35: Gedanken

1.5K 62 11
                                    

Als wir draußen ankamen wollte ich mich erstmal umsehen. Daryl fragte, ob er mitkommen soll, aber als ich verneinten wollten er dann den anderen helfen. Die anderen waren Rick, Glenn, Ben und die drei anderen die uns am Anfang hereingelassen hatten. Sie stachen die Beisser auf der anderen Seite des Zauns ab und kontrollierten ihn auf seine Stabilität.
Ich ging etwas umher und entdeckte nichts besonderes. Es gab einen kleinen, mittlerweile verwilderten Hotelgarten und hinter dem Hotel waren zwei große Pools. In ihnen waren allerdings nur Reste von Regenwasser und dazu altes Laub. Ich ging weiter und war fast einmal um das Hotel gegangen, als ich Ann entdeckte wie sie mit einem kleinen Stock Bilder in ein altes, platt getretenes Beet malte. Ich ging zu ihr und konnte am Zaun schon wieder die anderen sehen.
"Hey Ann!"
Sie drehte sich zu mir und lächelte.
"Hey... ähm... "
"Jenna"
"Hey Jenna!"
Sie wendete sich wieder dem Boden zu und ich schaute ihr über die Schulter.
"Was machst du denn da?"
"Weiß nicht... Mir ist langweilig..."
"Sollen wir uns ein bisschen unterhalten?"
"Ja! Aber über was?"
"Ich weiß nicht... Was du möchtest!"
Sie legte den Stock auf den Boden und überlegte. Ich ging ein Stück weiter und setzte mich einfach auf den Boden. Es war mittlerweile Mittag und die Sonne war heute nochmal warm. Ann setzte sich neben mich und schaute zu den anderen am Zaun.
"Ich find Dan toll..."
"Dan...?"
"Der Blonde..."
Ich musste grinsen und schaute zu Dan. So wie ich das beurteilen konnte war er etwa 20.
"Bist du nicht noch etwas zu jung für sowas?"
"Nein!"
Ich musste lachen, schaute aber weiterhin in Richtung des Zauns.
"Weißt du auch wie die anderen beiden heißen? Also der mit den roten Haaren und der, der gar keine Haare hat?"
"Der mit den roten heißt Phil und der andere glaub ich Taylor... Und der mit den braunen Haaren... Ähm... Mit D?"
"Daryl?"
"Ja genau! Den mag ich auch!"
"Na er hat dich ja auch gerettet..."
Ich lächelte und sah zu ihm rüber. In dem Moment sah er hoch und in unsere Richtung. Er lächelte kurz, machte dann aber weiter.
"Ich glaub er mag dich..."
Ich sah sie verwirrt an doch sie strahlte mich an und sah dann wieder zum Zaun.
"Wie kommst du da drauf?"
"Ich weiß nicht... Magst du ihn? Also Joyce mag ihn!"
"Was... Joyce? Woher weißt du das?"
"Hat sie mir erzählt."

Wir saßen noch etwas dort, unterhielten uns und beobachteten die anderen. Mir fiel garnicht auf, wie schnell die Zeit verging und es anscheinend schon wieder Nachmittag war. Es gab wieder was zu Essen, aber Hunger hatte ich nicht wirklich. Ich begleitete Ann nach drinnen und ging dann einfach in mein Zimmer.

Dass Bett war noch immer unordentlich, aber ich zog nur meine Schuhe aus und legte mich dann hinein. Es roch noch nach Daryl. Ich konnte es noch immer nicht glauben.
Je länger ich dort lag, desto länger dachte ich nach. Was wenn das alles zu schnell ging? Was wenn wir beide einfach nur einsam waren? Was wenn garnichts wirklich dahinter steckt? Ich meine, wir hatten gestern ja auch was getrunken... Und um ehrlich zu sein ging das mit uns ja auch allgemein ziemlich schnell... Wir kannte uns nichtmal richtig. Es waren ja tatsächlich erst ein paar Wochen, auch wenn es mir viel länger vor kam. Früher bin ich nichtmal mit nem Typen zusammengekommen den ich schon ein paar Monate kannte.
Ist das wirklich alles so richtig? Ist es echt?

Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffnete war es bereits dunkel. Moment. Warum bin ich wach geworden? Ich zuckte kurz zusammen als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.
"Warst du die ganze Zeit hier? Ich hab dich gesucht?"
Diese raue Stimme erkannte ich sofort und weil er mir ins Ohr flüsterte bekam ich davon direkt eine Gänsehaut. Ich drehte mich um und setzte mich auf die Bettkante.
"Hmm... Ich war müde..."
"Willst du denn nichts essen?"
"Nein..."
Er zog mich zu sich hoch, legte eine Hand auf meine Wange und wollte mich zu sich ziehen, doch ich drückte mich von ihm weg.
"Lass mich bitte allein, Daryl."
"Ist alles in Ordnung?"
Er klang besorgt, aber ich konnte ja schlecht mit ihm darüber reden. Ich nickte und wich seinem Blick aus.
"Bitte..?"
Er sah mich noch kurz an, ging dann aber kommentarlos raus.
Scheiße.

In den nächsten Tagen ging ich ihm aus dem Weg und ich merkte, wie auch er wieder verschlossener wurde. Er kam nicht zum Essen und redete mit fast niemanden wenn es nicht unbedingt sein musste.
Was hab ich bloß wieder angestellt? Warum kann ich nicht einfach zu ihm gehen und mit ihm reden? Darüber, dass ich mir unsicher bin, vielleicht auch über Joyce... Alles wäre besser, als ihn einfach unwissend zu lassen und ihn zu ignorieren.
Ich sah es ihm an, es war nicht nur, dass er einfach nicht zum Essen kam, er aß auch später alleine nichts. Er war blass und seine Wangen waren bereits etwas eingefallen. Es muss den anderen auch aufgefallen sein, aber keiner von ihnen hat jemals viel mit ihm geredet, also auch jetzt nicht...
Ich musste mit ihm reden. Aber wie?

Wir, oder eher die Gruppe, da ich mich aus den Gesprächen raus hielt, hatten entschlossen, dass es mal wieder Zeit wäre uns nach Vorräten umzusehen.
Da ich kaum zuhörte wusste ich nicht, wer mit wem fahren wollte und stand bei unseren Autos erstmal nur daneben, bis Michonne mir zu rief, dass in ihrem Auto noch Platz frei wäre, da es das größte war. Als ich zu dem Auto ging stockte ich kurz, drin saßen Glenn, Maggie, Carl, Rick, natürlich Michonne und... Daryl... Na super. Ich wollte erst umdrehen um in das andere Auto einzusteigen, da öffnete Maggie schon die hintere Tür von innen. Das kann ja was werden...

Nightmare or Fairytale? Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt