part 2

12 2 2
                                    

„Regenmäntel und -schirme sind nicht erlaubt, genausowenig wie Badesachen!", behauptet er. Er ergreift meine Hand und zieht mich mit sich nach draußen. Der Regen ist angenehm kühl.
„Hier entlang, meine Dame", meint mein Begleiter grinsend.
Ich fahre zusammen, als es blitzt und unmittelbar danach der Donner kracht. Das Gewitter ist direkt über uns.
„Hey, so gefährlich ist es nicht, bis wir auf den Klippen sind, ist das Gewitter meilenweit weg!", ermutigt mich Sebastian. Er hat Recht, der Wind weht die Gewitterwolken nach Südosten, also landeinwärts. Langsam kämpfen wir uns dem Wind entgegen zum Strand, wo die Brandung dem Donner lautstärkemäßig Konkurrenz macht.
„Wunderschön, nicht?", brüllt Sebastian.
Ich nicke und brülle zurück: „Wir sollten machen, dass wir auf die Klippen kommen, bevor die Flut hier alles überschwemmt!"
„Ist ja gut. Da sind die Treppen, die führen auf den Coastal Path."
Er deutet auf die in den Felsen geschlagenen Stufen. Ich renne darauf zu, er folgt mir.
„Langsam, die sind rutschig", meint er. Ich winke lachend ab und erklimme die Treppen. Der Weg nach oben ist volle Schlamm. Ich ziehe meine Schuhe aus und binde sie mit den Schnürsenkeln ans Treppengeländer. Ich will sie nicht in der Hand tragen und so werden sie nicht weggespült werden. Wieder einmal blitzt es, doch diesmal kommt der Donner erst einige Sekunden später. Ein gutes Zeichen. Barfuß gehe ich durch den Matsch auf einen Wegweiser zu. Ich muss mich kurz daran festhalten, denn mir wird schwindelig. Sebastian legt mir die Hand auf die Schulter.
„Ist dir schlecht?", fragt er. Ich schüttele den Kopf.
„Nein, nur schwindelig. Geht gleich wieder", versichere ich ihm. Kurz wird mir schwarz vor Augen. Ich keuche auf. Langsam kehrt meine Sicht zurück. Der Regen lässt nach. Ich drehe mich um und strahle Sebastian an.
„Alles wieder gut!", lasse ich ihn wissen. Er grinst mich an.
„Super! Du gehst voraus, ich lotse dich!"
Ich sehe in seine Augen und würde ihn am liebsten küssen. Stattdessen drehe ich mich um und folge dem Pfad. Es geht leicht bergauf. Der Blick ist atemberaubend schön. Ich achte nicht auf dem Weg und rutsche aus, falle vornüber und lande im Dreck.
„Iiieeeh!", mache ich und Sebastian prustet los.
„Oh je, gehts dir gut?", fragt er lachend und ich muss miteinfallen. Sein Lachen ist sehr ansteckend. Ich rappele mich auf.

SirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt