1. Kapitel
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Jetzt schickte mich mein Boss, Best Jeanist, schon los, um scheiß Kleinkriminelle zu verfolgen. Ich musste gleich kotzen. War ich ein verfickter Polizist oder ein Profiheld? Es wurde Zeit, dass ich meine eigene Agentur gründen würde und nicht länger an Jeanist Rockzipfel hing. Ich hatte viel von ihm gelernt, aber ich war seit geraumer Zeit bereit, mein eigenes Ding durchzuziehen. Ich war der Beste. Also was sollte mich aufhalten? Mein Boss meinte, ich würde mir selbst im Weg stehen, aber seine oberschlauen Kommentare gingen mir am Arsch vorbei. Er hat immer versucht, aus mir eine Art zweiten Jeanist zu machen. Aber das war echt nicht mein Stil. Probleme waren da, um sie aus dem Weg zu räumen. Und Schurken waren die Art von Problemen, die ich am liebsten aus dem Weg räumte.
Der Fettsack mit der feuerroten Schmalzlocke, der überlangen Papageiennase und der Goldkette um den Hals sah schon von Weitem aus wie ein dreckiger Zuhälter. Jetzt bog er auch noch in dieses zwielichtige Vergnügungsviertel ein, in dem sich Bordsteinschwalben und Stricher die Hand gaben. Schnell zog ich die Kapuze meines Hoodys über den Kopf. Das würde mir gerade noch fehlen, wenn mich hier jemand erkannte. Die Schmalzlocke betrat die ‚Schwarze Lagune'. Eine bekannte Gay-Bar mit dazugehörigem Eroscenter. Ein blinkendes Neonschild lud zum Betreten ein. Die Bar war selbst mir ein Begriff. Nicht das ich es nötig hätte hier herzukommen, aber hier trafen sich manchmal der eine oder andere Yakuza, die nach ihrem geheimen Vergnügen suchten. Auch Schurken und Helden soll man hier schon gesehen haben.
Ich betrat die überfüllte Bar und es brandeten mir eine Wolke aus Zigarettenqualm und der leicht süßliche Geruch von Haschisch entgegen. Fast wäre ich rückwärts herausgestolpert, doch die nächsten Gäste drängten herein und ließen mich unfreiwillig in dieses stickige Drecksloch eintauchen. Argwöhnisch sah ich mich um. Eine Bar voller schwanzlutschender Versager. Ich versuchte Schmalzlocke wiederzufinden, doch ohne Erfolg. Die ausschließlich männlichen Bedienungen trugen nichts anderes als eine goldene Fliege und den passenden String-Tanga dazu. Viele hübsche Männer, die einen zweiten Blick wert waren. Aber deshalb war ich nun wirklich nicht hier. Moment mal, hatte ich den Fiesling dahinten an der Bar gesehen?
Mehr geschoben, als ich ging, stand ich unvermittelt direkt vor der Bühne. Ein junger Mann in einem sehr fragwürdigen Cowboy-Kostüm räkelte sich lasziv zu der Musik, in dem er seinen knackigen Zucker-Hintern an einer Pole-Dance-Stange rieb. Er drehte sich herum und ließ aufreizend die Hüften kreisen und ich erstarrte zur Salzsäule. Scheiße, ich wollte meinen Augen nicht trauen. Ich kannte den Stripper sofort, auch wenn ich ihn seit der Mittelschule nicht mehr gesehen hatte. Doch die zausen, grünen Haare würde ich immer und überall wiedererkennen. Deku! Ein Blick in seine leuchtenden Smaragdaugen katapultierte mich sieben Jahre in die Vergangenheit. Wir waren Freunde gewesen. Schon aus Kindertages. Mit ihm konnte man Pferde stehlen. Doch dann war etwas anders geworden, zwischen uns. Etwas, das mein ganzes Sein durcheinandergebracht hat, das ich nicht wahrhaben wollte. Nicht wahrhaben konnte.
Er hat sich kaum verändert. Sah immer noch so unglaublich süß und sexy aus, dass es mir ins Herz stach. Ich vergaß zu atmen. Wie konnte das sein, dass er immer noch die scheiß Macht hatte mich zu verzaubern.
Deku, Scheiß-Nerd und all die anderen fiesen Namen, die ich dem Kleinen gegeben hatte, kamen mir in den Sinn. Verdammt! Er war aus meinen Leben verschwunden. Von einem auf den andern Tag. Als hätte ihn die Erde verschluckt. Er war einfach weg, bevor ich zu Sinnen gekommen war und ihn um Verzeihung beten konnte. Aber war das, was ich getan hatte, nicht eh unverzeihlich?
Warum traf ich ihn nach all der Zeit wieder? Und ausgerechnet an so einem Ort? Ihn, der verheiltgeglaubte Narben aufriss und mich mit den Dämonen aus der Vergangenheit konfrontierte. Frust, Scham und Reue peitschten wie ein Blitz durch meine Eingeweide. Aber auch Begierde, da er offensichtlich immer noch die Wirkung auf mich hatte, wie zu Schulzeiten. Verdammt! Wie ich das hasste. Ich hatte es damals gehasst und ich hasste es immer noch. Aber nicht ihn. Ihn hatte ich geliebt, auch wenn ich alles getan hatte, um diese Liebe zu zerstören.
Izukus Kostüm war komplett mit glitzernden grünen Pailletten bestickt. Einschließlich des Huts, denn er jetzt abnahm und an den Bühnenrand trat. Mit der einen Hand wischte er mir die Kapuze nach hinten und mit der anderen setzte er ihn mir auf. Dabei strahlte er wie eine scheiß Supernova und strich mir mit den Fingern über die Wangen. Wow, die Gänsehaut, die er mir verpasste, ließ selbst meine Nackenhaare zu Berge stehen. Verdammt Axt.
Izuku war der Geist aus der Vergangenheit, der mich daran erinnerte, was für ein arroganter Drecksack ich an der Mittelschule gewesen war. Dass ich den Menschen von mir gestoßen und gequält hatte, den ich eigentlich geliebt hatte. Izuku war quirklos. Das perfekte Opfer. Dabei war er in Wahrheit der liebenswerteste Mensch, den es gab. Aber das Schlimmste war, ich hatte ihn geoutet, weil ich damals selbst nicht klargekommen war, dass ich auf Jungs stand. Izuku hatte mir seine Liebe gestanden und wir hatten eine gemeinsame Nacht verbracht. Ich hatte ihn verraten und fast zum Selbstmord getrieben. Eine Tat, die nicht sehr heldenhaft war und für die ich mich schämte und die ich zutiefst bereute.
Izuku griff nach der Stange, drehte sich zweimal um sie und tanzte sie dann recht schlüpfrig an. So wie es aussah, verstand er sich auf das, was er da tat. Er heizte der Menge ordentlich ein und brachte sie regelrecht um jegliche Vernunft. Man sah es in den Augen der Zuschauer. In ihren begehrenden Blicken. Jeder wollte ihn. Ganz offensichtlich wusste er das und schien es zu genießen. Tanzte sich buchstäblich in Ekstase. Er hielt sich an der Stange fest und bog seinen geschmeidigen Körper nach hinten durch, leckte sich über die Lippen, sodass ihm ein paar Männer Geldscheine in den Mund steckten. Jetzt zog er die Fransen-Weste aus und gab so den Blick auf seine ohnehin nur spärlich verhüllten, trainierten Oberkörper frei. Izuku war eindeutig erwachsen geworden. Und scheiß hübsch. Aufreizend wedelte er die Weste herum, zog sie ein paar Mal zwischen seinen Beinen vor und zurück und warf sie dann zur Seite.
Er ließ die Finger über den verschwitzen Body gleiten und schob sie in seinen Slip, als wollte er seinen deutlich zu sehenden Ständer herausholen, verstaute aber lediglich das Geld darin. Mit einer fließenden Bewegung riss er sich die Fransen-Chaps von den Hüften, die bis eben noch teilweise den Hintern und den Schritt verdeckt hatten. Augenblicklich stand er nur noch im grünen Jockstrap auf der Bühne, auf dessen Mitte eine grüne Katze funkelte. Platz für Fantasie gab es wenig. Seine Erektion zeichnete sich hinter der glitzernden Muschi unverkennbar ab. Verdammt, dieser Knackarsch war echt Zucker. Er schob den johlenden und geifernden Männern seinen kreisenden Hintern entgegen, die ihn schamlos betatschten und ihm weitere Scheine in den Jockstrap steckten.
Ich wusste nicht, ob ich das erregend oder anwidernd fand oder beides. Plötzlich kniete er sich vor mich und sah mich mit einem scheiß verführerischen Blick an. Er atmete immer noch angestrengt. Hatte er mich überhaupt erkannt? Anmerken ließ er es sich nicht. Er fuhr sich wieder über seinen nackten Körper. Dann legte er eine Hand in den Nacken, lehnte sich weit zurück und fuhr sich mit der andern Hand über seinen Schritt. Mir klappte der Kiefer herunter. Und warum genau war ich eigentlich nochmal hier? Verdammte Scheiße. Am liebsten hätte ich ihn von dem Podest gezogen.
Auf einmal stand er auf, sprang von der Bühne, schnappte sich meine Hand und führt mich unter dem Gejohle der andern in ein Separee. Bevor ich richtig begriff, was los war, saß ich auf einer roten Kunstledercouch und Izuku auf meinem Schoß. Er nahm sich seinen Hut zurück und sah mich an, als wäre ich sein Weihnachtsgeschenk, das er gleich auspacken durfte.
„Dynamight – höchst persönlich. Der größte Nachwuchsheld aller Zeiten und meine persönliche Nummer eins", kommentierte er und seine Stimme verriet keinerlei Hohn.
Grob schob ich ihn zurück. „Scheiße Deku! Lass das gefälligst. Hör auf so einen Unsinn zu reden! Was zum Henker machst du hier?"
„Tanzen."
„Fuck, das meine ich nicht."
Er setzte sich auf den runden Tisch, der wohl eine kleine Bühne für private Tanzvorführungen war. „Na ja, hatte nicht jeder so viel Glück wie du mit einem unglaublichen Quirk gesegnet zu sein. Aber wem erzähle ich das."
Ich wusste, dass sein Vater ihn bereits als Kind verlassen hatte und dass seine Mutter viel zu früh gestorben war. Aber Izuku war doch zu clever für so etwas. Als Kind hatte er immer davon geträumt, ein Held zu werden, aber die Realität sah anders aus, auch wenn der Trottel es lange nicht wahrhaben wollte. Er war wie ich der größte Fan von All Might gewesen. Doch anders als ich, hatte er ihn nie getroffen.
Der Kleine lächelte mich an. „Das hier ist meine Art, meine Talente zu nutzen und mir ein Stück vom Kuchen zu sichern."
„Deine Talente? Scheiße Deku, was soll das heißen."
„Na wonach sieht es denn aus, Kacchan? Ich verdiene mein Geld mit Lapdance. Und ich verdiene nicht schlecht. Wenn mir ein Typ gefällt, nehme ich ihn mit hier her. Ist er bereit zu zahlen, bekommt er etwas mehr geboten. Doch du ... was machst du hier? Du bist bestimmt nicht gekommen, um mich tanzen zu sehen."
„Was? Nein!" Auf einmal fiel mir wieder ein, warum ich eigentlich hier war. Ich war ein Profi und sollte mich auch so verhalten. „Es geht um diese feuerrote Schmalzlocke, mit dem goldenen Lametta um den dreckigen Hals. Kennst du den?"
„Gott ja, mehr oder weniger. Alle nennen ihn Parrot. Weißt du? Der steht auf mich, aber den würde ich noch nicht mal mit einer Beißzange anfassen. Lieber hol ich mir einen runter, als den mit auf mein Zimmer zu nehmen, oder auch nur für ihn zu tanzen."
Ich schluckte trocken. „Verstehe. Kannst du mir etwas über ihn erzählen?"
Er wies mit dem Kopf auf eine kleine Kamera an der Zimmerdecke. „Wenn ich hier drin kein Geld verdiene, kann ich diese Zimmer nicht benutzen. Oder soll ich doch für dich tanzen? Oder willst du möglicherweise doch einen ..."
„Nein!", kam es ein bisschen zu schnell und zu laut, obwohl Einiges in meinem Inneren ja schrie. „Vielleicht können wir uns morgen früh treffen. Im Café Starlight an der Ecke?"
„Ja, aber nicht vor zehn. Ich arbeite nachts lange", sagte er mit einem anzüglichen Grinsen und zwinkerte mir zu.
Ich stand auf. „Gut, dann sehen wir uns morgen um zehn."
Etwas in mir schien zu grinsen, bei dem Gedanken ihn wiederzusehen. Ein anderer Teil wartete immer noch auf das Höllenloch, das sich auftun würde, um mich zu verschlingen.
Ich flüchtete geradezu aus dem Etablissement. Fuck! Ich konnte es nicht glauben, wie sehr mich dieses unerwartete Aufeinandertreffen aus der Bahn warf. Meine Gedanken und Gefühle schienen sich zu überschlagen. Hatte ich noch alle Murmeln an der richtigen Stelle? Ich stützte mich auf den Oberschenkeln ab und rang nach Luft, als hätte ich einen Dauerlauf hinter mir. Ich hatte Izuku noch so viel sagen wollen, doch da drin hatte ich es nicht länger ausgehalten. Fuck! Allein bei den Gedanken, was all diese Männer mit ihm anstellten, wurde mir übel. Was war noch von dem kleinen unschuldigen Mittelschüler übrig. Wahrscheinlich nicht viel. Und das war auch meine Schuld.
Deku erinnerte mich an eine Zeit, die ich lange verdrängt hatte. An eine Zeit, in der ich ein echtes Arschloch war. Das Schlimmste daran war, ich hatte den herzensguten Lockenkopf geliebt. Ich wusste damals, was mein Herz verlieren würde. Dennoch hatte ich ihn weggestoßen. Wenn ich gerade spürte, wie es sich zusammenkrampfte, glaubte ich ihn immer noch zu lieben.
Was dachte ich, was das hier sollte? War ich ganz bei Trost? Es wurde Zeit, dass ich den Verstand einschaltete. Denn ich hatte kein Recht, ihn zu lieben noch nicht mal ihn zu vermissen. Und keine Entschuldigung der Welt konnte irgendetwas davon wieder gutmachen.
Es war nur schwer zu ertragen, dass Izuku seinen Körper verkaufte. Schon im Kindergarten waren wir Freunde gewesen. Eine unschuldige Zeit. Die für ewig verloren war. Mir war klar, dass der Kleine mich nie wieder lieben konnte, selbst wenn er erkannte, dass ich nicht mehr der Gleiche war. Dennoch wollte ich ihn hier herausholen, egal was es mich kosten würde. Vielleicht konnte das etwas gutmachen. Ich konnte nur hoffen, dass er es zulassen würde. Ich drehte mich nochmal um und warf einen verzweifelten Blick auf die Bar. Nichts war mir je so schwergefallen, als meinen ehemaligen Freund hier zurückzulassen.
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No Right To Love You
FanfictionNach sieben Jahren triff Katsuki seinen quirklosen ehemaligen Freund Izuku in einer Stripper-Bar wieder. Er will sein schreckliches Verhalten an der Mittelschule wieder gutmachen, doch Izuku sinnt nur auf Rache. Doch dann... BakuDeku (AU Lemon-boys...