Kapitel 8

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Ich nahm die schnellen, wütenden und laut stapfenden Schritte erst wahr, als sie schon in meinem Zimmertür endeten.
Die intensive und präsente Gestalt hatte ich nicht wahrgenommen.
Eve's eindringliche Stimme hatte ich verdrängt.
Die Freude war durch meine Adern geflossen und hatte die Müdigkeit weggeschoben, wie die Hausaufgaben auf den nächsten Tag.

„Vanessa, was ist hier los?!" Die donnernde Stimme meines Vaters schallte durch das ganze Haus.

Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem gesamten Körper aus. Die Hände ließ ich langsam sinken und drehte mich, schwer schluckend, um.

„Karl, was ist los?" Meine verschlafene Mutter blickte müde ihren Ehemann an.

„Dass frage ich mich auch gerade! Ich höre nur wie jemand hier umher springt und-" Doch mein Vater hielt inne, als er den Zettel in meiner Hand sah.

Versteck ihn!, rief Eve hysterisch und ich verbarg den Brief hinter meinem Rücken.

„Vanessa, gib mir den Brief!"

„Es ist nur eine Geburtstagskarte", war die erste Notlüge die mir einfiel.

„Und deswegen freust du dich so? Ich glaube dir nicht! Gib mir den Brief!" Auffordernd hielt mein Vater mir seine Hand entgegen und wackelte mit seinen Fingern, als würde er etwas greifen wollen, was gar nicht da war. Aber er wollte den Brief.

Ich wusste, wie er gegenüber von Nils reagiert hatte, da wollte ich ihn nicht noch mehr verärgern.

Hilfesuchend blickte ich zu meiner Mum, doch diese schüttelte nur den Kopf.

Ergeben seufzend gab ich meinem Vater den Brief und ich fing an nervös auf meiner Unterlippe zu kauen, als er den Brief las.

„Du gehst dort nicht hin", sagte er schließlich mit eiskalter Stimme.

„Dass war mein letztes Wort zu dieser Geschichte", setze er noch dazu, als er sah, dass ich protestieren wollte.

Ich schluckte die Tränen hinunter, wütend war ich trotzdem. Wütend auf sein Alpha- Gehabe und diesen dämlichen Schutzinstinkt.

Meine Mutter blickte mich entschuldigend aus dem Flur an und das war mir zu viel.

Ich hastete zur Tür.

„Toll Papa, mein Geburtstag musst du mir also auch noch so verderben!", brüllte ich durch das ganze Haus. Das Zusammenzucken meiner Mutter ignorierte ich und knallte die Tür zu.

„Schatz, nicht in diesem Ton", hörte ich es durch die Tür keuchen.

„Ohh doch, genau in diesem Ton", knurrte ich zurück.

Meine Tränen versuchten sich wieder hochzukommen, doch um mich abzulenken rief ich Annabelle an.

Hoffentlich würde sie noch nicht schlafen und ich würde mich mit ihr unterhalten können.

Nach mehreren Tuten ging sie dennoch ran.

„Ness, was ist los? Warum rufst du denn so spät noch an?", erklang An's müde Stimme durch den Hörer. Sie hatte wohl schon geschlafen.

Kurz und knapp erzählte ich ihr was passiert war. Ich musste mir die Schluchzer unterdrücken, doch ein oder zwei drangen jedoch durch.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll...", gestand An, sobald ich mich bei ihr aufgeheult hatte.

Dann kreischte sie los.

„Du wurdest auf der Bluster- Akademie aufgenommen! Vielleicht kommen wir ja zusammen in eine Klasse! Das wäre so toll!"

Weil An so ins Mikro schrie, musste ich mein Handy etwas abseits meines Ohres halten.

„Andererseits finde ich es mega unfair von deinen Eltern, dass sie dich nicht auf diese Schule lassen," sagte sie nachdenklich, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte.

„Ich verstehe sie auch nicht. Sie sind ja selbst dort zur Schule gegangen", schniefte ich.

„Mmh..", überlegte An. „Am besten du redest morgen noch einmal mit ihnen. Ich meine, es ist auch gerade mitten in der Nacht."

„Ja, ich verstehe was du meinst", stimmte ich ihr zu, auch wenn ich nicht viel Hoffnung hatte bezüglich meiner Eltern.

„Wir sehen uns, ja?"

„Klar, gute Nacht! Tschüss!" Das letzte Wort sagten wir beide gleichzeitig. Das war unsere Tradition.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 11, 2023 ⏰

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