Prolog - Nao

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Gewalt.
Überall Gewalt.
Warum?, fragte sich die junge Schwarzhaarige. Ihr kleiner, graziler Körper war von einer perfekt anliegenden Schuluniform bedeckt und ihr Gesicht zierte ein dauerhaftes undefinierbares Lächeln.
Wie sie dort saß, auf einem etwas zu hohen Stuhl, fröhlich schmatzend auf einem Kaugummi rum kauend und scheinbar sorglos ihre Beine durch die Luft schwang, sah sie aus, wie das unschuldigste Mädchen auf Erden. Als würde sie nicht einer Fliege etwas zu Leide tun. Doch dieser Anblick konnte mehr als nur täuschen.

Warum gab es überall auf dieser verdammten, unfairen Welt so viel Gewalt, so viel Leid und so viel Trauer, außer dort, wo sie war?, setzte sich ihr Gedankengang, wie vermutlich zwanzig andere Male an diesem Tag fort. Neunzig in dieser Woche. Achthundert in diesem Jahr.
Es war ein Dienstag Morgen im Januar. Und noch immer verstand sie es nicht.
Langsam vernichtete die Jugendliche mit ihrer Daumenkuppe einen bläulichen Käfer, der zu seinem Pech sein Schicksal auf ihrem Tisch gefunden hatte. Sie hoffte, so ihre Lust nach Leiden stillen zu können, doch so war es nicht.
Das Viech hatte nicht um sein Leben gekämpft, hatte nicht sichtbar gelitten, hatte nicht geweint oder geschrien, nicht das getan, was die meisten Menschen an seiner Stelle getan hätten.

Klopfen ertönte. ,,Nao?", fragte eine vertraute, maskuline Stimme, woraufhin die Angesprochene kurz zusammen zuckte. Schnell schnippste sie das Käfer-Aas in eine Ecke und rief dann gespielt konzentriert, dass die Tür offen sei. Ein hoch gewachsener junger Mann trat ein. Sein kurzes, dunkles Haar war im Gegensatz zu dem von Nao wirr und zerstrubbelt, seine Augen sturmgrau. Generell hinterließ das Auftreten des Jungen einen recht wilden Eindruck, was auch seine Absicht zu sein schien. Zack. Man konnte diesen Typen wohl als Naomis einzigen Freund bezeichnen. Wobei es ,,Einziger, der ihr auch nur im Geringsten vertraute und es nicht bloß auf ihre Schönheit absah" wahrscheinlich besser beschreiben würde. Selbst ihm hatte das Mädchen nie von ihren dezent speziellen Beschwerden und Bedürfnissen und den Plänen erzählt, die sie seit all dieser Zeit hegte, weswegen er sie wohl noch für eine kurze Weile für nichts als niedlich und unschuldig halten würde. Sollte der Plan dann aufgehen, so würde sich dies - das war Nao durchaus bewusst - für immer verändern. Doch das wäre ihr dann egal. Denn dann hätte sie endlich das, nachdem alles in ihr seit all den Jahren so intensiv verlangen zu schien. Dann bräuchte sie niemanden mehr, dem sie sich anvertrauen müsste.

,,Ich äh hab sie mitgebracht, sie warten draußen", meinte Zack nach einigen Momenten der Stille.
,,Huh? Wen?"
Auf den verwirrten Blick seiner Gegenüber, entfuhr ihm ein kleines Lachen.
,,Na, diese ganzen Kämpfer-Leutchen, von denen du meintest, du bräuchtest sie, für deine Idee dieser... Olympiade?"
Bei seinen Worten erhellte sich Naomis Miene massiv. Vermutlich so stark, wie noch nie. Sie wusste es. Ihr Plan würde aufgehen. Sie würde bekommen, was sie wollte. Sie würde das Vertrauen brechen, was in der einzigen Person, die ihr nahe stand steckte.
,,Oh gut."
Sie versuchte ihre maßenlose Glücklichkeit zu verbergen.
,,Würdest du sie reinholen?"
,,Aber natürlich, wie Sie wünschen, Madame"

Zack ging mit einem schiefen Grinsen hinaus und kehrte kurze Zeit später mit einer Gruppe von acht Leuten zurück. Der Großteil von ihnen schien jugendlich.
Nao lächelte sanft in ihre Richtung. Dann öffnete sie die kleine Schublade unter ihrem Schreibtisch, nahm eine Pistole heraus und richtete sie auf die kleine Ansammlung.
Der Schock stand allen ins Gesicht geschrieben, als sie nach und nach Marionetten ähnelnd ihre zitternden Hände anhoben.
"Gut so. Ab jetzt arbeitet ihr für mich. Haltet euch für zu gut, um meinen Befehlen zu befolgen und ihr werdet mit einem - hoffentlich sofortigen - Tod bestraft."

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Hallöchen :)
Eigentlich hatte ich mir ja sehr fest vorgenommen erst mit dem Veröffentlichen zu beginnen, wenn ein 10. Guard sich angemeldet hat, aber diesen Vorsatz hab ich jetzt einfach mal doch gebrochen. Ja, dieses Silvester-Gedingsbumsel (Ich finde, ich habe echt eine interessante Art, mir unbewusste Begriffe zu umschreiben-) hab ich auch aufgegeben, nett, dass du fragst. :D
Joa, ich freu mich über Feedback und so. :)

Anygays, love y'all ⊂(◉‿◉)つ

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