„Hallo?", sprach Henry in den Raum hinein.
Es kam keine Antwort. Schien also niemand da zu sein.
Der alte Mann schluckte seinen Kloß im Hals herunter, dann trat er ein.
Er fand weder rechts noch links der Tür tastenderweise einen Lichtschalter, also kramte er aus seiner Manteltasche eine Taschenlampe hervor.
Die Haustür fiel zu. Bis auf das spärliche Licht seiner Lampe war es finster.
Nach seinem Empfinden müsste er im Hausflur gelandet sein, doch er fand mit dem Lichtkegel nur eine Tür, die aus diesem Raum herausführte. Es gab außerdem keine Fenster, nur Gerümpel auf dem Boden.
Wo war er? Wo?
Henry stutzte. Keine Antwort kam in seine Gedanken. Nichts, wie er es sonst gewohnt war, keine aufblitzende Ahnung, kein antwortgebendes Wissen.
Komisch.
Andererseits, er war müde wegen all der Aufregung und erschöpft von dem langen Weg, vielleicht sollte er morgen hierher wiederkommen. Er hatte nun bewiesen, dass etwas in diesem Haus war, dann konnte er auch eines anderen Tages wiederkehren.
Mit dieser Erklärung zufrieden drehte sich der alte Mann um und suchte die Haustür, durch die er eben eingetreten war.
Potzblitz! Die Tür war fort!
Alles, was Henry fand, war eine graue Betonwand.
„Was für ein Unfug", sprach er laut in die Stille. Sicher war die Tür, die er gerade entdeckt hatte, die, durch die er eingetreten war. Die Schwärze ummantelte ihn, es gab nichts weiter als sein leises Atmen und das gedankliche Echo seiner Worte.
Aber seine Stimme hörte sich dünn an. Es hatte ihm nicht geholfen, sein Selbstvertrauen zurückzugewinnen, im Gegenteil.
Er wollte einzig nach Hause, das hier war von Anfang an eine bescheuerte Idee gewesen!
Verschwindende Türen und dass die Stimme in seinem Kopf verstummt war– das konnte doch nur ein Traum sein. Ein Alpdruck, das wäre auch nichts Neues für ihn.
Folglich müsste er bald aufwachen, versuchte er, sich selbst zu beruhigen. Panisch zu werden brachte ihm überhaupt nichts.
Er fixierte die Handbremsen seines Rollators und setzte sich auf die stoffbespannte Sitzfläche. Eins nach dem anderen. Hatte er nicht noch Essen dabei?
xxx
Die Stille, die unerträgliche Stille war es, die Henry aus seinem Schlaf riss. Kein Vogelgesang an diesem Morgen, keine Autos der Nachbarn, welche aufbrachen, auf die Arbeit zu fahren, keine Gespräche auf dem Bürgersteig. Noch nicht einmal die Sonne schickte ihre Strahlen durch die Jalousien in Henrys Bett.
Sein Schlafplatz war heute nicht besonders bequem, fiel ihm auf. Sein Rücken schmerzte fürchterlich. Oder war er wieder auf einem Stuhl eingeschlafen? Dies erklärte aber immer noch nicht das fehlende Tageslicht.
Vorsichtig öffnete der alte Mann seine Augen. Der Raum, in dem er sich befand, war dunkel. Fast nachtschwarz, wäre dann nicht das spärliche Licht einer auf dem Boden liegenden Taschenlampe gewesen.
Und der alte Mann wusste wieder, was geschehen war. Kein Traum, keine Wahnvorstellung, er war im verschwundenen Haus– dem, was gar nicht existieren dürfte.
Der Greis versuchte, seinen Rücken durchzustrecken. Au! Ein stechender Schmerz schoss durch sein Rückgrat.
Er war wahrhaftig auf seinem Rollator sitzend eingeschlafen, überwältigt von Aufregung und Stress.
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Was ich gesehen hätte
Fantasy- - -Der alte Mann hatte nicht nach diesem Wissen gefragt. Es tauchte auf, einfach so.- - - Henry Schneider war ein alter Mann, als er sich aufmachte, um einen Kriminalfall zu lösen, der ihn seit seiner Jugend nicht losließ. Seine schärfste Waffe da...