Aufgabe 4: Die Grube (Ronerva)

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Keiner wusste, wann oder wieso es wie angefangen hatte. Alles, was man wusste, war, dass es mittlerweile außer Kontrolle geraten war. Es hatte sehr früh und sehr harmlos angefangen, ein kleiner Streich oder stichelnder Spruch, wann immer es sich einbauen ließ. Später kamen auch richtige Streiche hinzu, meistens von seiner Seite aus. Mittlerweile war es wie ein Krieg. Ein lustiger, unterhaltender, aber dennoch gnadenloser Krieg zwischen Ronald Weasley und Minerva McGonnagall.

Es gab nicht vieles, was diese Menschen gemeinsam hatten.

Ron war ein 17-jähriger, großer, schlaksiger Junge mit roten Haaren und heller Haut, die über und über mit Sommersprossen übersät war.

McGonagall war eine große, streng aussehende Frau in ihren 60ern mit schwarzen Haaren und einer Vorliebe für smaragdgrüne Umhänge und Schottenkaro.

Eine der wenigen Gemeinsamkeiten dieser durch und durch unterschiedlichen Menschen war wohl die Vorliebe für Quidditch und ihr trockener, sarkastischer Humor.

Die ersten Insider begannen schon in Rons erstem Schuljahr. McGonagall, die ihn von Anfang an unterrichtet hatte, drohte ihm jedes Mal, wenn er zu spät kam, in einen Gegenstand oder ein Tier zu verwandeln. Die Ideen wurden immer kreativer und absurder, was allerdings nur die Konsequenz hatte, dass Ron auffällig oft zu spät kam. Das war allerdings nicht nötig, denn die Lehrerin nahm auch Verspätungen von wenigen Sekunden oder Minuten als Anlass für humorvolle Drohungen.

Aus „Eines Tages verwandele ich Sie in eine Taschenuhr, damit sie endlich ihren Stundenplan einhalten" wurde in seinem sechsten Schuljahr schließlich ein „Wenn Sie noch einmal zu spät kommen, verwandelte ich sie in eine Windel, Mr. Weasley".

Mittlerweile war es zu einer Routine geworden. Die Gryffindors führten bereits Wenn-Ron-Weasley-noch-einmal-zu-spät-kommt-Listen und ein Scherzkeks — es war ein offenes Geheimnis, dass es sich um Lee Jordan handelte — schickte zwei Jahre lang Vorschläge an die Lehrerin, falls ihr einmal die Ideen ausgehen sollten.

Ein weiterer Insider, der der ganzen Schule bekannt war, begann in Rons viertem Schuljahr. Dort hatte er angefangen anstelle von „Professor McGonagall" „Professorin McGonagall" zu sagen.

Wann es so war, wusste er nicht mehr genau. Er erinnerte sich nur noch daran, dass es das Resultat einer spontanen Diskussion über Feminismus und Respekt war. Keiner kannte mehr den Kontext, aber wer sich für lustig hielt, nannte sie nur noch „Professorin".

Der gesamte Jahrgang wartete in den Verwandlungsstunden auf neue oder alte Insider der beiden. Für alle war es eine Art Spiel um den Unterricht besser ertragen zu können. Denn selbst nach sechs Jahren, in denen McGonagall ihn schon unterrichtete, hatten sie mit diesen „kindischen Witzeleien", wie Snape, ein Kollege mit deutlich weniger Humor, sie nannte, nicht aufgehört.

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So saß Ron aktuell in eben jenem Verwandlungskurs und überlegte, mit welchem Spruch er die Lehrerin heute aus dem Konzept bringen konnte. Zumindest versuchte er es, denn sie ließ sich nicht aus dem Konzept bringen.

„Für diese Unterrichtsstunde möchte ich, dass sie diese Fäden in Regenwürmer verwandeln. Einen Gegenstand in ein Tier zu verwandeln ist deutlich schwieriger, allerdings denke ich, dass UTZ-Schüler in der Lage dazu sein sollten. Mr. Finnigan teilen sie bitte die Fäden aus. Vorzugsweise ohne sie anzuzünden und-"

Sie hielt inne. Sie brauchte sich gar nicht erst umzudrehen, denn am Kichern der Klasse erkannte sie bereits, dass Ron sich wieder gemeldet habe musste.

„Professorin McGonagall?" Ron hielt immer noch seinen Ringfinger in die Höhe. Seit dem zweiten Schuljahr meldete er sich nur noch mit diesem, um die Lehrerin zu verwirren. Diese ließ sich allerdings nicht beeindrucken.

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