11. Kapitel: Der Brief

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Pov. Katsuki

"Ich bin nicht genommen worden...", sagte Tsuyu statt einer Begrüßung, als ich ihr begegnete. "Im Shinjuku-Krankenhaus..."

"Was?!", sagte ich entsetzt.

"Der Brief kam heute morgen...", erzählte sie bedrückt. "Hast du deinen schon bekommen?"

"Nein, noch nicht", log ich und der ungeöffnete Brief in meiner Tasche wurde mir nur noch deutlicher bewusst.

Als ich heute morgen den Briefkasten öffnete und den Brief vom Krankenhaus sah, überkam mich unmenschliche Angst und Panik... Was, wenn ich nicht genommen worden bin?! Dann müsste ich an ein staatliches Krankenhaus!

"Und was machst du jetzt?", fragte ich und versuchte meine eigene Nervosität zu unterdrücken.

"Na was schon? Mich bei staatlichen Krankenhäusern bewerben!", antwortete sie schnippisch und man merkte ihr die Enttäuschung an.

Ich nickte nur, weil ich nicht wusste, was ich sonst noch sagen sollte... Es gab nichts zu sagen... Ich sparte meine tröstenden Worte lieber für mich auf...

Tsuyu ahnte nichts davon, wie viel davon abhing, dass ich bei diesem Krankenhaus meine Assistenzarzt-Stelle antreten konnte! Was für ein Druck auf mir lastete...

Den ganzen Tag über schaffte ich es nicht diesen Brief zu öffnen... Als ich endlich allein in der Bibliothek war, zog ich den Brief mit zittrigen Fingern aus meiner Tasche...

Was tat ich nur, wenn es eine Absage war...? Meine Atmung beschleunigte sich und ich versuchte verzweifelt meine Tränen zu unterdrücken...

Schnell ließ ich den Brief wieder in meiner Tasche verschwinden und fuhr mir fahrig übers Gesicht. Ich bin so ein Feigling!

Da hörte ich mir vertraute Schritte und ich musste unwillkürlich lächeln... Er kam echt jeden Tag... Als wäre es für ihn undenkbar mich einen Tag lang nicht zu sehen...

Seit wir zusammen im Park gewesen sind, hat sich irgendwas zwischen uns verändert... Irgendwie fühlte ich mich ihm näher...

"Hey!", sagte Todoroki freudestrahlend und setzte sich mir gegenüber. "Wie war dein Tag?"

"Ganz gut...", antwortete ich abwesend.

"Was ist los? Du bist ganz blass!", fragte er ernst und beugte sich leicht zu mir vor.

"Tsuyu... wurde nicht im Shinjuku-Krankenhaus genommen", erklärte ich leise.

"Und das bedrückt dich so sehr?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein, ich... Wenn sie nicht genommen worden ist... Vielleicht wurde ich dann auch nicht genommen..."

"Hast du denn schon den Brief bekommen?", fragte er interessiert.

Unsicher sah ich ihn an... Er wird mich nicht auslachen, oder...? Er hat ja auch nicht gelacht, als er erfahren hat, dass ich noch nie in einer Beziehung gewesen bin in meinem Alter. Ich holte den Brief wieder aus meiner Tasche und legte ihn auf den Tisch. "Ich... Ich trau mich nicht ihn zu öffnen..."

"Warum nicht?", fragte er stirnrunzelnd.

"Weil... Weil...", mir versagte die Stimme und all die ungesagten Worte lagen schwer in meinem Magen.

Nachdenklich sah er mich an. "Ist es, weil ihre Herzchirurgie so gut sein soll? Wenn du nicht genommen worden bist, kannst du in einem staatlichen Krankenhaus auch viel lernen und dich nachher dort für eine Oberarzt-Stelle bewerben..."

Ich schluckte schwer. "Mein... Wenn man im Shinjuku-Krankenhaus angestellt ist, müssen Angehörige nicht so viel für die Behandlung bezahlen..."

Todorokis Augen weiteten sich einen Moment und er schien zu verstehen. "Soll ich ihn für dich öffnen...?"

Wie Alles begannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt