10 Uhr morgens, mein Wecker klingelte.
Verschlafen schaltete ich den Wecker meines Handys aus und versuchte mich aufzuraffen, um meinen Tag zu beginnen.
Ich hasste die Wochenenden.
2 Tage, auf die alle anderen Menschen wahrscheinlich schon am Montag einer jeden Woche wieder hin fieberten um auszuschlafen, Zeit mit ihrer Familie und Freunden zu verbringen oder was auch immer, doch ich konnte diese Freude nicht teilen.
Für mich war es die reinste Katastrophe.
Jedes mal aufs neue wurde mir an den Wochenenden so richtig bewusst, wie kaputt unsere Familie eigentlich war.
Alle hockten aufeinander (zwar nur für kurze Zeit), doch Stress egal in welcher Form war praktisch vorprogrammiert.
Ich stand also auf, wusch mein Gesicht und ging nach unten, um das Frühstück für meine Familie vorzubereiten.
Ich spürte bereits die innere Unruhe die mich überkam.
Mein Gefühl sagte mir, dass gleich am Frühstückstisch etwas passieren würde.
Es würde Stress geben, Diskussionen geben, vielleicht sogar Krieg..?
Ich versuchte mich vorerst auf das Vorbereiten des Frühstücks zu konzentrieren und meine Gedanken irgendwie auszublenden.
Nach einer guten halben Stunde als alles soweit fertig war, weckte ich den Rest meiner Familie auf.
Nach und nach kamen alle ins Wohnzimmer, bis auf mein Papa.
Ich wusste das er wach war, doch ab und zu kam er etwas später dazu zum Frühstücken.
Wir fingen also an zu essen, doch die innere Unruhe lies mich aus irgendeinem Grund nicht los.
Mein Blick wanderte ständig zur Küchentür.
Nach kurzer Zeit, kam er dann ins Wohnzimmer.
An seinem Blick und seiner Ausstrahlung merkte ich bereits, dass dieses Frühstück nicht ohne Stress ablaufen würde.
Schlagartig verging mir der Appetit.
Ich legte mein Brot auf meinem Teller ab und trank stattdessen ein wenig Wasser, da ich wusste, ich würde keinen Bissen mehr runterkriegen.
Nach nicht einmal 5 Minuten, nahmen die Dinge ihren Lauf.
Er fing an, sich über die unnötigsten Kleinigkeiten zu beschweren, mich und meine Geschwister anzuschreien, meine Mama anzuschreien und von Minute zu Minute die verstrich spürte man förmlich wie seine Aggressivität stieg.
Mein Herz raste und es fühlte sich an, als würde ich jeden Moment umkippen.
Ich warf einen kurzen Blick zu meinen Geschwistern und meiner Mama rüber, die alle mit ihren Tränen kämpften.
Doch jeder von uns wusste, dass wenn auch nur eine Träne von irgendjemandem an diesem Tisch vergossen werden würde, dass das alles noch 100 mal schlimmer machen würde.
Also versuchten wir uns zusammenzureißen.
Doch umso lauter er wurde, umso größer wurde unsere Angst.
Besonders die meiner kleinen Schwester.
Sie konnte nicht anders, als zu weinen und das brachte das Fass zum überlaufen.
Plötzlich stand er auf, zerriss sein T-Shirt und meine Panik wurde größer.
Was würde er als nächstes tun?
Dieser Mann, mein Papa, ist unberechenbar.
Mit seiner ganzen Kraft, schlug er gegen die Uhr, die an der Wand neben unserem Esstisch hing.
Das Glas zersprang in tausend Teile die sich überall auf dem Boden und auf dem Esstisch verteilten.
Seine Hand blutete stark und auch das Blut tropfte auf den Tisch, das Essen, den Boden.
Ich konnte in diesem Moment weder zusammenzucken, noch Tränen verlieren.
Zum einen, weil ich es mittlerweile gewöhnt war, zum anderen, weil mein Kopf einfach nur leer war.
Das Ganze ging circa 2 Stunden und ihm fielen immer mehr sinnlose Dinge ein, mit denen er uns konfrontierte.
Irgendwann dann, ging er endlich nach oben und wir hatten zumindest für eine kurze Zeit Ruhe.
Wir fingen sofort an das gesamte Wohnzimmer aufzuräumen und zu putzen, fegten die Scherben auf und wischten das Blut weg.
Nachdem all das erledigt war, konnte ich nicht mehr.
Ich ging in mein Zimmer und dann war der Moment gekommen, an dem auch ich meine Tränen nicht mehr halten konnte.
Womit haben wir das nur verdient?
Meine Schwestern taten mir mit am meisten leid.
Sie waren noch so jung und mussten all das was ich bereits seit ich denken kann Tag für Tag durchmachen muss jetzt auch durchmachen.
Mein Herz zerbrach in tausend Teile bei dem Gedanken, das auch sie irgendwann in ein paar Jahren so wie ich jetzt mit Depressionen in ihrem Zimmer sitzen würden und sich fragen würden, ob dieses Leben so überhaupt noch einen Sinn hat.
Ich versuchte mich wieder ein wenig zu fangen und mich einzukriegen indem ich mir selbst die Worte alles wird wieder gut hervorrief, was irgendwann dann auch ein wenig seine Wirkung zeigte.
Ich schaute auf mein Handy.
13:36 Uhr.
Ich hatte extreme Kopfschmerzen bekommen, weshalb ich mich dazu entschied spazieren zu gehen.
Ich sagte nur meiner Mama bescheid, auch wenn das wahrscheinlich ein sehr großer Fehler war meinen Papa nicht nach Erlaubnis zu fragen, doch in diesem Moment interessierte es mich tatsächlich ausnahmsweise gar nicht.
Ich ging runter, zog meine Schuhe an, warf mir meine Jacke über und verließ das Haus.