Kapitel 2 (Charlise)

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Perplex stehe ich für einen kurzen Moment einfach nur da. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass Prinz Kirian mich in eine Art Salon oder auch Arbeitszimmer bringen wird und wir dort die nächsten Schritte und Tage besprechen werden aber anscheinen sah er es als besser an mich in irgendeinen mir unbekannten Raum schubst, während ich gerade mal 40% von dem sehen kann, was ich sonst sehe und mich dann auch noch alleine lässt. Warum überhaupt? Ich hatte wirklich etwas anderes erwartet, er war total nett zu mir gewesen und hatte volles Verständnis dafür, dass ich nicht sofort gesehen haben aber das hier ist echt gemein. Ich darf den Schleier schließlich nicht runternehmen, um mich umzusehen, da ja trotzdem jemand hier sein könnte. Mir bleibt wohl keine andere Wahl, ich muss irgendwie herausfinden, wo ich bin, was ich hier machen soll und ob ich alleine bin. Vorsichtig mache ich einen Schritt vor den anderen und versuche unter dem Schleier hervorzuschießen. Eine kurze Zeit stoße ich mir nichts oder laufe in irgendetwas rein, doch dann bleibe ich schmerzhaft mit meinem Schuh an irgendeiner Kante hängen bleibe und nach vorne falle. Um mich abzufangen, strecke ich meine Arme aus, doch ich falle nicht auf den Boden, wie erwartet, sondern auf einer weichen Matratze. Hastig springe ich wieder auf, hebe den Schleier aber so weit an, dass ich erkennen kann, worauf ich gefallen bin, ist ein kleines Bett für eine Person. Ich bin wohl in einem Schlafzimmer. Um diese Uhrzeit sollte hier doch eigentlich niemand sein. Kann diesen Fummel wegnehmen? Langsam hebe ich den Schleier an und sehe mich im Raum um.

Er ist nicht sehr groß

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Er ist nicht sehr groß. Es finden das kleine Bett, eine Waschschüssel mit einem Spiegel, ein Kleiderschrank und ein kleiner Tisch darin Platz. Alles ist in angenehmen Kram Tönen und Blumenmustern gehalten. Hätte man mich gefragt, wie ich es finde hätte ich geantwortet: "Sicherlich ist es schön für eine Zehnjährige aber nicht unbedingt mein Geschmack." Jetzt fühle ich mich noch verarschter. Ein Kinderzimmer? Soll das eine Art Statement sein wie: Wir nehmen dich nur auf, weil wir es müssen? Nur weil ich 17 bin und er 19 heißt das auch nicht unbedingt, dass ich das Kind bin. Meine Gedanken werden von Geflüster und Gekicher unterbrochen. "Sind wir zu spät?", "Sind sie schon rein?", "Wie sie wohl so sein wird?", "Wie alt ist sie noch Mal? Ich glaube gerade Mal 17, oder?", "Glaube auch." Verwirrt schaue ich mich im Raum um und mein Blick bleibt bei einer sich von Wind aufbauschenden, geblümten Gardine hängen. Ich mache ein paar Schritte darauf zu, bis ich einen Balkon mit Blick auf das große Eingangstor und den davor liegenden Park. An den Rand gelehnt stehen, vier junge Frauen. Was machen die hier? Sind die wegen mir hier? Warum haben die mich noch nicht bemerkt? Okay, einfach seriös rüberkommen. Ich weiß ja schließlich nicht wer das ist und was sie von mir wollen. Leise trete ich an die Tür und ziehe mir den Schleier wieder vor die Augen. "Guten Tag Ladys, können sie mir sagen, ob ich hier richtig bin?" Vier Köpfe wirbeln zu mir und schon kreischen sie los. Kurz zucke ich zusammen, während alle vier Frauen sich um mich scharren. Plötzlich ist es wieder still und ich sehe niemanden mehr, erst als ich nach unten schiele, kann ich die Umrisse der Frauen sehen, die offensichtlich, blitzartig in einen Knicks gegangen sind. "Oh, bitte Ladys. Steht wieder auf." Langsam und mühselig richten sie sich wieder auf. Eine der vier, sie steht von mir aus links, ganz außen, wendet sich direkter zu mir und meint mit vor Aufregung zittriger Stimme: "Guten Tag Hoheit! Schön, dass ihr gut behalten angekommen sind. War ihre Reise angenehm? Wir sind ab sofort ihre Zofen, wenn irgendetwas ist, lasst es uns einfach wissen. Ich bin Lady Elisabeth, das neben mir ist Lady Hedwig, dies ist meine Schwester Lady Elise und das ist Lady Minna." Ich lächele alle an, auch wenn sie es nicht sehen könne, was vielleicht ganz gut ist, denn während ich Lady Minna etwas genauer betrachte läuft mir ein Schauer über den Rücken und mein Lächeln fällt ein wenig in sich zusammen. Sie wirkt total versteift und verschloss. Verschlossene Menschen ist der Typ mit dem ich gar nicht klar komme. Bisher war jeder in meiner Umgebung total aufgeschlossen und offen für jede Art von Gespräch oder Aktivitäten. Nur selten kam es mal dazu, dass ich auf jemand stoße, bei dem ich gleich das Gefühl habe, dass diese Person meine angeborene Offenheit missbilligt oder nicht damit umgehen kann. Leider scheint Lady Minna so jemand zu sein. Offensichtlich ist sie die älteste der vier, sie strahlt eine kühle Erwachsenheit aus die ich definitiv noch nicht erreicht habe. Was mich stört ist, dass sie das offenbar bemerkt und schon einen Blick aufgesetzt hat aller: "Nah toll, jetzt darf ich die auch noch erziehen!" Es könnte natürlich auch sein, dass ich das ganz falsch durch diesen dummen Vorhang wahrnehme.

Offenbar starren wir uns jetzt schon eine Weile an, denn Lady Elisabeth räuspert sich kurz und meint dann: "Hoheit, wollen sie nicht vielleicht den Schleier abnehmen?" Ich reiße die Augen ein wenig auf und frage dann verwundert: "Darf ich wirklich?" Sie lacht auf und meint, dann: "Ja, in unserer Gegenwart dürfen sie diesen Fummel runternehmen. Wir werden ihr Gesicht eh vor der Trauung morgen Nachmittag sehen. Erleichtert reiße ich mir den Stoff geradezu vom Kopf und atme tief durch. Ich betrachte die vier nochmal der Reihe nach. Lady Elisabeth und Lady Elise sehen sich sehr ähnlich vermutlich sind sie Zwillinge, Lady Hedwig ist etwas kleiner als die anderen und hat rote Haare und Lady Minna lächelt mich ganz freundlich an. Es scheint wohl doch nichts gewesen zu sein, aber trotzdem wirkt etwas an der Ausstrahlung ihrer großen, schlanken Gestalt mir sicherlich nicht wohlgesonnen. Ich ignoriere es einfach und erinnere mich an meine Manieren. "Es freut mich sehr sie kennen zu lernen. Ich bin Charlise, aber bitte, wenn es für sie in Ordnung ist, nennen sie mich Charly." Das Lächeln der drei Frauen links von mir verstärkt sich, doch bei Lady Minna tut sich nichts. Plötzlich springt mir ein Teil des Satzes von Lady Elisabeth in den Kopf. Erschrocken drehe ich meinen Kopf zu ihr. "Morgen Nachmittag? Davon hat mir Prinz Kirian nichts erzählt. Sind sie sich sicher?" "Ja, natürlich. Deshalb sollten wir auch noch nicht auspacken. Es wundert mich aber, dass euer Verlobter euch das nicht gesagt hat. Er scheint immer total organisiert." "Aha... Okay. Gut. Ist ansonsten noch irgendetwas für mich eingeplant, von dem ich womöglich noch nichts weiß?" Dieses Mal antwortet Lady Minna: "Nein, Hoheit. Wie sie doch bestimmt wissen, ist es Tradition in Dangosien, dass niemand die Braut einen Tag vor der Trauung sehen darf. Auch wir müssen uns in", sie linst kurz auf die Standuhr, " 5 Minuten verabschieden. Eine Ausnahme wird sein, wenn eine von uns sie für ihren großen Tag vorbereiten werden. Sie müssen sich jetzt entscheiden wer. Diese wird euch helfen sich schon einmal Bett fertig zu machen. Sie werden dann wohl den morgigen Tag bis 13 Uhr im Nachthemd ausharren müssen. Also, wer von uns soll dableiben? Ach, und es versteht sich wohl von selbst, dass sie diese Räumlichkeit hier erstmal nicht verlassen werden." Ich lächele sie süßlich an und wende meinen Blick dann von ihr zu den andern dreien. Mein Blick bleibt schließlich an Lady Hedwig hängen. Sie scheint mir am schüchternsten, aber sie hat etwas an sich, das ich kennen lernen möchte. Also lächle ich sie an und meine dann: "Lady Hedwig, ich würde mich sehr freuen, wenn sie mir noch ein wenig Gesellschaft leisten." Sie lächelt zurück und nickt leicht. Noch bevor ich mich richtig verabschieden kann, scheucht Lady Minna Lady Elise und Lady Elisabeth aus dem Raum.

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