Man kann sich vorstellen, dass Bill seinen Drink durch den ganzen Raum gespukt und dann verdattert "W-Was?" gefragt hätte. Oder dass er anfangen würde zu lachen, laut und lange und dass er dann bei der nächsten Gelegenheit, dem nächsten Außeneinsatz des Teams, sie einfach alle vernichtet hätte. Oder vielleicht auch aufspringt anfängt zu wüten, einen unglückseeligen Dämon umbringt, der zur falschen Zeit am falschen Ort war und anschließend das ganze Hauptquartier in die Luft jagt.
Das waren zumindest die Reaktionen die Tad erwartet hatte. Doch nichts dergleichen geschah. Bill schluckte seinen Drink herunter und sah Tad stumm an, in seiner Haltung völlig erstarrt. Sein Auge war schreckgeweitet. Normalerweise müssten jetzt Szenarios über Bills dreieckigen Körper blitzen wie Schatten und seine Gedanken wiederspiegeln. Doch sein Körper blieb gelb und leuchtend.
"Bill?", fragte Tad nachdem sie einander für ein paar Minuten schweigend gegenüber gesessen hatten und der violette Dämon es schließlich nicht mehr aushielt.
Erst jetzt regte sich der gelbe Dämon wieder. Sein Blick wurde wieder fest und er sah Tad an.
"Bist du dir ganz sicher?", fragte Bill mit rauer Stimme. Tad wunderte sich warum Bill diese Nachricht so traf. Es war schließlich nicht so als könnte Dipper mit seinem Team, selbst voll besetzt, oder den unzähligen Waffen die er gebaut hatte ernsthaft etwas gegen Bill ausrichten. Bill konnte alles mit einem Schnippen, einer Fingerpistole, vernichten ohne, dass jemals ein Hinweis auf die Existenz zurückblieb. Trotzdem nickte er und sah Bill weiterhin ernst an. Ein kleiner Teil von ihm, der der nicht beunruhigt war, freute sich dass Bill die Sache ernst nahm. Tad hatte nicht geglaubt das Bill noch dazu in der Lage war irgendetwas tatsächlich ernst zu nehmen. Vielleicht war er ja doch noch nicht so verloren wie er geglaubt hatte.
"Lass mich bitte kurz allein, ja?", Bill schien intensiv über etwas nachzudenken. Was konnte Tad nicht sagen, Bill zeigte immernoch nicht was in seinen Gedanken vorging. Er ließ ihn allein, erleichtert aus dem Raum rauszukommen.
Dipper stand in seinem geheimen Labor. Er hatte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch gestützt und versuchte die Kontrolle über seine Emotionen zu erlangen. Sie waren vollständig, sie waren endlich wieder vollständig. Am liebsten hätte Dipper das Ritual sofort durchgezogen. Aber Mabel war dagegen gewesen. Die Zwillinge seien noch zu klein, hatte sie gesagt. Dipper hatte einsehen müssen, dass dies den Tatsachen entsprach. Selbst wenn sie den Kreis stark verkleinert hätten, die neugeborenen Zwillinge, waren schlicht zu klein. Aber 6 Jahre? Warum 6? 4 oder vielleicht sogar 3 würden doch auch reichen. Trotzdem konnte er ein Grinsen nicht unterdrücken bei dem Gedanken daran, dass der ganze Wahnsinn bald ein Ende hatte. Sie hatten 15 Jahre durchgehalten, was waren da schon 6 weitere oder vielleicht 3, wenn er Mabel überreden konnte. Schließlich brach das Lachen doch aus ihm heraus. Es war laut, unmelodisch und hatte erschreckende Ähnlichkeit mit Bills Lache. Trotzdem war es ein Lachen, das erste volle Lachen seit Jahren.
