'cause you just want it so much

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Am nächsten Tag, gegen Nachmittag, kam Geto in Ryukyu an. Er schlief im Apartment nebenan, besuchte mich täglich und ließ zwei kleine Flüche der niedrigsten Stufe die Gegend auskundschaften. Sie waren hochsensibel und würden mit Sicherheit die Quelle einer starken Energie auf große Distanz bemerken. Sollte eines Tages einer nicht zurückkehren, wussten wir, dass sie uns gefunden hatten.

Obwohl Geto mir Gesellschaft leistete, fragte ich mich, ob Gojo an jenen Moment zurückdachte. Jedes Mal, wenn ich daran dachte, warf ich Geto einen Blick zu. Mittlerweile war ich mir sicher, dass er es bemerkt hatte, doch war er bisher taktvoll genug gewesen, nichts zu sagen.

„Was ist zwischen dir und Satoru vorgefallen?"

Ich verschluckte mich an meinem Speichel und musste husten.

Irgendwann platzte wohl sogar ihm der Kragen.

Nachdem mein Hustanfall geendet hatte, sah ich auf den feuchten Sand des Strandes herab. Ich hinterließ meine Fußspuren in ihm und das kühle Meer ebnete mir den Weg.

„Ich bin mir nicht sicher." Nach langem Überlegen entschied ich mich für die Wahrheit. Wenn jemand etwas über Gojos Gedanken wusste, dann Geto. Vielleicht wusste er sogar mehr über Gojo, als Gojo selbst.

„Für mich ist es das, denke ich. Aber für ihn nicht? Glaub ich?"

„Wieso denkst du das?", fragte er geduldig und spazierte neben mir her.

„Naja... was kann ihm dieser Moment schon bedeutet haben? Er hat ihn sicher unzählige Male erlebt. Immerhin ist er doch häufiger auf Dates, nicht?" Seit letzter Nacht quälte mich dieser Gedanke beinahe stündlich. Doch ihn auszusprechen, war noch grausamer. Wenn ich mir vorstellte, dass er vielleicht in eben diesem Moment mit jemand anderem zusammen war, zog sich mein Herz zusammen.

„Ah, das." Geto lächelte und sah mich an. „Ich denke nicht, dass er sich dessen bewusst ist, aber ich bin mir fast sicher, dass Satoru mit diesen Dates bloß die gewöhnlichen Erfahrungen eines gewöhnlichen Mannes machen möchte. In der Welt des Jujutsu ist er der große Satoru Gojo. Aber da draußen ist er einfach nur ein exzentrischer Mann, der Sonnenbrillen bei Nacht trägt."

„Das ist doch eigentlich unheimlicher, als Satoru Gojo zu sein, oder?" Ich musste lachen und erinnerte mich daran, dass er tatsächlich auch nachts Sonnenbrillen trug.

Geto lachte ebenfalls leise und zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls-... nein, das sollte er dir lieber selbst sagen."

„Was? Komm schon, lass mich nicht hängen", maulte ich und stieß ihm den Ellbogen in die Seite.

Er schüttelte lächelnd den Kopf, gab aber schlussendlich mit einem Seufzen nach. „Das hast du aber nicht von mir."

„Ehrenwort", sagte ich überaus ernst und wackelte mit meinem kleinen Finger.

„Er hat mich diesbezüglich angesprochen. Hat mich gefragt, was er da empfand. Ich denke, bei dir hat er sich so normal gefühlt. Das hat ihm große Angst eingejagt."

Was?

Ich hielt inne. Meine Füße versanken im Sand, bis die Wellen meine Knöchel berührten. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie das für ihn gewesen sein musste.

Angst. Jemand wie er. Jemand, der so unantastbar war, dass selbst der Himmel ihn nicht erreichte.

„Keine Sorge", sagte Geto mit einem Lachen und zuckte mit den Schultern. „Das tut ihm sicher gut. Dieser Depp hat sonst keinen Grund zur Sorge oder Angst. Wenn er einen hat, weiß er vielleicht, was es heißt, menschlich zu sein. Also mach ihn ruhig verwundbar. Es gibt nichts, vor dem er sich mehr fürchtet."

real love, it's like feeling no fearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt