"Wo willst du hin Li?"
Ich drehte meinen Kopf um die Ecke und wartete, dass sich die Menge in den Gängen lichtete, sodass wir allein waren.
Um diese späte Uhrzeit war es untersagt und nicht erlaubt, noch hier herumlungern. Jedenfalls für uns.
Miles kratzte sich nervös an seinem Hinterkopf.
"Ich will dir etwas zeigen", beantwortete ich ihm schließlich seine Frage.
Er seufzte genervt und wippte auf seinen Füßen vor und zurück.
"Kann das denn nicht bis morgen warten, nachdem wir endlich unsere Zuordnung haben und das hier nicht mehr illegal ist Li?"
Ich schüttelte gedankenverloren den Kopf und lehnte lauschend an der kalten Metallwand, die die Gänge säumte.
"Es kann nicht warten Miles, verstehst du nicht? Ab morgen werden wir nicht mehr frei sein. Das hier muss als ein Abschluss für unsere Zeit gesetzt werden, wir müssen ein Zeichen setzten."
Er lugte über meine Schulter, ich schob ihn wieder zurück an seinen Platz.
"Sagst du mir dann jedenfalls, was du mir so wichtiges zeigen musst? "
Ich ließ seine Frage unbeantwortet, denn als auch die letzte Person den Gang verlassen hatte, der mit röhrenartigen Lichtern an den Decken ausgestattet war, welche andauernd flackerten, zog ich ihn mit mir um die Ecke.
Unsere Stiefel schabten über das Metallgitter unter uns, während wir die runden Irrwege, die sich in keinerlei Kleinigkeiten außer den Wandnummern unterschieden, entlang liefen.
Das Gitter hinterließ bei jedem Schritt ein lautes Knallen, was mich ängstlich zusammenzucken ließ.
Am gewollten Korridor angekommen, fuchtelten meine Hände nervös an der Schlüsselkarte herum, welche unser Eingangsschlüssel zu den Schleusen war.
Hoffentlich geht das hier nicht schief, dachte ich mir.
Die Tür besaß die Aufschrift"Korridor 36" und bestand aus schweren Stall, die Sorte, die sie hier in den Stationen nur für die wichtigsten Abteilungen benutzten.
"Das muss es sein", murmelte ich im Stillen vor mich hin, während Miles seinen Kopf unruhig durch alle Richtungen lenkte.
Er war für sein Alter ziemlich klein, trotzdem machte seine kräftige Statur seine kleine Größe wieder aus.
An der Seite befand sich eine kleiner Schlitz für meine Schlüsselkarte, ich zog sie durch und wartete unruhig mehrere Sekunden.
Die Tür ließ sich mit einem schweren Knarren öffnen und gab uns einen Einblick in einen dunklen Raum, der nach feuchten Wänden und öligen Metall roch.
Ich schob Miles mit mir in den Raum und schloss die Tür schnell wieder hinter mir, um ja keinen Verdacht zu schöpfen.
Als sie sich wieder in ihren Angeln befand, war es stockdunkel im Raum und nur das laute Maschinenbrummen war das einzigste, dass uns noch von unser Existenz überzeugte im hier und jetzt zu leben.
Ich bewegte mich weiter nach vorne und bekam ein paar Meter weiter um die Ecke ein ganz anderes Bild vom Raum.
Mehrere Lichter, von Monitoren, leuchteten ständig orange und blau auf und verursachten, dass ich mich noch unorientierter und faszinierender in diesem Raum fühlte.
Welche Möglichkeiten man wohl hier hatte? Aber wie viel Schaden man zugleich auch anrichten konnte, verursachte das mir ganz schwer um den Magen wurde.
Ich beugte mich über einen der Monitore und lugte neugierug über all die vielen Tasten und Elektrischen Flatscreens.
Jemand stieß hinter mich und ich zuckte krampfhaft zusammen, ganz in Gedanken verloren, dass Miles sich auch noch im Raum mit mir befand.
Seine Stimme hatte einen zittrigen Unterton als er sprach:"Was zum Teufel ist das hier alles Li? Und warum sind wie hier?! Weißt du eigentlich, dass du damit unsere Zulassung und auch unser Leben riskierst, sie könnten uns dafür locker executieren und nach drausen verbannen...."
Ich nahm ihn an den Schultern und brachte ihn dazu zu stoppen.
"Aber Miles, ist dir eigentlich klar, was das hier alles ist?!"
Ganz im Gegensatz zu ihm bebbte meine Stimme vor Neugierde und Aufregung.
"Damit kontrollieren sie den Posten zur Außenwelt, damit könnten wir auf jede andere beliebige Station oder auch einen Blick nach draußen riskieren..."
Miles schüttelte den Kopf.
"Ja, wenn wir nicht vorher verstrahlt werden würden."
Ich hörte ihm schon gar nicht mehr richtig zu und sagte nur:"Nicht mit der richtigen Ausrüstung Miles."
Mein plötzlicher Enthusiasmus machte selbst mir Angst und ich fragte mich unweigerlich, warum ich gerade heute alles riskierte und auf eine Karte setzte.
Vielleicht, dachte ich nach morgen nie wieder richtig leben zu können oder frei zu.
Vielleicht war dies meine Art der Welt und mir selbst Lebewohl zu sagen, bevor sich alles um mich herum zu einer Art Marionettenhaus verwandeln würde.
Meine Finger glitten über die vielen leuchtenden Lichter als wären sie der Schlüssel zu allem.
Ich blieb an einem stehen und hielt inne.
Steuerverließ, es prangte in deutlichen Buchstaben unter dem Knopf.
Ich drehte mich um, hinter uns nur eine Menge von großen metallartigen Säulen, die wie elektrische Anlagen zur Stromerzeugung aussahen.
Ich schritt durch sie hindurch, eine graue Dunkelheit umfing mich, die noch von einer feuchten Luft verstärkt wurde.
Schritte hinter mir, Miles folgte mir.
Er war stumm, so stumm, dass ich mir schon beinahe Sorgen machte.
Es fühlte sich an als wäre Reihe für Reihe, die wir durchschritten keine Veränderung zu sehen, weit und breit nur Metall und feuchte kalte Luft um uns herum.
Bis sich nach zwei weiteren Schritten eine etwas andere Sicht vor uns veranschaulichte.
Ein langer Korridor.
Dahinter nur rechts und links jeweils zwei Luken.
Man erkannte nicht was dahinter war aber mein Gefühl schrie förmlich danach, es herauszufinden.
Ich näherte mich ihnen und erkannte ganz oben die Bezeichnung der Luken:
Steuerverließ.
Ohne groß nachzudenken drehte ich mich um und machte mich auf den Rückweg zu dem Anfang.
Beim Tastenfeld angekommen, hielt ich vor dem gewollten Knopf inne, fast so als wollte ich mich selbst fragen, ob ich das wirklich riskieren wollte.
Bis ich mich daraufhin selbst fragte, was gibt es zu riskieren?
Nichts was ich in meinen bisherigen Leben gesehen, gelernt oder gar erlebt hatte, war auch nur ansatzweise etwas Wert, ganz im Gegensatz zu diesen einem Moment - diesen einem Moment an dem ich einen Blick zu dem wirklich wichtigen riskieren konnte.
Ohne zu zögern betätigte ich den Knopf für das Steuerverließ und machte mich daraufhin schnell auf den Weg durch die Metallsäulen, welche elektrisch summten, hindurch zu den langen Korridor mit den beiden Luken.
Bevor ich wie gebannt den Korridor betreten konnte, hielt mich jemand an der Hand zurück.
"Bis hierhin und nicht weiter Li, dass musst du ohne mich machen."
Er schüttelte entschuldigend den Kopf, so als wolle er mir sagen er tolerierte meine waghalsige Persönlichkeit bis hierhin und nicht weiter.
"Ist es das wirklich wert?"
Fragte Miles.
Ich nickte wild entschlossen und ging den langen weiten Korridor entlang, blieb vor den riesigen Luken stehen und atmete tief durch.
Ich meinte beinahe durch die dicken kühlen Wände eine Anziehung zu spüren, etwas kroch meine Arme hoch und verursachte mir eine Gänsehaut.
Ich betätigte den Lukenknopf und musste mir bei den ungeheuerlichen Lärm die Hände vor die Ohren halten.
Es war kaum auszuhalten.
Die Luke öffnete sich und ich vernahm eine ungewohnte Kühle auf meiner Haut.
Ich blinzelte ein paar Mal und erkannte einen nicht allzu großen Raum.
Ein paar Anzüge und Geräte säumten die Wände und Knöpfe, wieder eine Vielzahl von Knöpfen.
Doch sie waren es nicht die mir den Atem raubten, es war die Aussicht.
Geballt prangte nur ein paar Meter und durch eine Panzerdicke geschützte Schreibe ein Bild vor meine Augen welches ich mir jeden Tag meines bisherigen Lebens Tag für Tag ausgemalt hatte.
Die Oberfläche.
Grau und voller Trauer blickte mir eine unendliche Landschaft entgegen.-
DU LIEST GERADE
Smoke.Pillars
Novela Juvenil"Du hast ja keine Ahnung Leia. Keine Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn sich die radioaktiv verstrahlte Luft in deinen Lungen ausbreitet und dir jediglichen Platz zum atmen nimmt. Weißt nicht wie es ist, wenn dir die Strahlung deine Haut wegätzt und...