Lachen war es auch das Tad dazu bewog in Bills Zimmer zurückzukehren. Bill stand vor einem Spiegel der zuvor sicher noch nicht da gewesen war. Lachend stand er da, der Blick des goldenen Auges verstört umherirrend. Eine Hand fuhr über den leicht muskulösen, vernarbten Oberkörper, die andere durch sein blodes zerzaustes Haar.
Tad hatte die erste Erscheinungsform von Bill schon seit ein paar Jahrhunderten nicht mehr gesehen. Bill bevorzugte für gewöhnlich die Dreiecksform weil er damit mysteriöser und befremdlicher für alle Lebensformen wirkte. Obendrein hatte die zweite Form keine Narben, was seine Verwundbarkeit verbarg. Zumal diese erste Erscheinungsform stets enormes Unwohlsein und Schuldgefühle in Tad hervorrief.
Bill lachte immernoch. "Ich hab ganz vergessen wie hässlich ich wirklich bin."
Das traf nach Tads Empfinden nicht zu und er war sich sicher, dass die meisten sich ihm anschließen würden. Klar die Narben verunstalteten ihn, auch dass er vier Schnittnarben im Gesicht hatte, zwei kreuzten sich über seinem rechten Auge, eine dritte zog sich quer über die Nase und die vierte verlief auf der rechten Seite vom Kinn bis zur Wange, war nicht sonderlich vorteilhaft, aber das machte Bill nicht gleich hässlich. Er hatte immernoch ein schönes weiches Gesicht mit sanften Zügen, wenn er es nicht gerade mit Grimassen verzerrte, zudem mandelförmige Augen mit langen Wimpern, die er von seiner Mutter geerbt hatte, leuchtenes strohblondes, fast goldenes Haar und einen sehnigen, muskulösen, karamellbraunen Körper der gerade durchnittlich genug war um nicht als protzig oder durchtrainiert zu gelten. Zudem war Bill gut einen halben Kopf größer als der Durchschnittsmann, womit er größer als sein Vater aber immernoch kleiner als Tad war.
Trotzdem ging Tad nicht darauf ein. Er hätte Bill das alles sagen können, wollte aber nicht dass Bill auf falsche Gedanken kam. Stattdessen zauberte er eine Hose herbei und warf sie dem, ziemlich nacktem, Traumdämon an den Kopf.
"Wie wäre es mit Kleidung?!", rief Tad dazu, leicht peinlich berührt. Er konnte sich schöneres vorstellen als seinem komplett nacktem Cousin gegenüberzustehen, der dazu noch über und über mit Narben übersäht war, die Tad nur ein schlechtes Gewissen bereiteten. Genau wie Bills Wahnsinn, nur dass die Narben sehr viel schärfer und deutlicher waren. Den Wahnsinn merkte man Bill schließlich nicht immer an.
"Warum hast du überhaupt die Gestalt gewechselt? Du magst diesen Körper schließlich nicht.", mehr, sollte man hinzufügen. Bevor die ganzen Narben kamen war Bill schon fast selbstverliebt gewesen.
Bill streifte die Hose über und starrte dabei nachdenklich auf den Boden.
"Ich habe 6 Jahre Zeit stimmts? Dann will ich was versuchen. Wenn es schiefgeht kann ich sie ja immernoch alle vernichten bevor die Frist abläuft."
"Was hast du vor?"
"Das wirst du schon noch sehen Taddy.", antwortete Bill und grinste mich an. Das typisch wölfische, fröhliche Draufgängergrinsen. Das Grinsen, dem Tad stets mit fröhlicher Neugier und Nervenkitzel gefolgt war. Das Grinsen, das sie in den Abgrund gerissen hatte.
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Das Ende der Welt
FanficMir ist aufgefallen das niemand jemals in eine Fanfiction die Niederlage von Bill am Ende von Seltsamageddon in Frage gestellt beziehungsweise ungeschehen gemacht hat. (Zumindest soweit ich das ganze erfassen konnte, korrigiert mich sollte ich mich...