Kapitel 3

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Kapitel 3

Ja, ich bin definitiv nicht normal, denn welches 16-Jährige Mädchen sieht schon Geister? Ich habe gerade beschlossen, dass mich ein Geist stalkt, aus welchen Gründen auch immer und, dass es wahrscheinlich wegen dem Brand ist. Vielleicht hätte ich einfach auch sterben sollen und der Geist will mich jetzt dazu bringen die Ordnung wiederherzustellen. Es kann alles möglich sein.

Ach quatsch, ich liege nun schon 2 Stunden im Bett und grüble, was eigentlich mit mir los ist. Ich denke mir die verrücktesten Sachen aus, aber nichts will so richtig passen, denn ich weiß, Geister gibt es nicht. Auch keine Aliens oder Vampire (auch wenn ich das mal wirklich glaubte, als ich 6 Jahre alt war). Irgendwann und da bin ich mir sicher, wird dieses unsichtbare Ding nicht mehr auftauchen und ich hoffe, das wird bald sein.

Meine Sachen liegen noch in der Schule, da ich so stürmisch den Raum verlassen habe und zurückgehen will ich auf keinen Fall. Der Schock ließ mich einfach nach Hause laufen und das wird bestimmt noch Ärger seitens der Schule geben, wenn ich ständig den Unterricht verpasse. Immerhin habe ich schon oft gefehlt, da ich nicht zur Schule wollte. Ich wollte mich nicht unnötig quälen.

Ich bereue es sogar, dass ich heute zugestimmt habe zu dieser Party zu gehen, denn anstatt mich in meinem kuscheligen warmen Bett zu verkriechen, muss ich mich schönmachen und ein Outfit für den Abend finden. Langsam stehe ich auf und nehme einen Pinsel in die Hand, den ich in schwarze Farbe eintunke. Denn anstatt mich für die Party fertig zu machen, denke ich mir noch etwas aus, damit das Zimmer nicht so grauenvoll aussieht. Ich beginne langsam schwarze Farbe auf die Wand zu pinseln und es in alle Richtungen zu verteilen, sodass das Rosa nur noch leicht hindurch schimmert. Damit verbringe ich ungefähr 20 Minuten ehe ich mir das Endergebnis ansehe. Ich kann es immer noch nicht leiden und der Raum sieht nach dem Anstrich viel zu düster aus. Hätte ich es doch lieber rosa gelassen.

„Ich sagte doch, es fehlt Farbe."

Mir entfährt ein überraschter Laut und ich drehe mich ruckartig um, sodass mir der Pinsel aus der Hand rutscht und ich den Farbeimer verschütte. Geschockt starre ich heute zum dritten Mal in das Gesicht des Fremden und muss feststellen, dass es noch viel schöner aussieht als heute Morgen. Ich entspanne mich etwas als mir sein Geruch in die Nase steigt, der nach Paradies riecht und hebe schnell die verschüttete Farbe auf. Der Fremde steht sichtlich amüsiert in meinem Zimmer an die Wand gelehnt und beobachtet jeden meiner Schritte. Ich frage mich wie 'ER' nur ein Hirngespinst von mir sein soll.

Er sagt nichts, ich sage nichts.

Meine Haut beginnt leicht zu kribbeln und ich nähere mich dem Jungen ganz langsam um sicher zu gehen, dass er nicht wieder verschwindet. Tut er dieses Mal auch nicht und lächelt mich wieder an. Ich stehe etwa einen halben Meter von ihm entfernt und strecke meine Hand nach ihm aus um ihn zu berühren. Denn was man bekanntlich nicht berühren kann, existiert auch nicht. Zu meinem Entsetzen ertastet meine Hand warme, weiche Haut als ich seine Wange berühre und ich schrecke zurück. Mir entfährt ein überraschter Laut.

„Bist du echt?", flüstere ich und sehe ihm dabei in die dunkelblauen Augen, die jede meiner Bewegungen verfolgen.

Der Junge verbeugt sich nun vor mir und sagt:" Ja bin ich. Ich bin Aridian Jona. Und du, Samira, hast mich heraufbeschworen." Erzählt er mir gerade wirklich, dass ich ihn heraufbeschworen haben soll? Seine Worte ergeben keinen Sinn und ich schlucke schwer. In mir sammeln sich so viele Fragen, die ich stellen will jedoch bringe ich keine einzige über meine Lippen.

„Wie heraufbeschworen?" Ich sehe ihn verdutzt an und setze mich aufs Bett damit ich nicht auch noch umkippe.

„Gestern auf dem Nachhauseweg hast du doch gesagt... Ich wünschte. Ich wünschte. Ich wünschte. Hier bin ich. Dein Dschinn."

Red Riding Hood ~LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt