Kapitel 2 - Lio (Grün)

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Lio stand in einem kleinen, kellerähnlichen Raum, dessen einzige Lichtquelle eine winzige, flackernde Glühbirne an der Decke war. Außer einer breiten, rubust aussehenden Tür war sonst nicht viel an Gegenständen zu erkennen.
Um ihn herum waren vier weitere Menschen verteilt. Vermutlich alle im Teenageralter, ihren größtenteils hilflosen Blicken zu urteilen, keiner von ihnen auch nur mit der geringsten Ahnung, wie sie hierher gekommen waren oder was ihnen bevorstand.
Eine von ihnen lag mit verschlossenen Augen in einer Ecke, auf dem kalten Steinboden. Sie trug einen Verband um ihren Kopf und einige Stränen ihrer dunkelblonden Haare hatten rote Farbe angenommen. Generell schien sie sich nicht im besten gesundheitlichen Zustand zu befinden.

Ein weiteres Mädchen kniete sich zu ihr nieder. Der kunstvoll geschwungene Schriftzug auf ihrem Haarband ließ die Gruppe vermuten, dass ihr Name wohl Kira war.
Ihre langen, schwarzen Haare waren mit eben erwähntem hochgebunden, ihre Augen auffällig violett. Kira griff etwas unsanft nach dem Handgelenk der Ohnmächtigen, um ihren Puls zu messen.
,,Lebt noch."
Immerhin waren die ersten Worte, die Lio hier zu Ohren bekam nicht allzu beklemmend. Er nickte nachdenklich. ,,Wer auch immer uns hierher gebracht hat, hatte also nicht die Intention uns direkt zu töten", kombinierte er dann.
,,Wahrscheinlich wollen sie uns einzelnd die Körperteile abschneiden, um die dann für viel Geld im Darknet zu verticken oder so." Ein erschrockener Luftholer kam von dem orangehaarigen, eher kleineren Jungen neben dem Blauäugigen.
Lio entfuhr ein Kichern, obwohl er sich selbst nicht sicher war, ob er das, was er gesagt hatte glauben müsste.

Da sprach eine junge Frau, deren vieler Schmuck das matte Licht gekonnt so spiegelte, dass es alle im Raum blendete, wenn sie sie ansahen die äußerst erleichternden Worte: ,,Keine Sorge, Organverkäufe auf Schwarzmärkten haben schon seit längerer Zeit dem Drogen- und Waffenhandel platzgemacht. Zwar weiß ich nicht genau, wie es mit anderen Körperteilen aussieht, aber die Regierung gibt sich ziemlich viel Mühe, solche Geschäfte zu unterbinden."
Aus ihrem generellen Auftreten und ihrer leicht rauchigen Stimme schloss Lio, dass sie sich in diesem Bereich wohl relativ gut auskannte.

,,I- ich finde, wir sollten uns nicht allzu viele Gedanken in diese makabere Richtung machen. Vielleicht ist das hier ja auch eine Einladung zu einer schönen Veranstaltung mit Spiel und Spaß..." Zum Ende hin wurde der Vorschlag des Orangehaarigen immer leiser. Man konnte ihm seine nicht vorhandene Überzeugung förmlich vom Gesicht lesen und Zustimmung der anderen war ebenfalls nicht zu erwarten.
Doch wie sich herausstellte, war der Versuch, die Stimmung zu heben gar nicht mal so weit abseits der Realität, denn nur wenige Sekunden später machte ein schwarzer Lautsprecher an der Wand mit einem unangenehmen Rauschen auf sich aufmerksam.
Nach kurzer Zeit ging das Rauschen zu noch unangenehmeren Schmatzgeräuschen über.

,,Oh, wie Recht du doch hast, Leòlein, super kombiniert! Ich muss sagen, bei euren Gegenspielern sieht's noch nicht so aus, als würden sie so bald auf unsere- meine guten Intentionen kommen. Pluspunkt für Team Grün!" Der hämische Unterton vertrieb das engelsgleiche der hellen Mädchenstimme, die nun durch die Box zu hören war.
Lio öffnete seinen Mund kurz, um für Antworten für seine viel zu vielen Fragen zu bitten, da diese Person seine Chance zu sein schien, doch diesem wäre das wohl zu viel Arbeit gewesen und er schloss sich direkt wieder. Dann schaltete sich die Stimme erneut ein, diesmal etwas strenger und auffordernder: ,,In wenigen Sekunden wird sich die Tür in eurer Kammer öffnen. Ihr werdet gemeinsam hinaustreten, euch eins der bereitliegenden grünen Tücher umbinden, die Handschuhe anziehen und euch eine Wasserflasche nehmen. Dann werdet ihr auf weitere Anweisungen warten. Fragen soweit?" Und ob, doch Lio wusste, er könne bei weitem nicht alle stellen.

Da ergriff die erste Person, deren Name er gelernt hatte das Wort: ,,Dürfte ich fragen, warum die hier blutend auf dem Boden liegt oder wäre das ein zu großer Eingriff in private Angelegenheiten?"
Sie deutete auf das Mädchen in der Ecke.
,,Achso, ja, die. Lasst Sky erstmal hier liegen, meine Helfer werden sich um sie kümmern."
,,Das war nicht meine Frage", murmelte Kira.
Sky, also. Lio schluckte. Doch er gab sich alle Mühe, den Gedanken schnellstmöglich zu unterdrücken.

Wie die unbekannte Sprecherin gesagt hatte, öffnete sich nun die Tür automatisch und laut, förmlich schreiend nach außen hin und das erste Tageslicht traf die vier Paar Augen, welche sofort zu schmerzen begannen.
Nach ein paar Mal blinzeln erkannte Lio ein paar Meter weiter einen Tisch auf dem die verschiedenen Materialien ordentlich sortiert lagen. Sie gingen hinüber und führten schweigsam alles so aus, wie es ihnen erklärt wurde. Der junge Erwachsene band sich sein Tuch um den Arm. Es hatte einen hässlichen Grünton und ein rotes Blatt war darauf abgebildet. Er gab sich größte Mühe, nicht auch noch dessen Sinn zu hinterfragen. Die schwarzen Handschuhe waren fingerlos und fühlten sich warm und gemütlich an, die Wasserflasche war klein und mit einem Haken an der Kleidung zu befestigen. Als Lio zu den anderen schaute, stellte er im weitaus besseren Licht fest, dass er sich in der Farbe von Leòs Haar getäuscht hatte, es war pastell rosa gefärbt.

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Tachele :)

Ich hatte meine fiesen fünf Minuten, weswegen dieses Kapitel jetzt mit den Cliffhanger eures Lebens endet. Dass Leòs Haare doch tatsächlich pink sind darf euch jetzt noch weitere Monate beschäftigen, bis ich's mal wieder hinkriege, ein neues Kapitel zu veröffentlichen >:). Spaß beiseite, oder so, ich freue mich über Feedback :)
Anygays, love y'all <3

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 12, 2023 ⏰

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