Lost - In the woods [Deutsch]

Kapitel 3

Ich reagierte am aufgebrachtesten. Wieso auch nicht? Alle anderen drehten sich nur um. Und dann musste Kayla natürlich wieder die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber auch Mr Scott wirkte besorgt. Er rief: "Alle stehenbleiben! Wenn Malcolm wirklich weg ist, dann müssen wir dorthin gehen, wo er zuletzt gesichtet wurde. Also, wer hat Malcolm als letztes gesehen, und wo?"

Desmond antwortete als erster: "Vor einigen Minuten haben wir uns noch gestritten, wieso Roberto Carlos so gut Freistöße schießen kann. Dann bin ich genervt weggegangen."

"Hat ihn jemand nach Desmond gesehen?"

Alle schüttelten den Kopf.

"Okay, Desmond, wo war das ungefähr?"

"Etwas weiter hinter". Desmond zeigte in die Richtung, von der wir hergekommen waren.

"Dann müssen wir da jetzt hin! Folgt mir!", bestimmte Mr Scott und lief schon los.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ein Gefühl sagte mir, dass wir Malcolm so schnell nicht mehr finden werden. Ich lief zu Daisy.

"So hatte ich mir 'die Entführung' von Mr Scott nicht vorgestellt", sagte ich.

"Ich glaube immer weniger, dass Mr Scott etwas damit zu tun hat", sagte sie.

"Ja kann sein", murmelte ich. Obwohl ich das Gegenteil behaupten würde. Aber das behielt ich lieber für mich.

"Aha! Über das habt ihr also die ganze getuschelt!", rief plötzlich Evelyn, die ich noch nicht bemerkt hatte. "Ich merke: Amy, du hast definitiv zu viel Sherlock Holmes gelesen."

"Haha, kann sein", lachte ich. Aber mir war wirklich zum Lachen zumute.

Wir waren da. Da, wo Malcolm zuletzt gesehen wurde. Malcolm hatte kaum Freunde. Er war unbeliebt. Nur weil er eine Art Streber war. Sein einziger Freund, Rico, war die ganze Zeit bei Cal. Und jetzt plötzlich fehlte er uns. Nicht allen, aber vielen.

Mr Scott lief auf und ab. Nachdenklich rieb er sich am Kinn. Dann stellte er seinen riesigen Rucksack ab und verkündete: "Leute, ich muss euch sagen: Ihr seid eine tolle Klasse. Haltet zusammen! Ich gehe jetzt, um Malcolm zu suchen. Ihr müsst wohl eine Weile ohne mich klarkommen. Bleibt wo ihr seid, okay? Und falls –" Er machte eine Pause. "– Falls ich im schlimmsten Fall nicht mehr zurückkomme...dann...Nein! Ich werde euch versprechen, dass ich zurückkommen werde. Ich werde mich darum bemühen. Also: Man sieht sich!"

Er hob die Hand zum Abschied.

Für uns war das alles viel zu plötzlich. Verdattert standen wir vor ihn. Alles schien wie in einem schlechten Traum. Ich rieb mir die Augen – Nein, das hier war alles echt.

Mr Scott schaute uns allen fest in die Augen. Jeden einzelnen. So als ob er uns allen persönlich eine stumme Nachricht überbringen.

Da meldete sich Ethan zu Wort: "Sind Sie sich sicher, dass Sie Malcolm alleine finden werden? Brauchen Sie nicht vielleicht Begleitung?" Es war ein seltener Fall von einem ernsten Ethan. Ohne Gegrinse oder Ironie.

Mr Scott schaute sich um. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, Ethan. Ich komme schon klar." Er zeigte auf seinen Rucksack, der auf dem Boden stand. "Ich lasse meinen Rucksack hier. Dort findet ihr alle nötigen Sachen. Nate, du bist der Klassensprecher hier. Du hast die Verantwortung und das Kommando, solange ich weg bin. Aber nun muss ich mich wirklich von euch verabschieden. Ich bin sehr stolz auf euch. Auf ein baldiges Wiedersehen!"

Nate schaute überrascht auf. Dann nickt er. Als Mr Scott sichergestellt hatte, dass er sich auf uns verlassen kann, drehte sich um und lief ins tiefe Unterholz. Seine Gestalt wurde immer kleiner. Dann drehte er sich ein letztes Mal um. Ich sah, wie er uns ein letztes Mal anschaute. Schließlich rannte er los. Immer tiefer in den Wald. Das letzte, was ich von ihm sah, war ein Aufblitzen von seinem feurig, roten Haar.