(1) Amelia

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Amelia

„Hast du deinen Teddy?“, fragte ich Livia, mein Patenkind, die gerade auf dem Boden saß und versuchte, ihre Schuhe anzuziehen. „Ja“, kicherte sie nur. Im nächsten Moment schaute sie hilfesuchend zu mir hoch. „Schuhe helfen, bitte", sagte sie. Ihre braunen Augen funkelten mich an und gefolgt von einem süßen Lächeln, konnte ich nicht anders, als mich zu ihr hinunter zu knien und ihr einen Kuss auf den Ansatz ihrer hellbraunen Haare zu geben. „Natürlich helfe ich dir.“ So schnappte ich mir einen von ihren pinkfarbenen Schuhen und zog ihn ihr an, gefolgt von dem Nächsten. Im Anschluss schnappte ich mir noch ihren  Rucksack, in dem ihre Sachen waren, und meinen Autoschlüssel. „Wir gehen jetzt“, meinte ich zu ihr. Ohne zu zögern griff sie nach meiner Hand und lief mit mir die Treppen hinunter bis nach draußen auf den Parkplatz, wo mein Auto stand. „So, jetzt rein mit dir und dann fahren wir zu deiner Mama und deinem Papa. Die warten schon auf uns.“ Nachdem ich ihre Sachen im Kofferraum verstaut hatte, nahm ich sie auf meinen Arm und setzte sie auf ihren Kindersitz. Ein Kichern von Livia drang an mein Ohr und ließ mein Herz für einen Moment schneller schlagen. Livia war mit Abstand das süßeste kleine Mädchen, was ich kannte. >Ach wie schön es doch wäre, eigene Kinder zu haben<, seufzte ich innerlich. Kinder hatte ich noch nicht, doch dafür fehlte mir gerade auch ein passender Mann an meiner Seite oder überhaupt einer. Nachdem ich sie angeschnallt hatte, setzte ich mich auch ins Auto. Nach einem kurzen Blick nach hinten, um mich nochmal zu versichern, dass alles in Ordnung ist, startete ich den Motor meines Autos und fuhr los. „Da Spielplatz!“, rief Livia fröhlich, als sie bemerkte, dass wir an dem Park vorbei fuhren, wo sie oft auf den Spielplatz ging. „Nicht jetzt, mein Schatz. Du kannst aber deine Mama fragen, ob sie mit dir heute noch auf den Spielplatz geht. Ich muss gleich noch arbeiten gehen“, meinte ich zu ihr.

Ich arbeitete neben meinem Studium noch als Kellnerin. Meine Eltern waren bereit, mein Studium zu finanzieren und meinten, ich müsste das nicht machen, jedoch wollte ich mein Studium unbedingt selbst finanzieren. Vor allem wollte ich meine Eltern damit ein wenig entlasten. „Okay,“ antwortete die Kleine. „Musik an machen bitte“, fügte sie hinzu. Ich schaltete das Radio an. Als ein Lied kam, was Livia sehr gut kannte und liebte, versuchte sie mitzusingen. Es war schön ihr zuzuhören und auch echt süß, besonders weil sie mit ihren drei Jahren noch nicht alles richtig aussprechen konnte. „Du musst auch singen.“ Bei den Worten von Livia musste ich kurz kichern. „Ich auch? Na gut, aber nur, wenn du mit mir singst“, meinte ich. Sie stimmte sofort zu und wir sangen gemeinsam.

Nach einer guten Viertelstunde Fahrt, kam ich an dem Haus meiner besten Freundin an und parkte mein Auto auf einem Parkplatz. „Wir sind da. Wir sind bei dir zu Hause und deine Mama und dein Papa freuen sich schon auf dich“, meinte ich und stieg im nächsten Moment aus dem Auto und holte Livia. „Ja! Mama und Papa!“, rief sie fröhlich. Da die Kleine auf meinem Arm anfing zu zappeln, ließ ich sie runter. Im nächsten Moment rannte sie zur Haustür und klingelte. Lächelnd schaute ich ihr zu, wie sie zur Tür ging und dort wartete, bis sie aufging. Als sich diese öffnete, sprang sie ihrer Mutter in die Arme. Ich schloss das Auto ab und ging zu meiner besten Freundin. „Schön, dass du wieder da bist, Louisa“, begrüßte ich sie fröhlich und nahm sie in den Arm, nachdem Livia von ihrem Vater auf den Arm genommen wurde. „Freut mich auch. Aber am meisten freue ich mich, mein großes Baby wieder zu haben. Komm doch mit rein.“ Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie ihre Tochter erwähnte. Ich folgte ihr ins Haus und begrüßte Elias, den Freund von Louisa und der Vater von Livia. „Ich kann leider nicht so lange bleiben. Ich muss mich noch fertig machen für später. Ich muss heute Abend arbeiten“, meinte ich . „Aber sag mal, wie war das Wochenende so?“, fügte ich hinzu. Louisa und Elias verbrachten zu zweit ein Wochenende in Amsterdam. „Ich hab ja gesagt“, quietschte sie fröhlich. Stolz zeigte sie mir ihren Verlobungsring. „Ich wusste es doch. Ich freue mich so für euch.“ Auch ich fing vor Freude an zu quietschten. „Du wusstest, dass Elias das vorhatte?“, fragte sie verblüfft. Ich nickte nur. Elias war derjenige, der mich fragte, ob ich ein Wochenende lang auf Livia aufpassen könnte und mich fragte, ob es eine gute Idee wäre, Louisa einen Antrag zu machen. „Es fiel mir so schwer, das für mich zu behalten“, meinte ich lachend.

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