27: Erinnerungen

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Am nächsten Tag sahen alle schon wieder etwas besser aus als in den letzten Tagen. Alle waren ausgeruht und wir konnten wieder etwas 'vernünftiges' essen.
Rick machte den Vorschlag, dass wir noch diesen Tag hier bleiben würden und am nächsten Morgen mit den Autos aufbrechen würden. Damit waren alle einverstanden, da sich hier nun niemand mehr wirklich sicher fühlen konnte.
Nachdem jeder den Vormittag über dabei geholfen hatte unsere Sachen, also Wasser, Nahrung, Waffen, Medizin und alles brauchbare was wir noch fanden in den Autos zu verstauen, saßen wir Mittags nochmal zusammen und aßen. Wir redeten noch etwas und überlegten, wo wir hinfahren könnten. Letztendlich kamen wir dann jedoch nur zu dem Schluss, dass wir einfach fahren würden und schauen würden, um irgendwo etwas halbwegs sicheres finden zu können.
Danach verteilten sich alle wieder und ich ging in meine Zelle. Ich wollte heute nochmal meinen Rucksack durchsehen, welcher eigentlich schon seit meiner ersten Ankunft hier bei der Gruppe in meiner Zelle an der Wand lehnte. Ich lief also die Treppe hoch und schaute mich dann ersteinmal in meiner Zelle um. Der Rucksack stand ganz in der Ecke. Ich nahm ihn, setzte mich auf mein Bett und stellte ihn zwischen meinen Beinen auf den Boden. Ich öffnete ihn und zum Vorschein kam nichts besonderes. Und vor allem nichts unbekanntes. Es war etwas Kleidung darin. Eine schwarze Hose, ein rotes und ein weißes T-Shirt. Ich nahm die Sachen raus und legte sie hinter mir auf das Bett. Dann wendete ich mich wieder der Tasche zu. Es war noch ein volles Magazin für meine Pistole darin. Das hatte ich ja völlig vergessen... Auch das legte ich auf das Bett. Ich wollte gerade wieder in die Tasche greifen, als jemand nach mir rief.
"Jenna?"
Ich ging aus meiner Zelle und sah über das Geländer nach unten. Lori stand dort und sah zu mir hoch.
"Kannst du mir vielleicht beim Abendessen helfen? Die anderen sind noch immer müde und haben keine Lust..."
Ich grinste etwas und ging dann die Treppe runter.
"Klar, kein Problem"
Mir war garnicht aufgefallen, dass es schon so spät geworden war und mein Rucksack konnte auch bis heute Abend warten.
Nachdem wir fertig waren kamen auch langsam wieder die anderen aus ihren Löchern und wir aßen wieder zusammen. Da eigentlich alle am nächsten Tag ausgeruht sein wollten, gingen sie relativ schnell wieder in ihre Zellen, nachdem sie fertig mit essen fertig waren.
Da jetzt eh nichts mehr anstand, wollte ich mich wieder um meinen Rucksack kümmern und die Sachen wieder einpacken.

Nachdem ich alles eingepackt hatte, schaute ich auch nochmal in die kleinen Fächer an den Seiten.
Als ich das eine öffnete, fielen mir ein paar kleinere Zettel in die Hand. Als ich sie umdrehte, merkte ich, dass das nicht irgendwelche Zettel, sondern Fotos waren. Es waren Fotos aus so einem typischen Foto Automaten. Darauf waren mein Bruder, seine Freundin, ein anderer guter Freund und ich. Dabei waren Gruppenfotos, Einzelfotos und auch einige, wo immer nur zwei oder drei von uns drauf waren.

Flashback

Es war Frühling und wir waren zusammen mit der Freundin meines Bruders und dem besten Freund von uns beiden unterwegs, also James, Erica, Benjamin und ich.
Erica war eher ein ruhigerer Typ. Sie war immer lieb, süß und freundlich. Aber nie auf eine nervige Art. Ich mochte sie sehr und wir waren gute Freundinnen, sie war auch nur zwei Jahre älter als ich. Sie hatte blonde Haare, war relativ zierlich und ungefähr so groß wie ich.
Ben war immer der mit den verrückten Ideen. Er war es auch, der uns auf die Idee mit den Fotos in dem Automaten gebracht hatte. Auch er war nur vier Jahre älter als ich und somit ein Jahr jünger als mein Bruder. Er hatte schwarze Haare und war etwa einen Kopf größer als ich.
Im allgemeinen verstanden wir vier uns immer echt gut, auch wenn wir zum Teil verschieden waren.

Ich steckte die Fotos wieder in die Tasche. Außer eins. Darauf waren nur mein Bruder James und ich. Ich steckte es in meine Hosentasche und dachte über ihn nach. Ich vermisste ihn so sehr...

James war immer mein großer Bruder. Klar, biologisch nicht änderbar, aber er war halt der typische große Bruder. Als wir beide noch klein waren, haben wir uns öfters gestritten und spätestens am nächsten Tag wieder vertragen und zusammen gespielt. Und egal wie alt wir waren, ob kleine Kinder, Teenager oder kurz vor der Apokalypse, er war immer für mich da. Er hat sich Sorgen gemacht, wenn es mir schlecht ging, hat mich beschützt und verteidig wenn ich für irgendetwas beschuldigt wurde. Er war einfach der wichtigste Mensch in meinem Leben und immer da, wenn ich ihn brauchte, aber jetzt war er nicht mehr da... Jetzt war niemand mehr aus meinem alten Leben da, der mir wichtig war...

Nightmare or Fairytale? Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt