen Sohn hat und das ein Vaterkomplex ist, allerdings hörte sich allerdings anders an. Aurora wollte weinen, doch sie konnte nicht. Ihre Mutter nahm sie in den Arm. „Mach dir keine Sorgen um Leo, ihm passiert nichts. Es gibt nur drei Gefahren, die dich ohne zu zögern töten würden. Die menschlichen Vampirjäger, die van Leroys und die Wölfe". Sie sah besorgt aus. „Wer sind die van Leroys Mama?", fragte da das Mädchen. „Sie sind ein alter Vampirclan aus Frankreich. Er hat nur Verderben über die Vampire gegen die sie gekämpft haben gebracht. Auch unserer Familie haben sie nur Leid geschenkt", antwortete sie mit trauriger Stimme. „Du darfst nie einem von ihnen vertrauen, hörst du?" „Ja verstanden", sagte Aurora bedrückt. „Und nun geh in deinen Sarg und ruh dich aus. Die Sonne geht gleich auf", die Mutter strich ihr nochmal über die bleiche Wange und verschwand dann. Leo lief auf seine Schwester zu und sie schloss ihn in die Arme. „Ich werde mich nie wieder absichtlich in eine solche Gefahr begeben. Nie wieder, versprochen", schluchzte er. „Ist schon gut. Geh jetzt schlafen". Die Sargtüren knarzten leise, als sich die Kinder hineinlegten und die Türen nachzogen. „Schlaf gut Aurora", flüsterte der kleinere von ihnen. „Schlaf gut", antwortete sie.

Die Legende um MessinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt