·4·

17 4 0
                                    

Der Zug wird langsamer.
Die Stadt ist tatsächlich im selben Stil erbaut wie dieses Gebäude im Dorf. Alles was bei uns als "Futuristisch" gilt ist hier Realität. Genial. Ich muss ausschauen wie ein Welpe der um eine Leckerei bettelt, doch ich traue mich nicht zu blinzeln, aus Angst ich könnte auch nur ein Detail verpassen.
"Wir sind gleich da sammle deine Sachen und mach dich bereit."
Ich hebe eine Augenbraue und lehne mich mit verschränkten Armen zurück. "Du bist aber auch ein grandioser Witzbold, Mile". Er grinst mich einfach nur an und ahmt meine Pose nach. Da ist wohl jemand besonders bequem in meiner Anwesenheit.

Die Luft ist etwas kühler hier in der Stadt und der Himmel ist leicht bewölkt. Viele Menschen tummeln sich rund um den Bahnhof herum. Diese Bahnhof Situation gibt mir ein vertrautes Gefühl, nur dass es hier sehr viel ausgefallener ist als bei mir zu Hause. Begeistert schaue ich mich um.
"Wann müssen wir denn zu deiner Königin?"
Ich sehe Mile hoffnungsvoll an. Wie gern würde ich einfach nur durch die Straßen schlendern und die Architektur bewundern.
"Eigentlich jetzt sofort. Es hieß so schnell wie möglich." Ich ziehe ein langes Gesicht.
Mile nimmt mich bei der Hand. "Nun ja, vielleicht können wir ja einen klitzekleinen Umweg machen. Aber nur einen wirklich kleinen."
Ich strahle ihn an und drücke fest seine Hand.
Ich hake mich begeistert bei ihn unter und er zieht mich Richtung Ausgang.

Gemütlich schlendern wir die Straße entlang. Am Himmel kreisen Vögel und durch die Bäume entlang der Straßen flitzen kleine Tierchen. Es ist wirklich ein wunderschöner Ort. Man kann sagen was man will, doch die Atmosphäre hier in der Stadt ist doch deutlich angenehmer als drüben im Dorf.
Mile lässt meinen Arm sinken und fährt mit seiner Hand langsam nach unten und verschränkt seine Finger mit meinen. Ich drücke seine Hand und lächle ihn zufrieden an. Ja, so hatte ich mir das vorgestellt. Selbstzufrieden schaue ich mich weiter um.
Ich blinzle. Was war das? Da, nochmal! die Realität verzieht sich!?
Plötzlich dreht sich alles und ich verliere das Gleichgewicht. Ich werde zu Seite in eine Gasse gezogen. Die Welt verformt sich. Häuser stehen auf dem Kopf. Wo ist der Himmel?
Ich kneife die Augen fest zusammen und krümme mich zusammen. Keine Ahnung wo Mile geblieben ist.
Dumpf schleife ich über den Boden. Das war zu viel für meine Sinne. Ich würge und erbreche mich vor mich auf den Boden. Meine Glieder zittern und ich breche wieder zusammen und falle zu Seite. Der Raum scheint sich zu drehen und ich rolle richtung Erde. Ein zweites Mal erbreche ich neben mich auf den Boden. Hoffentlich bleibt das diesmal auch der Boden. Meine Haut brennt. Ich habe mir Knie und Ellenbogen aufgeschürft. Zischend richte ich mich auf. Ich schmecke Blut auf der Zunge.
Beim ersten Blick durch den Raum kann ich nichts erkennen. Als wäre meine Sicht geblockt.
"Hallöchen."
Ich kann nicht ausmachen von wo die Stimme zu kommen scheint. Von überall, doch gleichzeitig von nirgends. Hektisch blinzle ich und reibe mir übers Gesicht. Was zum-.?!
"Du bist interessant..." Die Stimme ist echt gruselig. Ich will nicht mehr hier sein. Ich will zurück- !
"Hab keine Angst. Ich werde dir nichts tun" Ein kindliches Kichern erfüllt den Raum. "Bleib nur still dann darfst du sehen!" Ich nicke und verschränke die Hände hinter meinem Kopf.
Meine Sicht klärt sich. Der Raum ist klein und überfüllt mit Gerümpel. Bücher, Teetassen, Papierrollen und viel Mechanik Krams.
"Hallo" Die Stimme kommt mir nun etwas freundlicher vor. Ein Mädchen hüpft von der Decke in mein Sichtfeld. Sie hat wilde bunte Locken und ein verrücktes puffiges Kleidchen an.
"Ich bin Tayinne, und du?" Sie setzt sich im Schneidersitz vor mich und betrachtet mich mit einer sehr interessierten Miene. Ich fühle mich ein wenig wie eine Labormaus.
"Du kannst doch sprechen oder?" Sie legt den Kopf schräg. "Oder sprichst du vielleicht unsere Sprache nicht? ... nein ich habe doch gehört wie sie mir dem Mann an ihrer Seite gesprochen hat..." man kann ihre Gedankengänge naherzu perfekt in ihrem Gesicht nachvollziehen.
"Ich... ähm ich heiße Fynn... wieso genau bin ich hier? Was möchtest du von mir?" Ich bewege meine Hände ein bisschen und sofort verliere ich mein Raumgefühl wieder.
"Okay tut mir leid, ich hatte nicht vor etwas zu tun du kannst dich beruhigen. Ich kann dir ja nicht einmal etwas tun, ich bin völlig unfähig was so etwas angeht, wirklich, ich wünsche es wäre anders, doch das ist es nicht."
Ich erlange mein Gefühl wieder. Sie baumelt nun von der Decke und schaut mich interessiert an.
"Nein, nein, da liegst du falsch. Ich weiß es ganz genau du bist stark und kannst mir weh tun." Sie berührt ängstlich ihre Kehle.
Also wirklich, selbst wenn ich eine Waffe hätte, wüsste ich nicht, wie man sie benutzt. Ich würde eher mir selbst weh tun als dass ich jemand anderen schwer verletzten könnte.
"Ich sage dir, ein Kaninchen ist gefährlicher als ich es jemals war.", antworte ich ihr.
Sie schießt von der Decke auf mich zu und packt mich bei den Schultern.
"Hör mir doch zu! Ich sage du bist gefährlich!" Brüllt sie mir entgegen. Ich zucke zusammen.
Sie schaut mich wütend an. So schnell wie sie hinunter gekommen ist sitzt sie auch schon wieder an der Decke. Also ich glaube wenn hier jemand gefährlich ist, dann ist sie das. Ich habe mir fast in die Hose gepinkelt so sehr hat sie mich erschrocken!
"Aber ich habe einen Vorschlag für dich." Sie gleitet sanft zurück auf den Boden und schlendert durch den Raum. Ich bewege mich um ihr mir meinem Blick folgen zu können.
"Ich sagte bewege dich nicht!", kreischt sie.
Wieder zucke uch zusammen und drehe mich zurück und erstarre. Ich höre ein paar Phiolen klingen als sie aneinander stoßen.
"Ich zeige dir, was du kannst und du legst einen Schwur ab, dass du dich niemals gegen mich wenden wirst." Wieder kommt sie von der Decke un mein Sichtfeld gesprungen. Sie hält zwei Phiolen in den Händen.
"Was sagst du?" Sie lächelt mich zuckersüß an. Sie strahlt mich an als hätte sie mir das Angebot meines Lebens gemacht.
"Wie wäre es mit einer Kostprobe? Ich meine von dem was du versprichst. Du zeigst mir was du mir zeigen willst und ich denke darüber nach. Wenn ich mich dagegen entscheide den Deal anzunehmen, entfernst du mein Wissen über meine Fähigkeiten. Wie klingt das? Wäre das möglich?"
Sie überlegt einige Minuten. Legt sich offensichtlich eine Pro und Contra Liste in ihrem Kopf an.
"Ja, lass uns das machen!" Sie lächelt mich begeistert an und schon habe ich eine der Phiolen an den Lippen.

Shifted, but for real Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt