2. Getestet

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Nach den ersten zwei Stunden, in denen ich nichts mitbekommen hatte, weil ich mir die ganze Zeit einen Plan überlegt hatte, wie ich meinen Vater testen könnte, gingen Lacy und ich raus und setzten uns hinter eine Ecke. Josh saß ein paar Meter entfernt von uns und beobachtete uns mit seinen Teddyaugen. "Boar der Typ ist echt schlimm! Ist dir schonmal aufgefallen, dass der fast nie blinzelt?" fragte mich meine beste Freundin, nachdem sie sich ganze fünf Minuten mit ihm ein Blickeduell geleistet hatte. Mit ihren stechenden, eisblauen Augen hatte sie natürlich gewonnen. Ich lachte nur leise und schüttelte den Kopf. "Kann es sein, dass du ihn magst? Er ist doch eigendlich ganz hübsch und voll dein Typ" stellte ich fest und sie verdrehte die Augen. "Ja er ist jetzt nicht hässlich, aber trotzdem nervt das!" murmelte sie und wir wechselten wieder das Thema, um uns einen Liebe-tester-Plan auszudenken.

~*~

Gegen Ende der Pause hatten wir schon fast alles durch. Von einer vorgetäuschten Entführung, über eine Schwangerschaft und eine Krankheit, bis hin zu einem Verbrechen meinerseits, aber ganz ehrlich...die Ideen waren alle für den Arsch! Als die Pause rum war, kamen wir aus unserem Versteck herraus und Lacy hakte such bei mir ein. Wir wollten uns gerade auf den Weg zu unserer Klasse machen, als uns irgendwer hinterher rief "Naa ihr homos? Spaß gehabt da hinten? Ihr seid echt abartig, kein Wunder, dass ihr keine Freunde habt!" Lacy verdrehte genervt die Augen und zeigte dem Typen einfach über die Schulter den Mittelfinger. Ich ignorierte es einfach, weil sich in meinem Kopf gerade DIE Idee formte.
"Lacy ich hab's! Ich weiß, wie wir ihn testen!" rief ich aufgeregt und rüttelte sie an den Schultern, sodass ihre Zähne aufeinander schlugen. "Okayokay, aber deshalb brauchst du mir keine Gehirnerschütterung verpassen!" sagte sie und ging einen Schritt zurück. "Jaja...also mein Vater ist ja nicht so wirklich gut auf Homosexualität zu sprechen und deshalb könnten wir ihm sagen, dass wir zusammen sind, es aber nicht an die Öffentlichkeit kommen soll und wir es ihm nur sagen wollten, weil ich das vor ihm nicht geheim halten konnte. Dann hätte er keinen Grund es mir zu 'verbieten', weil er nicht will, dass unser Familien-Image schlecht wird oder so und es wäre alleine die Frage ob er es für mich akzeptiert oder nicht" erklärte ich und sie nickte langsam. "Ja das ist eigentlich gut, der guckt ja schon immer komisch wenn wir uns zur Begrüßung einen kurzen Kuss geben, aber ich weiß nicht ob ich dich so richtig küssen kann" überlegte sie und ich nickte zögerlich. "Ich stell mir das auch voll komisch vor aber es wäre ja nur ein mal..." sagte ich und sie nickte. "Ja von mir aus...wann wollen wir uns treffen?" "Also mein Vater kommt heute so um drei heim, weil ja Freitag ist und fährt dann übers Wochenende und die nächste Woche bis Mittwoch nach Großbritannien oder so", sagte ich und sie nickte. "Also machen wir das dann heute?" fragte sie und ich schaute sie geschockt an. "Heute schon?" "Ja klar! Je schneller wir das hinter uns haben desto besser", lachte sie und ich nickte. Dann gingen wir endlich in unser Klasse, wo wir natürlich zu spät kamen und uns auf unsere Plätze setzten um alles genauestens zu planen.

~*~

Nach dem Rest des sinnlosesten Schultages der Welt, weil wir überhaupt nicht aufgepasst hatten, gingen wir gemeinsam zu mir. Lacy hatte noch schnell ihre Eltern angerufen, um ihnen zu erklären, dass sie noch zu mir kommt und sie definitiv nicht mit mir zusammen war, falls mein Vater sie kontaktieren sollte oder so und sie aber mitspielen sollten. Ihre Eltern waren total cool und liebenswürdig, was daher kam, dass sie vor mehreren Jahren sehr viel Geld im Lotto gewonnen hatten und so viel Geld deshalb nicht als selbstverständlich sahen und es zu schätzen wussten. Sie hielten Lacy noch eine ewig lange Rede, dass sie ihnen alles sagen könne und sie das auch akzeptieren würden, was Lacy total peinlich und ich total süß fand. Bei mir zuhause machten wir einen Film an und legten uns auf die Couch um zu warten. Um drei Uhr, hörten wir wie die Tür aufging und schnell legte ich mich halb auf Lacy drauf. Als wir die Schritte hörten, holten wir beide noch mal tief Luft, bevor ich meine Lippen auf ihre legte. Wir bewegten unsere Lippen im gleichen Takt und es fühlte sich einfach nur mega komisch an. An Lacys unentspannter Haltung, merkte ich, dass sie genauso empfand. Ich war kurz davor zurück zu weichen und den kompletten Plan zu versauen, konnte mich aber trotzdem noch zusammen reißen. In den Filmen und Büchern merken die Leute sonst auf genau diese Weise, dass sie sich lieben und was soll ich sagen? Bei uns war es definitiv, absolut nicht so!!!
"Amelie Katharina Johnson! Was zur Hölle tust du da" hörte ich plötzlich die Stimme meines Vaters hinter mir. Schnell wich ich zurück und schaute ihn gespielt erschrocken an. "Ähm, h-hallo Dad, ich ähm a-also...", stotterte ich und versuchte mein komplettes, schauspielerisches Talent einzusetzen, was leider nicht vorhanden war. "Wir sind jetzt zusammen", brachte ich dann zögerlich hervor und Lacy schaute nur auf den Boden, weil sie noch schlechter schauspielern und lügen konnte wie ich. "Was? Das kann doch nicht wahr sein! Meine Tochter ist ganz bestimmt nicht läsbisch!", brüllte er. Ich hatte ihn noch nie so sauer gesehen. Und dann traf mich die Erkenntnis. Er liebt mich nicht! Tränen traten mir in die Augen und liefen dann über. "Ich verbiete es dir, hörst du?" Immernoch unfähig etwas zu sagen nickte ich und er stampfte aus dem Raum. "Lacy er...er liebt mich nicht", schluchzte ich und sie nahm mich in den Arm.
Ich heulte und heulte mindestens eine halbe Stunde und sie strich mir die ganze Zeit über den Rücken und sagte einfach nichts. Sie wusste einfach, dass jetzt nichts helfen würde und ließ mich weinen.

~*~

Als ich mich beruhigt hatte löste ich mich von ihr und schaute sie an. "Bitte sag irgendwas tröstendes", murmelte ich und sie überlegte anscheinend kurz. "Hmm vielleicht war es ja nur der Schreck und er hat es nächste Woche akzeptiert und dann können wir endlich 'Schluss' machen und sagen, dass wir uns entschlossen haben, dass das nicht passt und wir nur noch beste Freundinnen sind", sagte sie und ich schüttelte den Kopf. "Ich denke nicht, aber egal. Dann liebt mein Vater mich halt nicht", krächzte ich nur und versuchte entschlossen zu klingen. Lacy zog eine Augenbraue hoch, sagte dann aber "Weißt du, obwohl es sich angefühlt hat, als würde ich meine kleine Schwester küssen, kannst du echt gut küssen", um mich abzulenken und es klappte etwas. Ich grinste und sagte dann zwinkernd "Danke gleichfalls!" Wir brachen in schallendes Gelächter aus und lagen schon beinahe auf dem Boden vor lachen, als Josh reinkam und sich neben uns setzte. Verwirrt aber immer noch kichernd schauten wir ihn an. "Ich soll Miss Tenner zur Tür begleiten", sagte er und ich verdrehte seufzend die Augen. Gerade wollte ich aufstehen, als Lacy zu ihm rüber ging und sich auf seinen Schoss setzte. "Bitte Josh. Könntest du vielleicht einmal eine Ausnahme machen und mich später raus bringen? Wir wollen uns noch ein bisschen unterhalten und das wäre total nett von dir!", bettelte sie und ich glaube mit dem Blick könnte nicht mal ich ihr etwas abschlagen. Josh allerdings antwotete nur "Tut mir leid Miss, aber Mr Johnson verbietet ihnen den Umgang mit seiner Tochter, weil er nicht möchte, dass Miss Johnson homosexuelle Veranlagung auslebt" und schaute dann traurig auf den Boden. Lacy und ich schauten uns an und brachen dann und prusteten schon wieder los. "*Haha* glaubst du ihm...*haha* echt das wir *haha* zusammen sind", japste Lacy und ich lachte. "Also ersten sind wir definitiv nicht zusamnen, zweitens KANN er mir den Umgang mit ihr nicht verbieten und drittens, wenn ich wirklich läsbisch wäre, dann könnte er das niemals rückgängig machen, indem er mir den Umgang mit ihr verbietet!" lachte ich und sah die Erleichterung in seinem Bick. "Achso...ich denke, dann ist es in Ordnung, wenn ich dieses eine Mal lüge", sagte er und Lacy gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Danke, wir sind dir was schuldig", sagte sie, bevor sie aufstand und er leicht rot aus dem Raum ging.
"Da hast du aber mal jemanden verzaubert", lachte ich und sie grinste. "Ja schon, aber er ist so schüchtern. Von aussehen ist er schon mein Typ, aber der Charakter passt nicht" sagte sie und ließ sich dann wieder auf die Couch fallen, wirauf ich nur grinsend den Kopf schüttelte.

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