Kapitel 3 - Flucht aus der Schule

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Das konnte doch nicht wahr sein! War das irgendein dummer Scherz, oder warum hatte ich auf einmal Ohren eines Funkenschattens? Ich kniff die Augen zusammen und wünschte mir mit aller Kraft, dass diese Ohren wieder verschwinden sollten. Fehlanzeige. Als ich noch einmal nachfühlte, waren sie noch da. Und sie waren nicht mal kleiner geworden - eher im Gegenteil! Mittlerweile waren sie so lang wie meine Hand. Ich sah kurz auf meine Armbanduhr und stellte fest, dass wir in fünf Minuten Mittagspause haben würden. Ich atmete kurz durch, dann rief ich: "Samira, wir haben gleich Mittagspause. Ich bin hier aber noch nicht fertig. Kannst du nachfragen, ob wir Hausaufgaben in Ethik haben?"

Die Antwort kam einige Sekunden später: "Ja, ich gehe mal eben und frage. Wir sehen uns dann gleich beim Essen!" Ich nickte, doch dann fiel mir ein dass sie das ja nicht sehen konnte. "Okay", sagte ich daher und nahm gleichzeitig den noch immer leuchtenden Sternenanhänger in die Hand. "Was geht hier bitte vor?", murmelte ich und dachte an meinen Traum zurück. Moment mal! Konnte es vielleicht sein...? Was hatte Star gleich noch gesagt? "Nein, Lyra, es ist nicht alles nur ein Traum. Vertrau mir, für dich wird sich bald alles ändern..." Genau, das war es was sie gesagt hatte! Mein Gehirn war nun auf Hochtouren. Ich musste hier raus, aber wie? Ich konnte doch nicht einfach mit meinen Drachenohren irgendwohin gehen! Und außerdem mussste ich Star irgendwie kontaktieren! Warum sollte sonst der Sternenanhänger so leuchten?

Schließlich entschloss ich mich, einen herumliegenden Haarreifen aufzusetzen. Ich würde einfach behaupten, ich hätte mir diese Ohren zuhause gebastelt und würde sie jetzt ausprobieren wollen. Ich lauschte, ob jemand in der Nähe war, und als ich mir sicher war dass keiner da war, schloss ich die Kabine auf und lief an den Spiegel. Nachdem ich meine Haare etwas gerichtet hatte, sah es wirklich so aus, als würden die Ohren auf dem Haarreif sitzen. Erleichtert atmete ich auf. Gerade nochmal gutgegangen! Ich wollte gerade gehen, als ich etwas weiteres bemerkte. Ich blinzelte erstaunt, als ich erneut in den Spiegel blickte. Jetzt blickten mir ein Menschenauge - mein Auge - und ein Drachenauge entgegen! Auf einmal fühlte ich, wie ich insgesamt von einem sanften Kribbeln erfasst wurde. Ich versuchte, es auszublenden und blickte mich im Raum um.

Nach ungefähr zwei Minuten fiel mir eine Klappe in der Decke auf - ein Lüftungsschacht! Von dort könnte ich bestimmt raus und weg von der Schule. Doch zuerst musste ich da hochkommen. "Okay, wie stelle ich das jetzt an?", fragte ich mich selbst. Dann hatte ich eine Idee. Ich ging in die Kabine zurück, kletterte auf den Klodeckel, von dort aus zog ich mich auf einen schmalen Sims in der Wand hoch. Von dort konnte ich über die Trennwand in die andere Kabine sehen. Ich setzte mich vorsichtig auf den Rand der Trennwand und schob mich langsam in Richtung der Kabinentüren. Schließlich war ich vorne am Rand angekommen, schwang meine Beine über den Rand, wo die Kabinentüren waren, und streckte meine Hände nach oben. Dabei bemerkte ich, wie ein leicht rötliches Licht um meinen ganzen Körper flimmerte. Ich wusste zwar nicht, was passierte, aber ich spürte, dass ich mich beeilen musste.

Nachdem ich das Gitter vom Lüftungsschacht weggeschoben hatte, hielt ich mich am Rand fest, während ich langsam aufstand. Ich balancierte ein paar Sekunden lang auf dem schmalen Rand der Trennwand, dann wollte ich mich hoch in den Schacht ziehen. Doch ich hatte nicht genug Griffkraft. Gerade als ich dachte, ich würde runterfallen, merkte ich, wie meine Finger sich verformten. Sie wurden zu langen, dicken und starken roten Krallen - wie die eines Funkenschattens. Ich nutzte dies und zog mich sofort in den Schacht. Auf einmal spürte ich, wie sich auf meinem Rücken ein starkes Kribbeln ausbreitete. Nein, nein, nein! "Nicht jetzt! Nicht hier!", murmelte ich und versuchte es auszublenden, während ich so schnell wie ich konnte durch ein Wirrwarr an Lüftungsschachtgängen krabbelte. Nach ein paar Minuten spürte ich einen leichten Luftzug, dem ich folgte.

Sobald ich das Gitter weggestoßen hatte, atmete ich auf. Ich schaute nach unten und überlegte, wie ich von hier oben - schließlich war ich fast unter dem Dach - runterkommen sollte. Doch da kribbelte es auf meinem Rücken wieder. Ich spürte, wie dort erneut etwas anfing zu wachsen, irgendwas was sich anfühlte wie Flügel. Als ich den Kopf drehte, sah ich, wie ich tatsächlich orange schimmernde Flügel hatte, die sich durch mein T-Shirt gebohrt hatten. Ich seufzte. Zumindest war es nicht eins meiner Lieblingsshirts. Während ich noch überlegte, wurden die Flügel immer größer, bis sie nicht mehr in den kleinen viereckigen Tunnel passten. Da hatte ich auf einmal eine Idee. Ich wagte es, sprang einfach in die Tiefe und hoffte, dass meine Flügel mich nicht im Stich ließen.

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Bittesehr, ein weiteres Kapitel! Wie findet ihr es? ^^

Was denkt ihr, schafft Lyra es, heile auf den Boden anzukommen? Und was passiert dann?

Lasst mich eure Gedanken in den Kommentaren wissen!

LG Storm Soren

Lyra und das Geheimnis der DrachenwandlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt