Mein ganzer Körper war angespannt, als ein panisches Gefühl mich aus dem Schlaf riss.
Hektisch rieb ich mir über die Brust, in der ich noch immer diese Panik fühlte.
Was war das denn?
Meine Wölfin war es nicht. Ich spürte dort nur Wut.
Scheiße - Jonah. Was wenn ihm etwas passiert war? Das mussten doch seine Gefühle sein.
Der Gefühl wurde auch nicht weniger. Meine Muskeln zitterten vor Schmerz, das sich wie ein Feuer durch mich zu brennen schien.
Mit wenigen Schritten war ich bei meinem Fenster, riss es auf und kletterte raus in die Wildnis. Meine Wölfin heulte in mir, sie war kurz davor auszubrechen, ich konnte sie in meinen Zähnen, meinen Fingern, meinen Beinen spüren.
Gott, ich konnte mich doch jetzt nicht verwandeln, es war noch lange nicht Vollmond. Aber meine Wölfin schien die Memo nicht zu bekommen, denn mit einem mächtigen Ruck flog mein Körper noch vorne und formte sich viel schmerzhafter als sonst in meine Wolfsform.
Dann rannte sie los, ich konnte das sonst so beruhigende Bild der vorbei fliegenden Bäume nicht genießen, so stark hallte die Panik noch in mir wieder. Zumindest die Schmerzen waren nicht mehr so stark und eher durch die Verwandlung zu erklären.
Einer der großen Nachteile - zu all den anderen - wenn man sich ohne Vollmond verwandelte, war dieses beschissene Brennen überall in meinem Körper.
Aber zumindest kam ich viel schneller, als es sonst möglich sein sollte, bei Jonahs Zuhause an. Ohne zu Zögern lief meine Wölfin auf die Tür zu und und fing dann an, sie anzuknurren.
Ich konnte die Energie des Alphas bis hier hin spüren, als er anscheinend davon geweckt wurde.
Unter einer Minute wurde die Tür aufgerissen und er knurrte noch in menschlicher Hülle zurück. Meine Wölfin senkte leicht den Kopf und drehte dann unseren Nacken frei. "Johnnys Mate?", wollte er daraufhin wissen. Ein verwirrter Ton lag in seiner Stimme.
Meine Wölfin wimmerte als Antwort und drückte dann ihre Schnauze gegen die Beine des Alphas. Er trat beiseite und lief hinter uns her, als meine Wölfin geradewegs die Treppe hoch lief und dann ihre Schnauze gegen eine Tür stupste.
Der Alpha öffnete sie für uns und sofort schoss unser Körper noch vorne auf das Bett zu, auf dem unser Mate lag. Er war schweißüberströmt und immer noch konnte ich die Panik in mir nachhallen spüren.
Erst nachdem meine Wölfin ihren Kopf auf seine Brust gelegt hatte, schien sie sich wieder ein wenig abzuregen, denn langsam konnte ich selbst wieder Kontrolle über meinen Körper übernehmen.
"Johnny!" Der Alpha war neben uns ans Bett getreten und schüttelte meinen Mate an den Schultern. "Wach auf."
Mit einem leisen Stöhnen schlug Jonah die Augen auf. Ein verwirrter Ausdruck flog über sein Gesicht, als er meinen Wolf entdeckte. "Was ist hier los?", wollte er müde mit heiserer Stimme wissen.
Der Alpha zuckte mit den Schultern. "Anscheinend wollte deine Mate dich besuchen kommen." Mit diesen Worten trat er zurück und verließ das Zimmer wieder. Die Tür fiel mit einem leisen Klick ins Schloss.
Erst jetzt als keine Panik mehr in mir tobte, zog sich meine Wölfin aber wirklich zurück und schlagartig fing mein Körper an sich zurück zu formen.
Das Wimmern meiner Wolfsform wurde zu einem leisen Schluchzen, als ich endlich meinen menschlichen Körper wieder hatte.
"Hey." Jonahs Hände strichen sanft über meine nackten Schultern, dann zog er mich vorsichtig auf sich und streichelte meinen Rücken. "Alles okay? Wieso weinst du denn? Ist was passiert?"
Ich krallte mich an ihn. Das Panikgefühl war vollständig verschwunden. "Was hast du geträumt?", brachte ich mühsam hervor. Meine Stimmbänder klangen noch ganz rau von der Verwandlung.
Gott, wie war das überhaupt möglich gewesen? Scheiße, was würde Javier dazu sagen, wenn er es erfuhr?
"Was?" Jonah klang leicht panisch. "Wieso fragst du?"
Abrupt riss ich den Kopf nach oben und starrte ihn wütend an. "Weil ich was auch immer dir solche Angst macht, in tausend Stücke zerreißen will."
Er schluckt hart. "Du kannst meine Gefühle spüren?" Wieso klang er so ängstlich?
"Nein. Denke ich. Jetzt zumindest nicht mehr. Ich bin aufgewacht und hab Panik gespürt und die hat erst aufgehört, als dein Alpha dich geweckt hat." Irrte ich mich oder war das gerade Erleichterung über sein Gesicht gehuscht?
"Er ist nicht mein Alpha."
Ich legte den Kopf schief. Das war seltsam. "Wieso wohnst du dann in seinem Haus?"
"Das ist nicht sein Haus."
"Wessen Haus ist es dann?", wollte ich irritiert wissen.
"Meins." Okay, irgendwas seltsames lief hier ab. Wollte er nicht mit mir darüber reden? Hatte er es sich vielleicht anders überlegt? Wollte er mich nicht mehr als Mate? Aber warum hielt er mich dann immer noch so fest umschlungen?
"Wieso wohnst du mit einem Alpha zusammen, wenn du nicht zu seinem Rudel gehörst?" Das machte für mich wirklich keinen Sinn. Ich hätte niemals freiwillig mit Javier zusammengewohnt, wenn er nicht mein Alpha gewesen wäre. Ganz zu schweigen von meinem Vater.
"Er ist mein Bruder." Jonahs Tonfall wurde immer abweisender.
"Wurde er verwandelt?" Fragend legte ich den Kopf schief.
"Nein."
Verwirrt blinzelte ich. "Aber du bist kein Werwolf, oder?"
Er stieß einen tiefen Seufzer aus und antwortete mir nicht. Langsam entzog ich mich ihm. "Würdest du mir bitte erklären, was hier abläuft?"
"Ich kann nicht." Verletzt entzog ich mich seinen Händen. "Später, okay?" Er griff nach meinem Gesicht und sah mich mit einem entschuldigenden Blick an. "Wenn wir eine tiefere Beziehungen haben. Ich will noch eine Chance mit dir haben."
Ich ließ meinen Blick über sein Gesicht wandern. Wovor hatte er nur solche Angst? Was für einen Grund sollte ich schon haben, ihn jemals abzulehnen? "Ich habe dich schon markiert", gab ich etwas unwillig zurück. "Ich werde dich nicht mehr ablehnen. Müssen wir erst eine Blutverbindung haben, damit du mir vertraust?"
Wieder ein tiefes Seufzen. "Dann wären wir zwar verbunden, aber du könntest dich immer noch von mir fernhalten."
"Und warum würde ich das tun?" Ungeduldig riss ich mich von ihm los, stand auf und sah mich nach Kleidung um.
Es war für einen Werwolf nicht unnatürlich nackt zu sein, aber ich war nicht bereit mich verletzlicher zu fühlen als notwendig, wenn mein eigener Mate nicht bereit war, sich mir zu öffnen.
Ich hörte, wie er sich hinter mir aufrichtete, als ich mir ein T-Shirt unter den Nagel riss, das über einem Stuhl hing.
Werwölfe waren von Natur aus relativ groß gebaut, egal ob weiblich oder männlich, daher sah es an mir nicht ganz so lang aus, wie es an den meisten menschlichen Mädchen ausgesehen hätte. Kurz hielt ich inne und fragte mich, ob er das unattraktiv finden würde. Dann schüttelte ich den Gedanken ab, er würde damit zurechtkommen müssen. Außerdem wieso sollte er mein Mate sein, wenn er mich nicht anhimmelte. Das war doch der ganze Sinn von dieser magischen Liebe oder nicht?
"Sangre", sagte Jonah in sanften Tonfall hinter mir. Ich drehte mich um und entdeckte leicht überrascht den sehnsüchtigen Ausdruck auf seinem Gesicht.
Also lag sein fehlendes Vertrauen wahrscheinlich nicht an fehlender Anziehung.
"Bitte gib mir einfach etwas Zeit", bat er mich dann in demselben Tonfall.
Nun, das war jetzt keine vollkommen abwegige Bitte, nicht wahr? Menschen würden sich in einer Beziehung auch Zeit geben. Vielleicht war Jonah ein Mensch - auch wenn ich das sehr seltsam fand für jemanden, der einen Werwolf als Bruder hatte - und wollte es nach ihren Regeln machen.
Stellte ich mir das besonders toll vor? Nein. Hatte ich Lust darauf? Nein. Würde ich es trotzdem für meinen Mate machen? Ja.
"Na gut", gab ich mich also geschlagen und setzte mich zurück auf Jonahs Bett.
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How to be a Werewolf
WerewolfIch richtete mich mühsam aus Jonahs Armen auf. "Ich sollte gehen." Zu meiner Überraschung drückte er mich mit dem Arm um meinen Bauch wieder zurück gegen seine Brust. "Du bist noch schwach. Ich will nicht, dass du noch mitten im Wald zusammen klapps...