1. Denkst du er liebt mich?

31 3 0
                                    

*Piep Piep*
Mein Wecker riss mich aus dem Schlaf und ich wischte ihn einfach von meinem Nachttisch. Auf dem Boden liegend, piepte er allerdings noch fröhlich weiter und ich verdrehte genervt die Augen. So ein Scheißteil!
Mit der Elleganz eines plattgefahrenen Frosches rollte ich mich auf meinem Bett herrum, griff nach dem nervigsten Erfindung der Menschheit und schleuderte dann meinen Wecker gegen die Wand, wo er endlich kaputt ging. Morgen würde ich zwar eh einen neuen haben, aber wenigstens konnte ich mich ein bisschen abreagieren und ließ es nicht an meinen Mitmenschen aus.
"Ach du meine Güte! Ist etwas passiert Miss Amelie ? Ich habe einen Knall gehört?" fragte mich da auch schon die nervige Stimme von irgendso'ner Angestellten. "Nee passt schon. Alles gut" murmelte ich und rappelte mich auf. Immer diese Überfürsorglichkeit! Ich ging ohne sie noch weiter zu beachten in mein Bad, zog mich aus und stellte mich unter die Dusche. Das Wasser prasselte auf mich herrab und meine Muskeln verkrampften sich. Normalerweise war das bei den meisten genau das Gegenteil aber ich hasste das Gefühl, weil mich dabei immer die Erinnerungen einholen, welche ich sonst zu verdrängen versuchte. Eilig duschte ich fertig und trat dann so schnell ich konnte aus der Dusche.
Nur in ein Handtuch gewickelt, ging ich in mein Ankleidezimmer und suchte mir was zum Anziehen raus. Schwarze Hotpants, schwarze Unterwäsche, graues Tanktop, schwarze Lederjacke und schwarze High Heels. Ich war mit meinen 16 Jahren einfach mal nur 1,56m groß, was ich mit hohen Schuhen immer versuchte auszugleichen, obwohl sie für die Schule total ungeeignet waren.
In meinem Bad schaute ich erstmal kritisch mein Spiegelbild an. Ich schminkte mich jeden Tag anders, genau wie ich auch jeden Tag komplett unterschiedliche Klamotten trug. Es war manchmal echt lustig, wenn mich manche Leute nicht wiedererkannten, nur weil ich bisschen anders aussah. Heute schminkte ich mich zur Abwechslung mal total Gruftie mäßig. Das hieß blass, meine braunen Augen pechschwarz umrandet und schwarze Lippen. Meine braunen Haare band ich zu einem hohen Zopf. Dann noch in jedes meiner neun Ohrlöcher einen kleinen schwarzen Stein, Knopf oder Ring und mein Werk war vollendet und Ja ich sah genau so aus, wie ich mich heute fühlte.

~*~

Als ich runter ging wurde die Treppe von meinen spitzen Absätzen fast durchlöchert, weil ich so trampelte, aber das war mir in dem Moment so egal, wie es nur sein konnte. Im Esszimmer, oder wohl eher Esssaal, setzte ich mich seufzend an das eine Ende der riesigen Tafel und wartete auf mein Frühstück. Mein Vater musste ja unbedingt immer raushängen lassen, dass wir ja ach so viel Geld haben, weshalb ich noch nie in meinem Leben selbst gekocht hatte, aber dafür in einer Limousine zur Schule gefahren wurde. Ich hasse das alles einfach!
Gerade als ich das dachte, ging die Tür auf und mein Erzeuger trat ein. "Guten Morgen, Vater" sagte ich und schaute ihn dabei nicht wirklich an. Aus dem Augenwinkel sah ich jedoch, wie er kritisch mein Outfit musterte und dann ohne ein Wort zu seinem Platz ging. Kurz darauf kam das essen und es herrschte eine drückende Stille um uns herrum. Früher konnte ich mit ihm über alles reden, doch jetzt war das so gut wie unmöglich.
Natürlich ist der, der mir gerade gegenüber sitzt immernoch mein Vater, doch ich kann ihn nur schwer als diesen sehen. Damals war er der tollste Vater der Welt, aber Menschen verändern sich. Ich erkenne ihn kaum noch und ich habe meistens das Gefühl, dass er mich nichteinmal mehr liebt. Ich liebe diesen Vater auch nicht; habe es noch nie getan. Ich will einfach nur meinen liebevollen, lustigen Dad von damals zurück!

~*~

Die Limousine fuhr vor und ich stieg aus. Wie immer waren alle Blicke auf mich gerichtet, was ich ihnen allerdings nicht übel nehmen konnte. Immerhin war mein Vater der Typ mit dem meisten Geld dieser Schule. Wenn nicht sogar einer der 100 reichsten Menschen in diesem Land, aber das interressierte mich nicht so wirklich. Er leitete eine riesiges Unternehmen, das genau ich erben sollte, obwohl ich bis jetzt nur so eine halbe Ahnung hatte was er überhaupt machte. Schöne Scheiße!
Die anderen auf dieser Schule waren natürlich auch nicht arm, ich war ja nicht auf irgendeiner Schule. Hier gingen nur die ganzen anderen, steinreichen, verzogenen Kinder hin, deren Eltern zu viel Geld hatten um auch nur einen Gedanken daran zu verschwende es zu spenden oder für andere wohltätige Zwecke zu geben, weil sie nur noch auf sich selbst fixiert waren.

Ich wurde aus meinen gedanken gerissen, als Lacy mir um den Hals fiehl und mir zur Begrüßung einen kurzen Kuss auf den Mund gab. Kein wunder das uns alle für läsbisch halten, aber das machte wir immer, weil Lacys Mutter ihr als sie etwa drei war und gefragt hatte, warum ihre Mutter und ihr Vater sich zur Begrüßung immer einen Kuss geben, erklärt hatte, dass man das macht, wenn man sich ganz doll lieb hat. Das hatte sie mir dann erzählt und wir gaben uns ab da immer einen Kuss zur Begrüßung und als wir dann in der dritten Klasse endlich checkten, was wir da immer taten, gewöhnten wir es uns trotzdem nicht ab. Wir waren an die dummen Blicke schon gewöhnt und ignorierten sie einfach, weil es für uns beide wirklich nur freundschaftlich war und definitiv nicht mehr.
"Na sag schon! Was ist los?" fragte sie mich, während sie sich ihre schwarzen Haare mit den vielen pinken, grünen, gelben, lilanen und blauen Stränchen über die Schulter warf, anstatt einem 'Hey' als Begrüßug oder so und deutete auf meine Kleidung, die nebenbei bemerkt das totale Gegenteil von ihren kunterbunten waren. Gespielt verwirrt schaute ich sie an und fragte dann "Was soll los sein?" woraufhin sie mit den Augen rollte. "Amy ich kenne dich jetzt seit 14 Jahren und deine Kleider passt du immer deiner Stimmung an, also was ist?" sagte sie und ich seufzte. "Schlechter Tag einfach" murmelte ich, bevor mir Tränen in die Augen traten und ich schluchzte. Kurz sah sie mich geschockt an, bevor sie mich hinter die nächste Ecke zog und in den Arm nahm. Ich hatte erst ein mal in ihrer Gegenwart geweint und das war vor etwa neun Jahren gewesen, aber gerade hatte mich die ganze aufgestaute Trauer, Wut und Verzweiflung einfach überrollt. Ich konnte das nicht mehr! So langsam aber sicher zerbrach es mich, dass er immer so kalt zu mir war. Er redete manchmal noch nicht mal das Nötigste mit mir und ignorierte mich sogar hin und wieder einfach.
"Hey alles wird gut ich bin ja da! Alles wird gut..." flüsterte sie und mit der Zeit beruhigte ich mich, obwohl das nur leere Worte waren, die sie sagte um mich zu trösten. "Was ist los?" fragte sie mich dann ein zweites mal, als ich mich endlich von ihr löste. "Ich kann das einfach nicht mehr! Er ist immer so kalt und heute morgen hat er noch nicht einmal mit mir gesprochen. Ich glaube er hasst mich!" schniefte ich und sie nahm mich einfach wieder in den Arm. Sie wusste als meine beste Freundin über einfach alles bescheid und ich glaube sie ist auch die einzige die mich jemals wirklich verstehen wird. "Ich denke nicht, dass er dich hasst. Das mit deiner Mutter hat ihn genauso mitgenommen wie dich und vielleicht hat er nur Angst dich auch so zu verlieren" überlegte sie und ich seufzte. "Aber das ist jetzt mitlerweile neun Jahre her und er behandelt mich immer noch, als wäre ich der letzte Dreck" erwiederte ich und dieses mal seufzte sie. "Na komm wir gehn rein. Der Unterricht hat bestimmt schon angefangen. Zum Glück schminkst du dich immer Wasserfest!" sagte sie nach kurzer Stille und ich nickte, bevor wir richtung Schule gingen. "Weißt du Lacy, ich wüsste echt mal gerne ob er mich überhaupt noch liebt und wenn ja wie sehr!" murmelte ich so leise, dass mein Bodyguard der zwei Meter hinter uns lief nicht hörte. Ja ich habe einen Bodyguard, aber mein Vater ist ja auch Milliardär, wenn nicht sogar noch reicher als das. So genau wusste ich das nicht und wollte es auch nicht wissen. "Was macht dich denn so sicher, dass er es nicht tut?" fragte sie und ich schaute sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Okay ja schon klar er zeigt es nicht so wirklich, aber hast du ihn schonmal sozusagen getestet?" fragte sie leise und warf dabei einen prüfenden Blick auf Josh, meinen Bodyguard. "Wie soll das denn gehen? Es käme ja auch komisch, wenn ich ihn einfach frage ob er mich lieb hat, oder?" sagte ich und wir betraten unseren Klassenraum. Wir waren fünf Minuten zu spät, weshalb wir uns entschuldigten und auf unsere Plätze setzten. Josh stand in der Tür und beobachtete wie immer den Unterricht schweigend.
"Naja du könntest irgendeinen zugepircten, drogensüchtigen Schläger mit 500 Tattoos suchen, der für $100.000 deinen Freund spielt und wenn dein Vater es akzeptiert, dass du den Typ 'liebst' dann liebt er dich denke ich auch" nahm sie das Gespräch von vorhin wieder auf und ich schaute sie überrascht an "Das ist eigentlich voll gut, aber wenn er es mir verbietet, könnte es entweder sein, weil er nicht will, dass unsere Familie in ein schlechtes Licht gerückt wird, weil ich mit so 'nem Junkie zusammen bin oder er akzeptiert es nicht weil er Angst um mich hat und mich vor ihm beschützen will. Andersrum wäre es genau so. Entweder er akzeptiert es, weil er mich liebt und mir nicht verbieten will mit meine 'große Liebe' zusammen zu sein oder es ist ihm egal ob der mir irgendwas antut" erklärte ich ihr meinen Gedankengang und sie nickte. "Stimmt du hast recht, aber so etwas in der Art wäre finde ich trotzdem eine gute Idee" sagte sie und ich nickte in meine Gedanken vertieft. Ich würde ihn auf jeden Fall testen, das stand fest!

____________________________

So also mein aller erstes Kapitel...
Wie man merkt bin ich kein Profi ':D aber ich denke ich werde mich noch bessern. Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr könnt mir gerne in die Kommentare schreiben was ich eurer Meinung nach besser machen könnte ;)
~Kiki

Liebe getestetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt