Filmriss - Notruf Hafenkante

2. Kapitel

Ein schrilles Geräusch ertönte. Immer und immer wieder. War es im Traum ? Was konnte es sein ? Mattes öffnete die Augen. Es war sein Wecker, der seit 20 Minuten versuchte ihn zu wecken. „Oh shit!", rief er und setze sich auf. Es war kurz vor halb sechs. Selbst wenn er sich beeilen würde, würde es nicht mehr rechtzeitig zum PK schaffen, auch wenn er das Fahrrad neben würde. „Dummer Alkohol..", dachte er während er ins Bad schlenderte, um sich fertig zu machen. Das kann doch alles nicht wahr sein. Liegt es wirklich nur an dem Kater von letzter Nacht ? Genau in dem Moment fiel es ihm wieder ein. Er war am Morgen bei Melanie im Bett aufgewacht. Wie konnte er das nur vergessen ? Aber er hatte sich ja aus dem Staub gemacht. Sein Blick fiel auf sein Spiegelbild beim Zähneputzen. Sehen konnte er nur einen Mattes, mit verwuschelten Haaren und Augenringen. „Ganz toll", murmelte er und begann dann seine Haare irgendwie noch zu stylen. Als er an sich herunter sah, bemerkte er, dass er noch die Klamotten von gestern Abend trug. Er war wohl so müde gewesen, dass er in den Klamotten eingeschlafen war. Eigentlich wollte er garnicht schlafen, er wollte über die Situation nachdenken, über das was letzte Nacht passiert war. Doch das war ihm wohl irgendwie misslungen. War es wirklich richtig gewesen, abzuhauen ? Immerhin war es nicht irgendeine Frau gewesen. Es war seine Kollegin Melanie gewesen und nicht nur ein One Night Stand, dass er kurz zuvor in einem Club kennengelernt hatte. In dem Moment meldete sich sein Magen mit einem Grummeln zu Wort. Großartig jetzt musste er entweder unterwegs noch irgendwo anhalten oder hoffen, dass sie in ihrer Schicht irgendwas essen konnten. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie dazu nicht so kommen werden. Also beschloss er unterwegs sich etwas zu holen. Vielleicht hatte ja noch ein Bäcker auf oder so. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er wohl doch mal los sollte.

Melanie war schon auf der Wache und gerade am Umziehen. Franzi kam dazu:„Hey du! Na alles klar ? Du siehst irgendwie fertig aus." „Moin Franzi! Ja, ich weiß auch nicht. Hab irgendwie schlecht geschlafen." Franzi grinste:„Nach dem Alkohol gestern wundert mich das nicht. Kannst du dich an alles erinnern ?" „So halb..also fast..naja nicht mehr an alles. Hab aber ausgeschlafen, also mir gehts wieder gut, zumindest was Schlaf betrifft.", erzählte die blonde Polizistin und zog sich nebenbei um. „Ich hoffe einfach auf eine ruhige Nacht und nicht dass Mattes und ich wieder zehnmal zu irgendwelchen betrunkenen Menschen auf den Kiez gerufen werden, weil sie randalieren oder sowas." Franzi nickte:„Oh ja das kann ich auch nicht gebrauchen. Aber es ist Freitag Abend das könnte schwierig werden. Morgen Nachmittag lerne ich meinen neuen Partner kennen. Irgendwie bin ich ja schon gespannt drauf, wie er sein wird..und deswegen bin ich ganz froh heute Nacht im PK zu bleiben. Aber ich drück euch die Daumen für eine ruhige Nacht." „Danke Franzi..", sagte Melanie und lächelte etwas. „Klar.", meinte Franzi und machte ihre Haare nochmal ordentlich, „So jetzt bin ich fertig. Du auch ?" Melanie nickte und die beiden Mädels verließen die Umkleide. Franzi setzte sich an ihren Schreibtisch und begann mit den Tippen eines Berichtes. Es war ein Bericht über eine Schlägerei, an dem letzten Tag von Hans und ihr. Sie hatte ihm versprochen den Bericht zu tippen und jetzt saß sie dran. Irgendwie war es ein komisches Gefühl ab morgen mit jemanden anderen auf Streife zu fahren. Auch wenn sie Hans am Anfang nicht wirklich mochte, hatte sie ihn mit der Zeit ziemlich lieb gewonnen. Und jetzt ? Jetzt bekam sie einen neuen Partner. Alles wieder auf Anfang.
Melanie hatte sich zu Wolle gestellt und unterhielt sich etwas mit ihm, bis Wolle sie ansah und fragte:„Sag mal wo ist eigentlich dein Partner ?" „Uhm keine Ahnung. Es ist schon fast zehn nach sechs. Vielleicht hat er verschlafen oder so..er kommt sicherlich gleich.", antwortete Melanie. Genau in dem Moment betrat Mattes das PK. „Sorry hab verpennt! Mein Wecker hat nicht geklingelt." „Hast du Glück, dass der Chef schon um fünf nach Hause gegangen ist.", sagte Wolle. „Man muss auch manchmal Glück haben, Wolle!", rief Mattes und ging in die Umkleide, wo er sich umzog. Melanie setzte sich an ihren Schreibtisch:„Wolle ? Bitte schick uns heute nicht schon wieder auf den Kiez. Dafür hab ich heute keine Nerven, irgendwelchen betrunkenen Leuten die Leviten zu lesen." Wolle sah auf:„Ich schau mal was ich machen kann. Aber es ist Freitag Abend Melanie, erwarte nicht zu viel." „Wieso ? Kiez ist doch lustig!", meinte Mattes, der gerade zu seinem Schreibtisch ging und nebenbei immer noch damit beschäftigt war seine Krawatte zu binden. „Lustig ? Bei unserem letzten Besuch da hast du, mein Lieber, ne Faust ins Gesicht bekommen und wir waren danach im EKH. Was ist daran bitte lustig ?", wollte Melanie wissen. Mattes setzte sich gegenüber von seiner Partnerin hin. „Naja irgendwie war es das schon. Aber ja du hast ja recht und so richtig Lust auf Kiez hab ich auch nicht wirklich." „Schön, dass wir doch einer Meinung sind.", sagte Melanie und sah zu ihm rüber. Mattes gähnte, warum wusste er selber nicht so genau. „Müde ?", fragte Melanie. Mattes nickte nur und begann dann auch einen Bericht zu schreiben und zwar über einen Jugendlichen der das Auto seines Lehrers mit Graffiti besprüht hatte. Melanies Blick wanderte schließlich auch zu ihrem Bildschirm. „Warte..habe ich Mattes gerade angestarrt ?", dachte sie. Anscheinend schon. Sie versuchte sich irgendwie auf den Bericht zu konzentrieren, aber aus einem, ihr unbekannten, Grund gelang ihr das nicht. Ständig dachte sie an etwas anderes. Okay etwas war gelogen. Dieses etwas war Mattes. Warum dachte sie nur die ganze Zeit an ihn ? Das konnte und wollte sie sich nicht erklären. Erneut begann sie zu tippen und hörte einige Sekunden später wieder auf. Sie schaffte es einfach nicht sich auf den Einsatz zu konzentrieren dessen Bericht sie gerade versuchte zu tippen. Ausgerechnet dann schoss ihr wieder das Szenario von heute früh in den Kopf. Wer war die Person mit der sie die Nacht verbracht hatte und warum war die Person verschwunden, bevor sie wach war ? Genau in dem Moment riss Mattes Stimme sie aus ihren verwirrten Gedanken. „Melanie! Einsatz!", rief Mattes.