3. Kapitel

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Melanie parkte das Auto neben dem Notarztwagen und stieg aus. Sie setzte sich ihre Mütze auf und schloss die Tür. Was würde sie vor Ort erwarten ? Mattes folgte ihr, als sie losging. Haase kam auf die beiden zu:„Moin ihr zwei! Wir müssen sofort ins EKH. Es gibt einen Verdacht auf innere Blutungen!" Ohne noch was weiteres zu sagen, drückte Haase Mattes eine Geldbörse in die Hand und stieg dann in den Krankenwagen ein. Die Türen wurden geschlossen und einige Sekunden später ging das Blaulicht und das Martinshorn an. Mattes sah dem Krankenwagen nach bis er um die Kurve verschwunden war. Dann öffnete er die Geldbörse. „Kay Störtebecker, wohnhaft im Ahornweg 12 in Altona." „Okay gut zu wissen. Frontal wurde er erwischt und dann haut der Unfallverursacher auch noch ab! Ich verstehe solche Leute nicht! Mich würde voll das schlechte Gewissen plagen!", sagte Melanie und sah sich um. Die Dunkelheit war nicht gerade eine große Hilfe für die beiden. Es war kaum was zu erkennen, was wahrscheinlich auch der Grund für den Unfall war. Mattes gab Wolle den Namen des Opfers preis, um rauszufinden, wen die beiden informieren sollten. „Das ist verstanden Wolle!", antwortete Mattes. „Also pass auf Melanie. Unsere Opfer hat eine Frau und eine Tochter, die Frau lebt allerdings ist München. Wolle versucht die Tochter zu erreichen und ihr mitzuteilen, dass ihr Vater im Krankenhaus liegt." „Das klingt gut. Lass uns noch auf die Spusi warten und dann fahren wir ins EKH. Ich möchte so schnell wie möglich mit dem Mann reden. Vielleicht kann er uns sagen, wer ihn angefahren hat.", fügte Melanie hinzu. Mattes zog die Augenbrauen hoch:„Glaubst du wirklich, dass der bei der Dunkelheit was erkennen konnte ? Wahrscheinlich kam er hier zwischen den Autos auf die Straße und hat nicht geschaut, ob ein Auto kommt und dann ist er dem Autofahrer direkt vors Auto." „Mag sein. Kannst du mir dann erklären, warum es keine Bremsspuren gibt ?", wollte Melanie wissen. Mattes zuckte mit den Schultern. Das konnte er sich auch nicht erklären. In dem Moment traf die Spurensicherung ein und Mattes ging mit Melanie zurück zum Peterwagen. „Es ist halb acht, glaubst du das irgendwer den Unfall beobachtet hat ?", fragte Mattes und sah sich suchend um. „Ein Versuch ist es wert oder ?", antwortete Melanie. So klingelten sich die beiden in der nächsten halben Stunde durch die Wohnblöcke, allerdings ohne Erfolg. Niemand hatte irgendwas gesehen und keiner machte den Eindruck, dass er lügen würde. „Lass uns ins EKH Mattes. Vielleicht kann Jasmin uns etwas über die Verletzungen sagen.", rief Melanie ihrem Kollegen zu. Mattes nickte.

Kaum hatten sie auf dem Parkdeck geparkt, stiegen beide aus. Gesprochen hatten sie gar nicht auf der Fahrt. Irgendwie untypisch für die beiden. Melanie war komplett in Gedanken gewesen. Sie versuchte immer noch, sich zu erinnern wer neben ihr geschlafen hatte. Ihr konnte beim besten Willen nicht einfallen, wer es gewesen sein könnte. Vielleicht irgendwen, den sie in der Bar kennengelernt hatte ? Sie könnte Franzi fragen, aber was wenn Franzi nichts wusste ? Dann würde sie garantiert nachhaken und das war Melanie zu peinlich. Wie klingt das den bitte ? „Hey Franzi, hab ich gestern in der Bar mit jemandem geflirtet ? Irgendwer hat bei mir geschlafen, aber ich weiß nicht wer!" Nein das würde sie garantiert nicht machen, da war ihr die Ungewissheit doch lieber. Obwohl, jetzt wo sie so drüber nachdachte..irgendwie wollte sie es ja schon gerne wissen.
Mattes wusste nicht was er hätte sagen sollen. Aber warum ? Lag es daran, dass er neben ihr aufgewacht war ? Erklären konnte er es sich nicht, schließlich war es nicht das erste Mal. Zwar hatte er da auf dem Boden geschlafen und Melanie im Bett, weil nur ein Zimmer frei war, aber ganz das Gleiche war es nicht. Irgendwie ging ihm die ganze Sache näher als gedacht. Er wusste auch nicht, ob er es vor Melanie ansprechen sollte, denn anscheinend konnte sie sich nicht mehr dran erinnern. Sonst hätte sie schon längst was gesagt, das wusste er. „Moin ihr zwei! Ihr wollt sicher zu dem Herrn Störtebecker. Da muss ich euch allerdings enttäuschen, der ist noch im OP und der Zustand ist kritisch. Er hat tatsächlich innere Blutungen.", fing Frauke an und riss damit sowohl Melanie, als auch Mattes aus den Gedanken. „Danke Frauke. Rufst du uns an, wenn die OP durch ist ?", fragte Melanie. „Aber sicher doch, wie immer!", antwortete die Empfangsdame. „Kannst du uns was zu seinen Verletzungen sagen ?", fragte Mattes. „Abgesehen von den inneren Blutungen hat er wohl mehrere Prellungen und ein Schädel-Trauma.", sagte Frauke. „Wie stehen seine Chancen ?", wollte Melanie wissen. „Um ehrlich zu sein, nicht wirklich gut. Selbst wenn er die OP gut übersteht, dann hat er immer noch die Nacht vor sich. Bei inneren Verletzungen kann alles passieren.", erzählte Frauke. Mattes lehnte sich an den Tresen:„Zurück ins PK ?" Melanie nickte:„Yup! Vielleicht hat Wolle die Tochter erreicht und wir können mit der sprechen. Ich geh mal vor, ich glaube da will jemand mit dir reden." Dann drehte sie sich um und ging zurück zum Streifenwagen. Eva kam auf Mattes zu und sah ihn an. „Hey können wir reden ?" „Ich bin im Dienst.", antwortete Mattes trocken. „ Ich bitte dich, dass hat dich sonst auch nicht gestört. Also hast du zwei Minuten ?", hakte sie nach. „Ich weiß nicht worüber wir uns unterhalten sollten, Eva. Ich glaube es ist alles gesagt.", sagte er und setzte seine Mütze auf. „Es tut mir leid. Ich..möchte gerne mit dir Essen gehen. Morgen Mittag so gegen zwölf ?", fragte Eva. Mattes sah sie an und überlegte kurz. „Ich hab Nachtschicht die ganze Woche. Da bin ich am Schlafen. Sorry! Ich muss jetzt wirklich los." Dann drehte er sich um und ließ Eva einfach stehen ohne noch was zu sagen. „Mattes..", rief Eva und sah ihm nach. Doch Mattes drehte sich nicht, wie sie gehofft hatte, noch einmal zu ihr um. Sollte sie ihm nachgehen ? Aber er wollte ja eben auch nicht mit ihr reden, dabei wollte sie doch nur mit ihm reden und ihren Fehler wieder gut machen, denn sie hatte, trotz der ganzen Vorkommnisse zwischen den beiden, immer noch Gefühle für ihn. Bevor sie weiter in ihren Gedanken versinken konnte, traf Haase ein und riss sie wieder zurück in die Realität. „Moin Eva, ich bring dir Arbeit. Frau Meier ist die Treppe runter gefallen und hat eine Rippenfraktur."

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