Aufgabe 1: Familienvater (Snarry)

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„Schatz?" Die 30-jährige Ginny Potter, gerade damit beschäftigt, die Reste des Einhornkuchens aus dem Gesicht ihrer rothaarigen Tochter zu wischen, wandte sich ihrem Mann zu. „Bringst du Al ins Bett? Er schläft gleich auf seinem Teller ein." Die schwarzen Locken ihres gemeinsamen Sohns bewegten sich bereits gefährlich nahe in Richtung des violetten Zuckermatsches zu, doch ehe der Kopf des Kleinkindes weiter sinken konnte, stand Harry Potter auf und nahm ihn auf den Arm. Noch bevor sie die Treppe erreichten, die in das obere Stockwerk mit den Schlafzimmern führte, war der Junge mit dem Kopf auf der Schulter seines Vaters eingeschlafen. Mit leisen Schritten betrat er den Raum, schaltete das Nachtlicht an, um das Bett von den Legokisten zu unterscheiden, die Al von Harrys Cousin Dudley bekommen hatte. Der Kleine gab einen verwirrten Laut von sich, als er nicht mehr den warmen Körper seines Vaters, sondern den weichen Stoff der Matratze spürte. Harry setzte sich auf die Bettkante und streichelte über den Kopf des Fünfjährigen.

Er blinzelte und atmete erleichtert aus. Harry genoss die Ruhe hier oben. Während er Lärm, Licht und Geschrei früher noch genießen konnte, war er mittlerweile nur noch gestresst davon. Vielleicht war er zu alt dafür geworden. Trotzdem war es nicht so als wäre der Tag nicht lustig gewesen. Lily, seine Tochter, hatte ihren dritten Geburtstag gefeiert, inklusive Bergen an Geschenken, riesigen Torten und Glitzer. Harry musste lächeln, während er daran dachte, dass Lily wohl das verwöhnteste Mädchen Großbritanniens werden würde. Von unten hörte er bereits das Geschrei der beiden anderen Kinder und seiner Frau. Harry fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als er Lily's lautes Weinen und Ginnys erschöpftes, aber kraftvolles: „James, gib Lily sofort den Zauberstab zurück!" hörte. „Nein", rief der Siebenjährige „Hokuspokus, Mummy ist weg!"

Harry seufzte tief. Er hatte gleich gewusst, dass der Spielzeugzauberstab keine gute Idee gewesen war, aber er wollte sich aus der Wahl der Geschenke lieber raushalten. Er liebte seine Familie, sehr sogar. Selbst das Glühen in James' Augen, wenn er einen Streich spielte, den beleidigten Gesichtsausdruck, den Al aufsetzte, wenn man ihn ignorierte oder Lily's Angewohnheit, gehäufte Stofftiere unter ihrem Kopfkissen zu verstecken, erfüllten ihn mit einem Stolz, den nur Eltern gegenüber ihren Kindern spüren können. Seine Familie war für ihn das Wichtigste auf der Welt. Und doch fühlte er sich manchmal einfach fehl am Platz, gerade wenn die Kinder im Bett waren und er mit Ginny alleine war. Acht Jahre waren sie nun schon verheiratet und doch hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Es war nicht mehr diese Teenager-Romanze, die er aus Filmen kannte. Er hatte nicht mehr dieses freie Gefühl, wie am Anfang. Im Gegenteil, er fühlte ein beklemmendes Gefühl der Enge in seiner Brust, musste oft das Haus verlassen und verbrachte möglichst wenig Zeit mit Ginny.

Es war nicht so, dass er sie nicht liebte. Doch fühlte er sich augenblicklich unwohl, wenn dieser liebevolle Ausdruck in ihren Augen lag, wenn sie ihn „Schatz" nannte, küsste oder seine Hand nahm. Manchmal wollte er ihr nicht in die Augen schauen, mit ihr reden oder den Raum teilen. Sicherlich hatte sie gemerkt, dass sich etwas verändert hatte. Sie sprach ihn nicht drauf an, lies ihm Zeit und schob es auf seine zahlreichen Traumas. Es wäre nicht das erste Mal, dass Harry deshalb in ein tiefes Loch fällt. Selbst nach Jahren holte die Vergangenheit ihn manchmal ohne Vorwarnungen wieder ein. Er war ein Experte darin, Gefühle viel zu spät zu bemerken und einzusortieren.

Al schnarchte leise im Schlaf und lenkte Harry Aufmerksamkeit wieder auf ihn. „Albus Severus Potter", flüsterte er leise. „Severus" flüsterte er wieder, so leise, dass er sich selbst kaum hörte. „Severus Potter". Es fühlte sich so falsch an diesen Namen auszusprechen und setzte einen kleinen Strom Adrenalin durch seinen Körper. Genau das war der Punkt. Es musste so vor fünf Jahren angefangen haben. Als er Al diesen Namen gegeben hatte. Er wusste nicht warum, aber er wusste, dass er so heißen musste. Severus. Severus Snape. Harry hatte keine Ahnung, aber sobald er sich zwang über seine Beziehung mit Ginny nachzudenken, assoziierte sein Gehirn diese Gedanken mit Snape. Harry konnte es nicht erklären, oder nur einordnen. Anfangs dachte er, es hätte mit seiner Mutter zu tun. Er kannte keinen, der ein besseres Symbol für wahre Liebe war, als Snape und seine Gefühle zu seiner ehemals besten Freundin. Diese Gedanken, hatte er auf sich und Ginny übertragen. Harry verstand selbst nicht, was zu dieser Situation geführt hatte. Er führte eine angeblich glückliche Ehe, hatte drei Kinder mit einer Frau, der er nicht mal in die Augen sehen wollte.

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