Das Interview

489 21 16
                                    

POV Weidel:

„Frau Weidel ich habe das für Sie organisiert und es sollte kein Problem sein, wenn Sie erst um 17 Uhr losfahren", riss mich jemand plötzlich aus meinem Schlaf und kam mir immer näher. Ich stellte fest, dass es mein Sekretär war.
„Um Himmels Willen haben Sie denn noch nie was vom Klopfen gehört?", gab ich genervt und erschrocken von mir.
„Tut mir Leid, ich wollte Sie nicht stören. Ich habe halt gesehen, dass das Licht in Ihrem Büro an war und dachte, dass ich einfach mal reinkommen kann und-"
Immer diese Männer.
„Kommen Sie auf dem Punkt. Was wollen Sie mitten in meiner eh schon zu kurzen Mittagspause?"
„Achso ja genau. Ich wollte Ihnen mitteilen, dass Sie um 17 Uhr losfahren können. Das sollte reichen."
„Sie kommen in mein Büro rein, Klopfen nicht, labern mich mit irgendwas voll und sagen mir, wann ich Feierabend habe?"
„Nein, um Gottes Willen. Ich informiere Sie doch gerade nur vom Interview heute Abend."
Fuck. Ich wusste doch, dass ich was vergessen hatte.
„Haben Sie vergessen oder? Macht nichts, dafür bin ich ja da. Ist ja nicht verwunderlich, dass Sie bei so viel Stress mal Termine vergessen.
Auf jeden Fall werde ich Sie um 17 Uhr bei Ihnen abholen. Genießen Sie noch ihre ‚eh schon zu kurze Mittagspause' "
Er verließ wieder mein Büro.
Ach du meine Güte das Interview. Wie zum Teufel konnte ich das nur vergessen. Ich guckte mir die Email nochmal an und stellte fest, dass ich dort mit der Wagenknecht, dem Lindner und dem Özdemir sein werde. Erinnert mich an den Fünfkampf 2017. Nur ohne den Herrmann. Bin dann wohl alleine rechts.
Ich guckte nochmal auf mein Handy und wollte weinen. Nur noch 5 Minuten.
Ich seufzte, brachte mich aber dazu, aufzustehen.

Nachdem mein Tag im Plenarsaal verschwendet wurde, machte ich mich auf dem Weg nach Hause. Ich habe meine Gedanken nicht bei den möglichen Interviewfragen, sondern bei dem Thema: „was soll ich anziehen, um der Wagenknecht zu gefallen", gefunden.
Alice, es ist kein Date, es ist ein verdammtes Interview, wo du nicht dich, sondern deine Partei präsentierst.
Enttäuscht von der Realität kam ich zuhause an und ging unter die Dusche. Ich machte mich noch fertig und da klingelte es schon.
Ich nahm meinen Schlüssel und verließ das Haus.

„Schön sehen Sie aus Frau Weidel"
„Danke, das Gleiche könnte ich von Ihnen behaupten, wäre ich keine Lesbe", sagte ich mit ein bisschen zu viel Sarkasmus.
Ich stieg in's Auto ein und wir fuhren los.
Angekommen, sah ich auch schon alle anderen Teilnehmer.
„Was soll'n das? Sie wissen doch, dass ich es nicht mag letzter zu sein! Warum haben Sie mir nicht eingeplant früher loszufahren?"
„Weil mein Gehalt so niedrig ist. Nein, Spaß bei Seite, ich wollte Ihnen so viel Zeit geben, wie Sie eben nötig haben, um gleich auch gut kontern zu können."
Ich schaute ihn an und lächelte.
„Ich warte hier auf Sie. Viel Erfolg!", rief er mir zu und ich ging in das Gebäude rein.

„Na Frau Weidel? Lang nicht mehr gesehen. Hatte ich Recht mit der Beatrix Sache?"
„Seien Sie doch lieber leise und denken Sie darüber nach, wie Sie Ihre überflüssige Partei aus diesen komischen Skandalen rausreden können."
„Das sagen Sie? Dass ich nicht lache"
„Wer zu letzt lacht, lacht am Besten", sagte ich und zwinkerte ihr wieder zu.
Ich konnte spüren, wie sie ihre Augen wieder rollte.

POV Wagenknecht:

So eine selbstverliebte Person bin ich lange nicht mehr begegnet. Das übertrifft ja fast schon den Lindner.
Ich folgte meinen Konkurrenten und betrat den Raum.
Während dem Interview merkte ich, wie die Weidel mit immer anstarrte. Vielleicht war es einfach ihre Art zu zuhören, dennoch war es ein bisschen zu intensiv. Je mehr sie aber mich angestarrt hat, desto schlechter waren ihre Aussagen. Ich konnte ihre Nervosität spüren, obwohl ich zugeben muss, dass sie das gut verstecken kann.

POV Alice Sekretär:

Sie findet mich schön. SIE FINDET MICH SCHÖN! Ich könnte weinen vor Freude. Aber sie hat gleichzeitig auch gesagt, dass sie lesbisch ist. Ach egal, es ist eh jeder bisexuell.

POV Weidel:

Das war schlimmer als ich gedacht hatte. Unglaublich, dass sie mich alle nicht ausreden haben lassen. Obwohl die Wagenknecht so am Ende ist, bekam sie mehr Zuspruch als ich. Diese dummen Menschen, die keine Ahnung vom Leben haben.
Ich ging also wieder raus und mein Sekretär war direkt an der Tür, um mich abzuholen.
„Ziehen Sie den Mantel hier an. Es ist kalt."
„Danke, wie lieb von Ihnen. Fahren Sie mich direkt nach Hause; ich bin müde."
„Da hatte wohl jemand ein schlechtes Interview"
Ich guckte ihn genervt an und stieg in's Auto ein.
„Warten Sie mal. Nein. Nein. Nein.", ich hatte jetzt nicht ernsthaft den falschen Schlüssel genommen. Ich hab mir den von dem Haus in der Schweiz geschnappt.
„Ich äh. Ich hab den falschen Schlüssel mitgenommen."
„Passiert"
„WAS „PASSIERT"? WAS SOLL ICH DENN JETZT TUN? WO SOLL ICH HIN? Der Hausmeister kommt erst morgen früh wieder; ich hab also keine Chance reinzukommen!"
„Sie können zu mir", sagte er und zwinkerte mir zu.
„Jetzt klauen Sie nicht auch noch meine Gesten weg. Das wäre echt lieb von Ihnen. Aber ist Ihre Wohnung überhaupt groß genug mit dem Gehalt, was Sie verdienen?"
„Wenn Sie schon so mit mir reden, können wir uns doch auch duzen. Ja, ich hab tatsächlich ein großes Haus geerbt."
„Sie brauchen diesen Job also nicht?"
„Theoretisch gesehen nicht, aber wie soll ich sonst an eine so intelligente Frau rankommen?", wieder zwinkerte er.
„Huch? Was heißt hier rankommen? Sie machen lediglich meine Drecksarbeit. Kommen Sie mal runter"

Nach gut 25 Minuten waren wir da. Es war schon 21 Uhr.
„Haben Sie zufällig irgendwelche Schlafklamotten für mich?"
„Ne. Sie müssen wohl in meinen schlafen."
„Haben Sie wenigstens einen Wein?"
„Frau Weidel, hören Sie bitte auf mich zu siezen. Es passt einfach nicht mehr. Wenn Sie wollen, können wir uns auch einfach untereinander duzen und auf der Arbeit siezen."
„Ne du, ich bleib hier lieber beim Sie", sagte ich sarkastisch und machte mich direkt an seinem Weinschrank.
„Guten Geschmack hast du"
„Was für eine Ehre so ein Lob von einer Frau Weidel zu bekommen"

Ich weiß nicht, wer mir ins Hirn geschissen hat und wie ich auf die Idee gekommen bin, an einem Montagabend, wo ich morgen noch arbeiten musste mich zu betrinken und noch meinen Sekretär mit rein zu ziehen. Da wird es ja morgen ganz interessant.
Interessant wurde es aber schon diesen Abend.

„Du, Alice, von wem hast du eigentlich deine Schönheit geerbt?"
„Sei doch leise. Du hast ja hier die besseren Genen als ich"
„Nochmal so ein Kompliment. Stehen Sie auf mich oder warum regnet es heute nur von Komplimenten?"
„Ich muss mich doch in irgendeiner Weise dankbar zeigen, wenn ich schon so plötzlich hier übernachten darf."
„Übernachten oder schlafen?"
„Gibt es da einen Unterschied?"
„So gesehen nicht. Wenn man sich das zweite Wort jedoch anguckt, kann man sich durchaus fragen, ob man schläft oder ob man mit jemanden schläft."
„Du trinkst sonst nicht oder? So ein bisschen Wein und schon laberst du mir hier von so einem heterosexuellen Quatsch."
„Seien Sie doch nicht so im Widerstand mit Ihnen selbst. Jeder Mensch ist doch bisexuell."
„Da hast du wohl Recht."
„Darf ich Sie fragen, was jetzt eigentlich mit ihrer Ex-Frau ist?"
„Hast du ja jetzt schon. Also ich weiß ja nicht. Sie wollte Schluss machen, aber auf einmal tut sie alles, um wieder mit mir zusammen zu kommen. Außerdem habe ich mich jetzt in jemand anderen verguckt."
„Wer denn"
„Drei mal darfst du raten"
„Mich natürlich"
„Bingo. Ich muss jetzt schlafen, ich bin plötzlich müde."
„Ist es etwa der Gauland?"
„Ich hab dir doch gesagt, dass ich lesbisch bin. Ich geh jetzt schlafen und wehe du weckst mich morgen eine Sekunde früher als nötig.", damit ging ich ins Gästezimmer und fiel in einen tiefen Schlaf.

Weidelknecht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt