Ein neutraler Körper

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Rambo diskutiert mit Morgana, die auf dem Bauch liegt:

— Erkläre das genauer. Wie war das gewesen? Sie haben dich ausgelacht, als du deine Arbeit vorgelegt hast? Und der Lehrer? Was hat der gemacht?

- Er hat gesagt, dass sie aufhören sollen, aber das hat nichts gebracht. Sie haben sofort wieder angefangen zu lachen. Alle haben sie gelacht... Rambo, sie haben alle gelacht.

— War das bei dem Englisch-Lehrer?

Rambo fragt, obwohl er die Antwort bereits weiss. Die Tränen des Mädchens hatten Spuren auf dem Kopfkissenbezug hinterlassen und ihre Hände hatten das Kissen zerknautscht. Sie möchte nichts sagen, nichts erklären. Morgana fragt sich: Warum gerade mit mir? Ich tu doch keiner Fliege etwas. Ich habe niemals andere klein gemacht, hab' ich nicht.

Die Familie sagt immer: Morgana, wenn du auf die Schwierigkeiten hinweist, die andere haben, dann macht das dich nicht intelligenter. Betonen, dass der andere hässlich ist, macht dich nicht schöner. Und wer sagt schon, was schön ist? Intelligent in Bezug auf was? Solche Worte wirken bei ihr noch nach, als hätte sie eine solche Angewohnheit.

Von der Oma hatte sie einmal gehört, dass schlechte Dinge bei guten Leuten passieren können, aber besser sei es, gut zu sein. Es gäbe eine universelle Schuld: karma. Die Grossmutter und die Mutter sind da derselben Meinung, auch wenn sie unterschiedliche zeitbedingte Ansichten haben. Die Mutter meint, man bringe keinerlei Schuld aus einem Vorleben mit sich. Alles geschieht hier und um die nächste Strassenecke. Die Grossmutter redet von Leben, von denen sie nicht weiss, ob es sie gegeben hat oder nicht. Die Mutter ist praktisch veranlagt, während die Grossmutter die reinste Metaphysik ist.

Rambo denkt inzwischen über Explosionen nach und wie er das Auto des Lehrers sabotieren könnte. Er ist wie die Mutter, praktisch veranlagt. Vier Stunden lang steht der Wagen auf dem Hof geparkt. Zeit genug, um eine kleine Feldoperation durch zu führen. In Gedanken legt er sich eine Liste der Dinge an, die er braucht. Er erstellt einen Plan A, einen B. Und warum nicht auch einen Plan C? Bestimmt ist Plan C einer zu viel, aber das nur, wenn alle andere versagen.

Die Schule und den Parkplatz kennt er, auch die Ein- und Ausgänge. Das ist für eine Spielfigur, die zwar nur fünfzehn Zentimeter gross ist und die nur sechsundsechzig Gramm auf die Waage bringt, keine besondere Herausforderung. Das ist so einfach, wie Butter aufs Brot an einem heissen Tag schmieren.

— Das Mädchen fragt, während ihr die Tränen kullern und die Nase tropft.

Als erstes putzst du dir gefälligst die Nase und wäschst dir das Gesicht. Dann gehst du in die Küche, nimmst eine Tasse, tust cookies rein und bringst dazu zwei Kaffeetassen mit Milch. Von den marshmellows brauchen wir mindestens zwei in jeder Tasse. Ich besorge Papier und Stifte. Wir müssen einen Plan aushecken.

Morgana gehorcht auf der Stelle. Sie geht ins Bad, dann in die Küche. Als sie zurück ist, setzt sie sich im Zimmer auf den Fussboden und hält dem Rambo die Tassen hin, damit er sich seine aussucht. Sie wirkt schon ganz getröstet, als sie ihrem Freund mitteilt:

Nein, Rambo, nichts davon werden wir tun. Die werden doch nur enttäuscht sein. Was wir brauchen ist etwas Poetisches, etwas, das uns aus diesem Schlamassel heraushilft. Nur das.


A Caixa de Brinquedos / Die SpielzeugkisteOnde histórias criam vida. Descubra agora